Argentinien bekommt Feuer von Ratingagenturen

Argentinien bekommt Feuer von Ratingagenturen
Argentiniens Präsident Mauricio Macri.

New York / Buenos Aires – Nahezu zeitgleich mit lauten Warnungen von Ratingagenturen vor einem wirtschaftlichen Niedergang Argentiniens hat Staatspräsident Mauricio Macri den Finanzminister ausgetauscht. Nicolás Dujovne reichte am Samstag seinen Rücktritt ein. Das Amt wird Hernán Lacunza antreten, der bislang Wirtschaftsminister der Provinz Buenos Aires war. «Ich habe Vertrauen, dass er die geeignete Person für diese neue Etappe ist», schrieb Macri auf Twitter.

Zuvor hatten am späten Freitagabend die US-Agenturen und Fitch ihre Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Landes herabgesetzt. Letztere senkte das Rating gleich um zwei Stufen auf «CCC». Damit sind nach Einschätzung von Fitch nur bei günstiger Entwicklung Zahlungsausfälle vermeidbar.

Der Ausgang der landesweiten Vorwahlen am vergangenen Sonntag habe die politische Unsicherheit erhöht und die Finanzierungsbedingungen empfindlich eingeengt, schrieb Fitch zur Begründung. Zudem dürfte sich das volkswirtschaftliche Umfeld verschlechtern, was die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts oder einer wie auch immer gearteten Restrukturierung erhöhe.

Wenig später schlug Standard & Poor’s in dieselbe Kerbe. Die Agentur senkte ihre Bewertung allerdings nur um eine Stufe auf «B-«, drohte aber mit weiteren Abstufungen. Die Begründung für den Schritt war ähnlich wie bei Fitch.

Herbe Schlappe bei Vorwahlen für Macri
Bei den allgemeinen Vorwahlen vor einer Woche hatte Macri eine herbe Niederlage hinnehmen müssen. Der Oppositionskandidat Alberto Fernández, mit der Ex-Präsidentin Cristina Kirchner als Vizekandidatin, erhielt 47,6 Prozent der Stimmen. Macri kam lediglich auf 32 Prozent. Die Vorwahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für die Präsidentenwahl im Oktober.

Der ausgeschiedene Minister Dujovne hatte 2018 Finanzhilfen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar ausgehandelt, die mit hohen Sparauflagen im Staatshaushalt verbunden waren. Die hohe Inflation und die anhaltende Rezession liessen viele Wähler bei den Vorwahlen gegen Macri stimmen.

Nach den Vorwahlen waren die Aktienmärkte und der Peso eingebrochen. Die Regierung versprach daraufhin am Mittwoch Steuerkürzungen für Arbeiter und Angestellte, eine Streckung der Abgaben für kleine und mittelständische Unternehmen, Boni für Beschäftigte im öffentlichen Dienst und eine Anhebung des Mindestlohns. Zudem wurde der Benzinpreis für 90 Tage eingefroren. Nach Medienberichten war Dujovne mit diesen Massnahmen nicht einverstanden. (awp/mc/ps)

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