BP will an Russland und Tiefsee festhalten

BP will an Russland und Tiefsee festhalten

BP-CEO Bob Dudley.

Unter dem Protest von Aktionären und Opfern der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat BP-Chef Bob Dudley seine Strategie zur Reform des Konzerns verteidigt. BP müsse weiter versuchen, russisches Öl zu fördern und noch mehr in die Ausbeutung von Tiefsee-Vorkommen investieren: «Wir haben im Golf von Mexiko 20 Jahre lang sicher gearbeitet».

Dies sagte Dudley auf der Hauptversammlung (HV) am Donnerstag in London. Erboste Aktionäre gingen das BP-Management zum Teil scharf an. Viele zeigten sich mit dem Auftritt der Mannschaft von Konzernchef Dudley im Zusammenhang mit der Katastrophe auf der Ölplattform Deepwater Horizon und beim Einfädeln des Deals mit dem russischen Staatskonzern Rosneft unzufrieden. BP hatte wegen der Folgekosten für die Katastrophe mit elf Toten im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten einen Verlust von fünf Milliarden US-Dollar ausweisen müssen. Die Dividendenzahlung wurde teilweise ausgesetzt.

Fischer Zutritt zu HV verwehrt
Umweltschützer und betroffene Fischer reklamierten die noch immer nicht beseitigten Umweltschäden in den USA. «Mein Boot ist seitdem nicht mehr ausgelaufen», sagte ein Fischerin. «Wir wollen sichergehen, dass niemand glaubt, die Katastrophe sei schon vorüber», sagte eine Aktivistin. Dudley sagte, 99 Prozent des von der Ölkatastrophe betroffenen Gebietes sei wieder für die Fischerei freigegeben. Den eigens aus den USA angereisten Fischern wurde der Zutritt zu der Hauptversammlung aus Sicherheitsgründen verwehrt. Vor dem Gebäude wurden andere Aktivisten, die gegen die Ausbeutung von Ölsanden in Kanada protestierten, des Platzes verwiesen. Einige hatten versucht, die Bühne der Hauptversammlung zu stürmen.

BP zu Russland-Plänen: «Wir müssen dort dabei sein»
Zu den Plänen in Russland sagte Dudley, BP wolle weiter mit dem Staatskonzern Rosneft nach Öl im russischen Nordpolarmeer bohren. Russland sei eines der wichtigsten Gebiete für Öl und Gas überhaupt, sagte Dudley. «Wir müssen dort dabei sein.» Vorgesehen ist ein Aktientausch mit Rosneft im Wert von zehn Milliarden Pfund (rund 12,5 Milliarden Euro). Allerdings hat gegen die geplante Zusammenarbeit russische Oligarchen-Konsortium AAR ein Veto eingelegt. Das Konsortium arbeitet mit BP seit 2003 im gemeinsamen Unternehmen TNK-BP zusammen. Der Gesellschaftervertrag sehe vor, dass BP nicht ohne Zustimmung von AAR mit anderen Partnern Gemeinschaftsprojekte in Russland angehen dürfe, argumentieren sie. AAR erwirkte eine einstweilige Verfügung. Mehrere aussergerichtliche Schlichtungsversuche scheiterten.

AAR-Forderung als unrealistisch eingeschätzt
AAR will laut einem BBC-Bericht, dass die Zusammenarbeit mit dem Staatskonzern Rosneft komplett über TNK-BP abgewickelt wird. Alternativ soll AAR den Verkauf seines 50-Prozent-Anteils am Gemeinschaftsunternehmen zum Preis von 35 Milliarden Dollar angeboten haben. BP taxiert den Marktwert aber nur auf 25 Milliarden Dollar und schätzt die Forderung als unrealistisch ein. Der russische Energieminister Sergej Schmatko sagte am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax, der Staat werde in den Konflikt nicht eingreifen. Ähnlich hatten sich bereits andere Minister und auch Berater von Regierungschef Wladimir Putin geäussert. Beobachter werten den von Präsident Dmitri Medwedew erzwungenen Rücktritt von Vizeregierungschef Igor Setschin aus dem Rosneft-Aufsichtsrat als Schwächung für die geplante Zusammenarbeit mit BP.

Keine Abkehr von Tiefseebohrungen
Dudley sagte vor den Aktionären, für BP habe die Exploration von Ölvorkommen in der Tiefsee weiter Priorität. Der Energiebedarf der Menschheit wachse jährlich um 1,7 Prozent und werde im Jahr 2030 fast 40 Prozent über dem heutigen Standard. 93 Prozent der zusätzlichen Nachfrage kämen von Schwellenländern. «Es wird mehr Naturgas gefördert werden und die Erneuerbaren werden an Gewicht gewinnen», sagte Dudley. Aber die fossilen Energieträger würden weiter eine tragende Rolle spielen müssen. «Wir werden unsere Investitionen in diesem Bereich verdoppeln», kündigte er an. (awp/mc/ss/upd/ps)

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