BMW-Chef Krüger hört auf

BMW-Chef Krüger hört auf
Harald Krüger, ehemaliger BMW-Konzernchef. (Foto: BMW)

München – Der Autobauer BMW muss sich einen neuen Chef suchen. BMW-Vorstandschef Harald Krüger stehe für eine Verlängerung seines Ende April 2020 auslaufenden Vertrages nicht zur Verfügung, teilte der Dax-Konzern überraschend am Freitag in München mit. Der Aufsichtsrat will sich in seiner Sitzung am 18. Juli mit der Nachfolge Krügers befassen. Die BMW-Stammaktie reagierte kaum auf die Nachricht und lag am Nachmittag gut 0,4 Prozent im Minus.

«Nach über zehn Jahren im Vorstand, davon mehr als vier Jahre als Vorstandschef der BMW Group, will ich mich nun beruflich neu orientieren», sagte Krüger laut Mitteilung. Schon seit einigen Wochen steht Krügers Zukunft bei den Münchenern in Frage, Kritiker warfen ihm Zaghaftigkeit bei der Ausrichtung des Konzerns auf künftige Aufgaben vor.

Seit 27 Jahren im Konzern
Seit 1992 ist der 53-jährige Maschinenbauingenieur im Konzern. Krüger hatte im Mai 2015 das Rennen um den Chefposten bei den Münchnern gegen den damaligen BMW-Einkaufsvorstand und heutigen VW-Konzernchef Herbert Diess für sich entschieden, vor allem, weil er als Teamplayer galt und den Rückhalt bei den Grossaktionären der Erbenfamilie Quandt hatte.

Oliver Zipse dürfte Krüger-Nachfolger werden
Auf Krüger dürfte nun Produktionsvorstand Oliver Zipse an der Spitze des Führungsgremiums folgen, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» («FAZ») und die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Konzernkreise schrieben. Zipse ist 55 Jahre alt und könnte schon auf der Aufsichtsratssitzung Mitte Juli am US-Standort in Spartanburg (South Carolina) zum neuen Chef gekürt werden, hiess es in der «FAZ». Ein BMW-Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren. Als ein weiterer interner Kandidat aus dem Vorstand gilt Entwicklungschef Klaus Fröhlich, der allerdings mit 59 Jahren bald die bei BMW geltende Altersgrenze von 60 Jahren für Vorstände erreicht.

Verkaufszahlen zuletzt wieder im Aufwind
Krüger hat in seiner Amtszeit 2016 die Führung im weltweiten Verkauf von Premiumautos an den Erzrivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern abgeben müssen, die sein Vorgänger Norbert Reithofer Jahre zuvor erobert hatte. Derzeit befindet sich BMW vor allem dank neuer SUV-Modelle und insbesondere in China und den USA mit den Verkaufszahlen wieder im Aufwind – für 2020 hatte Krüger das Ziel ausgegeben, wieder vor Mercedes-Benz liegen zu wollen.

«Harald Krüger hat über ein Vierteljahrhundert für die BMW Group in den verschiedensten Funktionen mit grosser Leidenschaft wichtige Akzente gesetzt», sagte Reithofer, heute Aufsichtsratschef. Krüger habe die Bedeutung strategischer Kooperationen im Konzern gestärkt, hiess es vom Unternehmen. Dazu gehört das Zusammengehen mit Daimler bei Mobilitätsdiensten wie Carsharing und Fahrtenvermittlung, aber auch die gemeinsame Forschung an Technologien für das autonome Fahren mit den Stuttgartern. Auf diesem Gebiet hat BMW auch eine Allianz mit dem US-Technologiekonzern Intel und der Softwarefirma Mobileye.

Renditeziele verfehlt
Zuletzt bekam Krüger von den eigenen Aktionären auf der Hauptversammlung im Mai allerdings ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Vergangenes Jahr verfehlte der Autobauer in seinem Kerngeschäft erstmals seit der Finanzkrise die Renditeziele, auch weil BMW viel Geld in Elektroantriebe und neue Modelle gesteckt hat. Der Gewinn brach ein, die Dividende wurde gekürzt.

Auch in diesem Jahr wird das mittelfristige Ziel aller Voraussicht nach nicht erreicht. Zusätzlich musste der Konzern zuletzt eine Rückstellung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro bilden, um für eine mögliche Kartellstrafe durch die Europäische Kommission gewappnet zu sein. (awp/mc/pg)

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