US-Arbeitsmarkt zeigt Anzeichen einer Abschwächung

US-Arbeitsmarkt zeigt Anzeichen einer Abschwächung
(Photo by Ju PhotoStocker from Freerange Stock)

Washington – Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Juli uneinheitlich entwickelt. Er bleibt zwar insgesamt robust, zeigt aber Anzeichen einer Abschwächung, wie aus den am Freitag in Washington veröffentlichten Daten des Arbeitsministeriums hervorgeht. So ist die Beschäftigtenzahl weniger als erwartet gestiegen, während die Arbeitslosenquote zurückgegangen ist. Das Lohnwachstum bleibt solide.

Ausserhalb der Landwirtschaft sind im Juli 187 000 Stellen hinzugekommen. Analysten hatten im Schnitt mit 200 000 neuen Stellen gerechnet. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten um insgesamt 49 000 Stellen nach unten revidiert.

Arbeitslosenquote sinkt weiter
Die Arbeitslosenquote sank hingegen auf 3,5 Prozent von zuvor 3,6 Prozent. Damit ist die Quote den zweiten Monat in Folge gesunken. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer unveränderten Quote gerechnet. Die Zahl aller Arbeitslosen lag im Juli bei rund 5,8 Millionen, wie das Ministerium weiter mitteilte. Sie hat sich damit im Vergleich zum Vormonat etwas verringert.

Höhere Löhne
Zudem ist die Lohnentwicklung stärker als erwartet ausgefallen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,4 Prozent. Ökonomen hatten im Schnitt ein Plus von lediglich 0,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Stundenlöhne um 4,4 Prozent zu. Auch dieser Anstieg ist stärker als erwartet.

«Solider Beschäftigungsaufbau» vs….
«Die Abkühlung am Arbeitsmarkt lässt weiter auf sich warten», kommentierte Ulrich Wortberg, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). «Trotz der restriktiven Geldpolitik ist es im Juli zu einem soliden Beschäftigungsaufbau gekommen.» Die US-Notenbank hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen stark angehoben. Nach einer Pause hat sie im Juli erneut die Zinsen angehoben. Die robuste Lohnentwicklung erschwert den Kampf gegen die Inflation. Die Fed dürfte laut Wortberg daher noch nicht das Ende der Zinserhöhungen ausrufen, sondern sich alle Türen offen halten.

…»klare Abschwächung»
Merklich skeptischer schauen Volkswirte der Commerzbank auf die Daten: «Der heutige US-Arbeitsmarktbericht belegt eine klare Abschwächung.» Dies gelte auch für den am Sechsmonatsdurchschnitt gemessen Trend. «Mittelfristig werden die Inflationsrisiken damit wohl weiter an Bedeutung verlieren und die Gefahren für die Vollbeschäftigung langsam zunehmen.» Die Fed dürfte daher die Zinsen nicht weiter anheben.

Nach Einschätzung von Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, kristallisiert sich am Arbeitsmarkt langsam eine Abschwächung heraus, welche angesichts der zurückliegenden Leitzinsanhebungen der US-Notenbank «überfällig» sei. «Daher ist nach unserer Ansicht bei den US-Leitzinsen das Ende der Fahnenstange erreicht», so der Ökonom.

Die Finanzmärkte teilen überwiegend den skeptischen Blick auf die Daten. Am Devisenmarkt geriet der US-Dollar unter Druck. Der Euro stieg auf ein Tageshoch von 1,1027 Dollar, nachdem er zuvor deutlich unter der Marke von 1,10 Dollar notiert hatte. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten zu und die Renditen gaben entsprechend nach. Die US-Aktienmärkte starteten mit Kursgewinnen in den Handel. (awp/mc/pg)

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