Air Show: Flugzeugbauer in Le Bourget zwischen Teilemangel und Klimastress

Air Show: Flugzeugbauer in Le Bourget zwischen Teilemangel und Klimastress
Die weltgrösste Luftfahrtmesse in Le Bourget wird auch 2023 die Massen anziehen. (SIAE/Flickr)

Le Bourget – Nach einer Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie findet ab kommenden Montag wieder die weltgrösste Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris statt. Die grossen Flugzeughersteller Airbus und Boeing, aber auch kleinere Anbieter und Zulieferer aus 49 Ländern stellen ihre Produkte aus und hoffen auf Aufträge. Im Fokus stehen auch Entwicklungen, die das Fliegen künftig CO2-neutral oder zumindest weniger klimaschädlich machen sollen.

Die Paris Air Show wechselt sich gewöhnlich jährlich mit der Farnborough Airshow südwestlich von London ab. Im Jahr 2021 war die Veranstaltung in Le Bourget allerdings ausgefallen. Bei der 54. Ausgabe in diesem Jahr sind laut Veranstalter rund 2450 Aussteller vertreten. Von Montag bis Donnerstag ist die Veranstaltung Fachbesuchern und Pressevertretern vorbehalten. Von Freitag bis Sonntag (25. Juni) ist die Messe auch für die Öffentlichkeit geöffnet.

Engpässe bei Bauteilen, Rohstoffen und Arbeitskräften
Gewöhnlich sammeln Flugzeughersteller und -zulieferer auf diesen Veranstaltungen Grossaufträge in Milliardenhöhe ein. Bei der Messe in Farnborough 2022 fielen die Bestellungen aber vergleichsweise mau aus. «Wir brauchen keine Airshow, um zu zeigen, dass wir Flugzeuge verkaufen», hatte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX gesagt. Letztlich holte der Konzern im Gesamtjahr Bestellungen über mehr als 1000 Flugzeuge herein und damit mehr, als er jemals in einem Jahr ausliefern konnte.

Nach dem Geschäftseinbruch in der Corona-Krise steuert der Luftverkehr wieder auf das Niveau aus dem Jahr 2019 zu. Allerdings haben Flugzeughersteller und Zulieferer mit Engpässen bei Bauteilen, Rohstoffen und Arbeitskräften zu kämpfen und können den Bedarf an neuen und weniger spritdurstigen Jets kaum befriedigen.

Volle Airbus-Auftragsbücher
Die Engpässe dürften noch bis ins nächste Jahr oder gar bis 2025 anhalten, hatte Airbus-Chef Guillaume Faury vor einigen Wochen gesagt. Der weltgrösste Flugzeugbauer aus Europa hat deshalb schon seine ursprünglichen Pläne für den Ausbau der Mittelstreckenjet-Produktion nach hinten geschoben. Die Rekordproduktion von monatlich 75 Jets der A320neo-Familie soll nun erst im Jahr 2026 erreicht werden. Der Hersteller sitzt gerade bei diesen Typen auf dicken Auftragsbüchern. Seine Produktion ist auf Jahre hinweg ausgebucht.

Hausgemachte Probleme bei Boeing
Hauptkonkurrent Boeing aus den USA kämpft grundsätzlich mit ähnlichen Engpässen, hat aber auch viele hausgemachte Probleme zu lösen. Nach den tödlichen Abstürzen zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max durfte das Modell mehr als anderthalb Jahre lang weltweit nicht mehr abheben. Nach mehreren Nachbesserungen wurden die Verbote im Grossteil der Welt zwar wieder aufgehoben, doch bei der Produktion hinkt Boeing dem Rivalen Airbus immer noch weit hinterher.

Bei seinem Grossraumjet 787 «Dreamliner» musste der US-Konzern wegen Fertigungsmängeln einen mehr als einjährigen Auslieferungsstopp verdauen, und die modernisierte Version der noch grösseren Boeing 777 kommt Jahre später als geplant. All dies kostete den Konzern Milliardensummen.

Neue Langstreckenversionen des A321neo und der 737 Max
Airbus punktet bei seinen Kunden unterdessen zusätzlich mit der neuen Langstreckenversion seines Mittelstreckenjets A321neo. Das Flugzeug mit dem Namen A321XLR (Extra Long Range) hatte vor rund einem Jahr seinen Erstflug absolviert und soll diesmal auch in Le Bourget der Öffentlichkeit vorgeführt werden. Die Auslieferung des ersten Typs ist allerdings erst für 2024 anvisiert, denn die Zulassung steht noch aus. Ausserdem zeigt der Hersteller die für nicht ganz so lange Strecken ausgelegte A321LR, zwei Varianten des Grossraumjets A350 und den kleinsten Airbus A220.

Boeing führt die neue Langversion der 737 Max vor. Der Flieger mit der Bezeichnung 737 Max 10 hätte beinahe das Licht der Welt nicht erblickt, weil er die verschärften Anforderungen an neue Flugzeugtypen nicht erfüllt. Nur eine massgeschneiderte Ausnahme durch den US-Kongress erlaubt es Boeing, für den Typ noch in diesem Jahr eine Zulassung zu erhalten. An Nachfrage fehlt es auch hier nicht: Im Mai orderte der irische Billigflieger Ryanair gleich 150 Maschinen und sicherte sich Optionen über weitere 150 Exemplare des Typs.

Neue 777X
Auch die Boeing 787 «Dreamliner» wird auf der Air Show zu sehen sein. Zudem hat der Hersteller seine neue 777X angekündigt. Wie andere moderne Flugzeuge lockt die Neuauflage des erfolgreichen Grossraumjets 777 mit einem deutlich geringeren Kerosinverbrauch. Weil Boeing die Auslieferung des ersten Exemplars bis 2025 aufgeschoben hat, müssen Käufer wie die Lufthansa allerdings mehrere Jahre länger warten als ursprünglich gedacht.

Von «klimafreundlich» noch weit entfernt
Neue Maschinen mit modernen Triebwerken verbrauchen deutlich weniger Treibstoff als ihre Vorgängermodelle und gelten daher als weniger umweltschädlich. Von «klimafreundlich» sind sie aber noch weit entfernt. Die Hersteller arbeiten deshalb daran, dass die Flugzeuge künftig komplett mit nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF) betrieben werden können, die etwa aus Pflanzenresten oder synthetisch hergestellt werden.

Passagierjet mit Wasserstoffantrieb
Airbus bereitet zudem die Entwicklung eines Passagierjets mit Wasserstoffantrieb vor. Der soll im Jahr 2035 fertig sein, benötigt dann aber auch eine völlig neue Infrastruktur an den Flughäfen. Und selbst wenn der Flieger dann kein CO2 mehr ausstösst, müsste auch der Wasserstoff «grün», sprich CO2-frei hergestellt werden, damit die Angelegenheit wirklich klimaneutral wird.

Im Fokus dürfte in Le Bourget auch das Rüstungsgeschäft stehen. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben viele Staaten wie Deutschland ihre Verteidigungsbudgets kräftig aufgestockt, um ihr Militär mit neuen Panzern, Kampfflugzeugen und Drohnen aufzurüsten.

Airbus zeigt in diesem Segment unter anderem den Kampfjet Eurofighter, das Tankflugzeug A330 MRTT und die Militärhubschrauber Tiger und NH90. Zu sehen ist auch ein Modell der geplanten Drohne Eurodrone. Boeing führt etwa den Kampfjet F15E «Strike Eagle» und den Langstreckenbomber B-1B Lancer vor, ausserdem die Hubschrauber Chinook und Apache. (awp/mc/pg)

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