Chinas Wirtschaft schwächelt

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(Foto: motorradcbr - Fotolia.com)

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Peking – Die chinesischen Exporte und Importe sind im Juni überraschend gefallen. Die Ausfuhren gingen sogar um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, während die Importe mit einem Minus von 0,7 Prozent abnahmen, wie die Zollverwaltung am Mittwoch in Peking berichtete. Es war der erste Rückgang der Ausfuhren seit 17 Monaten. Die unerwartet deutliche Schwäche im Aussenhandel ist ein weiteres Zeichen, dass die zweitgrösste Volkswirtschaft der Erde an Dampf verliert. Der Handel ging insgesamt um zwei Prozent zurück.

Das langsamere Wachstum scheint für Regierungschef Li Keqiang allerdings noch akzeptabel. Die Wirtschaft entwickele sich «insgesamt stabil», sagte der Premier laut Nachrichtenagentur Xinhua am Vortag bei einem Besuch in Südchina. «Die wichtigsten Indikatoren bewegen sich noch immer in vernünftigen Grenzen.» Die Lage sei allerdings schwieriger und wechselhafter als früher. Es gebe Möglichkeiten sowohl für Wachstum als auch weiteren Abwärtsdruck.

Schwache weltweite Nachfrage trifft China
Vorrangig müsse die Wirtschaft umstrukturiert werden, um eine gesunde Entwicklung zu erreichen, sagte Li Keqiang. Die makroökonomische Kontrolle müsse langfristig denken, damit sich die Wirtschaft in einer «vernünftigen Spanne» entwickelt. Es müsse sichergestellt werden, «dass die Wachstumsrate, Beschäftigung und andere Indikatoren nicht unter unsere Untergrenzen rutschen und die Inflation nicht unsere Obergrenze überschreitet».

Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von drei bis vier Prozent erwartet. Mit dem Minus von 3,1 Prozent auf 174 Milliarden US-Dollar lagen die Exporte im Juni weit unter dem Plus von 10,4 Prozent für die erste Jahreshälfte. Ähnlich war der Importrückgang von 0,7 Prozent auf 147 Milliarden US-Dollar deutlich entfernt von dem Zuwachs von 6,7 Prozent für die ersten sechs Monate.

Aussenhandelsstatistik verzerrt
In der ersten Jahreshälfte ist der gesamte chinesische Aussenhandel nur noch um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Die Exporte nach Europa fielen um 8,3 Prozent, während es mit den USA ein Minus von 5,4 Prozent gab. Zollsprecher Zheng Yuesheng führte den Rückgang des Aussenhandels im zweiten Quartal auf schwache globale Nachfrage, schlechtere Wettbewerbsfähigkeit durch den stärkeren Wechselkurs und höhere Arbeitskosten sowie Handelsspannungen zurück.

Chinas Aussenhandelsstatistik ist allerdings verzerrt, weil der Zoll seit Mai verstärkt gegen gefälschte Ausfuhrangaben vorgegangen ist, mit denen illegal «heisses Geld» ins Land geholt wird. Dabei werden höhere Preise für Ausfuhren in Rechnung gestellt als sonst für die Waren angemessen wären. Auf diese Weise werden die strengen Regeln für Kapitalzuflüsse umgangen. So strömt Geld für Investitionen nach China, das die Handelsstatistik künstlich aufbläht. Die jüngsten Zahlen dürften somit ein realistischeres Bild geben.

Zahlen deuten auf weitere Verlangsamung hin
Der Abschwung in der weltweiten und heimischen Nachfrage lässt eine weitere Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft erwarten. Experten rechnen damit, dass das Wachstum im zweiten Quartal bei 7,5 Prozent und damit unter den 7,7 Prozent im ersten Quartal liegen wird. Chinas Wirtschaft wuchs 2012 nur noch um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – so langsam wie seit 1999 nicht mehr. Am 15. Juli werden die Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Trotz des langsameren Wachstums hält die Zentralbank daran fest, den Geldhahn nicht weiter aufzudrehen. Einer der Gründe ist auch der unerwartet schnelle Anstieg der Inflation im Juni. Mit einem starken Zuwachs der Lebensmittelpreise legte der Verbraucherpreisindex um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. (awp/mc/upd/pg)

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