CEOs weltweit und in der Schweiz wegen US-Zöllen besorgt – bei Investitionen herrscht Vorsicht

Zürich – Die aktuelle Ausgabe der CEO Outlook Survey von EY Parthenon, der Strategie- und Transaktionsberatung von EY in der Schweiz, zeigt: Für Konzernchefs weltweit wird die US-Zollpolitik zum Sorgenfaktor Nummer eins. 42 Prozent der 1200 weltweit befragten Führungskräfte bezeichnen die aktuelle geo- und handelspolitische Unsicherheit als Hauptrisiko für ihr Unternehmen. Von den 50 im April befragten Schweizer CEOs sind 52 Prozent dieser Meinung. Auch US-CEOs zeigen sich besorgt: Für 38 Prozent der US-amerikanischen Führungskräfte stellt diese Unsicherheit das Hauptrisiko für das eigene Unternehmen dar. Damit stellt die Möglichkeit eines neuen weltweiten Handelskriegs alle anderen Themen in den Schatten: Ein Personalmangel ist beispielsweise nur aus Sicht von 20 Prozent der Schweizer CEOs das Top Risiko für das eigene Unternehmen, weltweit sind 17 Prozent dieser Ansicht, in den USA 22 Prozent.
Es ist absehbar, dass die steigenden Zölle sowohl zu Margeneinbussen als auch zu Preiserhöhungen führen werden. Denn 31 Prozent der Schweizer CEOs planen, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben – weltweit liegt der Anteil bei 33 Prozent. Auch in den USA dürften die Zölle zu Preissteigerungen führen: 35 Prozent der US-Unternehmen beabsichtigen, die Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben. Das dürfte die Nachfrage auch in den USA dämpfen und damit die Konjunktur zusätzlich belasten. Ähnlich viele Unternehmenschefs – 42 Prozent weltweit, 36 Prozent in der Schweiz – wollen versuchen, die zusätzlichen Kosten durch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen aufzufangen.
«Die volatile und unberechenbare US-Zollpolitik hat sich aus Sicht der Unternehmensführer zum weltweit grössten Risiko für die Konjunktur entwickelt», sagt Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz. «Die Unsicherheit bei den weltweit befragten CEOs ist enorm und führt dazu, dass Unternehmen ihre Investitionspläne überdenken – grössere Investitionsentscheidungen werden hinausgezögert oder sogar gänzlich gestoppt.»
US-Zollpolitik zeigt deutliche Folgen
Die Folgen der US-Zollpolitik zeigen sich laut den Unternehmensführern in vielerlei Hinsicht. So zum Beispiel bei den Investitionen: 22 Prozent der weltweit befragten CEOs geben an, dass sie mindestens eine geplante Investition gestoppt haben. Ganz ähnlich äussern sich die Schweizer CEOs: 20 Prozent von ihnen geben an, mindestens eine vorgesehene Investition vorerst nicht umzusetzen. In China liegt der Anteil bei 23 Prozent, in den USA bei 21 Prozent. Weitere 54 Prozent der CEOs weltweit geben an, dass sie mindestens eine Investition mit Verzögerung umsetzen werden. In der Schweiz sind es 52 Prozent, die eine geplante Investition verzögert tätigen werden.
Stefan Rösch-Rütsche sagt: «Auch Schweizer CEOs sind vorsichtig und warten mit bestimmten Investitionen ab, bis sich die Situation gebessert, oder zumindest stabilisiert hat. Wenn die USA und China in einen Handelskrieg geraten, dann bekommen das auch Schweizer Unternehmen unweigerlich zu spüren. Gestörte Lieferketten, hohe Extrakosten, Preissteigerungen im Ein- und Verkauf, hohe Liquiditätsbelastungen und ein erhöhter Verwaltungsaufwand: Das ist ein herausforderndes Szenario für Schweizer Unternehmen, die international tätig sind.»
Die Aussicht, dass die USA innerhalb der nächsten zwölf Monate weitere Zölle einführen, beziehungsweise bestehende Zölle erhöhen könnten, sorgt bei den Führungskräften für Besorgnis. Die Befragten erwarten negative Effekte für den Geschäftsgang und die Absatzzahlen ihrer Unternehmen. In der Schweiz äussern 44 Prozent der befragten CEOs, dass sie «äusserst» oder «sehr» besorgt sind und weitere 40 Prozent zeigen sich «einigermassen» besorgt. Nur 4 Prozent der befragten Schweizer Unternehmenschefs meinen, nicht besorgt zu sein. Weltweit sagen 50 Prozent der CEOs, dass sie «äusserst» oder «sehr» besorgt sind. Weitere 35 Prozent sind «einigermassen» besorgt und nur gerade 2 Prozent zeigen keine Besorgnis.
Währenddessen herrscht bei deutschen Unternehmen Alarmstimmung: 66 Prozent der befragten deutschen CEOs sind «sehr» oder «äusserst» besorgt, dass Zollerhöhungen sich negativ auf ihr Unternehmen auswirken könnten – auch in den USA ist es ein vergleichsweise hoher Anteil von 59 Prozent. Dagegen scheinen chinesische Unternehmen verhältnismässig gelassen auf potenzielle Zollerhöhungen zu schauen: 43 Prozent – so wenige wie in keinem anderen grösseren Land – sind «äusserst» oder «sehr» besorgt.
Interesse an Zu- und Verkäufen trotz Unsicherheit auf hohem Niveau
Trotz der schwachen Konjunktur und der massiven Unsicherheit ist das Interesse an Zu- und Verkäufen von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen aktuell relativ hoch: Derzeit planen 46 Prozent der Schweizer CEOs mindestens eine Fusion oder Übernahme in den kommenden 12 Monaten. Weltweit liegt der Anteil mit 57 Prozent sogar noch höher.
Gleichzeitig zeigen Schweizer Führungskräfte eine starke Präferenz für den Aufbau strategischer Partnerschaften, die den Vorteil bieten, Kosten zu minimieren und Unternehmensressourcen zu schonen. Der Anteil der Schweizer CEOs, die innerhalb der nächsten zwölf Monate mindestens eine Allianz bzw. ein Joint Venture anstreben, liegt bei 58 Prozent – weltweit sind es 67 Prozent. «Strategische Allianzen bekommen eine immer grössere Bedeutung – nicht nur wegen der Zollpolitik der US-Administration», sagt Rösch-Rütsche. «Viele Branchen sind derzeit von massiven technologischen Veränderungen geprägt. In dieser Situation bieten Allianzen die erforderliche Flexibilität und ermöglichen ein schnelles Handeln.» (EY/mc/ps)