Daimler baut Lkw-Geschäft aus

Daimler baut Lkw-Geschäft aus

Andreas Renschler, Vorstandsmitglied Daimler AG, Leiter Daimler Trucks.

Stuttgart – Daimler-Lastwagenchef Andreas Renschler lässt sich vom aktuell unsicheren Marktumfeld in Europa nicht aus der Spur bringen. «Der Auftragseingang stimmt uns verhalten optimistisch», sagte der Spartenvorstand am Montag bei einem Pressegespräch in Stuttgart. Weltweit sollen die Verkäufe in diesem Jahr weiter steigen, das Ergebnis soll mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen. Für künftiges Wachstum setzt Renschler vor allem auf die Wachstumsmärkte in China und Indien, wo der Hersteller im Herbst die Fertigung an neuen Standorten aufnimmt. Die Beteiligung beim russischen Partner Kamaz werde Daimler in den nächsten Jahren sukzessive ausbauen, sagte Renschler.

«Aktuell sind unsere Auftragsbücher weltweit gut gefüllt», bekräftigte Renschler. Bei den Verkäufen sei Daimler Trucks im Januar und Februar «gut unterwegs» gewesen. Auf den aktuell schwierigen Märkten in Europa und Lateinamerika setzt der Lkw-Chef auf eine Erholung im zweiten Halbjahr. In Brasilien sei dann die Umstellung auf eine strengere Abgasgesetzgebung weiter fortgeschritten. In Europa belastet ausser der Nachfrageschwäche in Südeuropa auch die Umstellung des Hauptwerks Wörth auf die Ende 2011 neu vorgestellte Generation des Schwer-Lkw Actros. Für Europa erwartet Renschler 2012 bestenfalls eine Stagnation, stellt sich aber auch auf einen Rückgang von bis zu 10 Prozent ein.

Kein konkretes Absatzziel für 2012
Insgesamt wollte Renschler für 2012 kein konkretes Absatzziel nennen. Im nächsten Jahr sollen rund eine halbe Million Lastwagen verkauft werden. Darin sind dann auch die Fahrzeuge der neuen indischen Marke BharatBenz enthalten. Bis 2020 soll der Absatz der Sparte weltweit auf mehr als 700.000 Stück wachsen. In diesem Jahr werde das Wachstum vor allem aus Nordamerika stammen, wo die Fahrzeuge besonders alt sind und ersetzt werden müssten. Auch in Japan dürfte es nach den Katastrophen des vergangenen Jahres weiter aufwärts gehen.

Im vergangenen Jahr hat die Lastwagensparte ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) knapp 1,9 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 28,8 Milliarden Euro erzielt. Mit 425.800 Fahrzeugen wurde ein Fünftel mehr abgesetzt als ein Jahr zuvor.

Zuversichtlicher Lkw-Chef
Insgesamt zeigte sich Renschler «durchweg positiv» gestimmt. In den nächsten Jahren bis 2020 stehe ein weltweites Marktwachstum von 1,7 Millionen Lastwagen in der Klasse über 3,5 Tonnen auf 6,7 Millionen Stück an, in der Hauptsache ausserhalb der traditionellen Märkte Nordamerika, Europa und Japan. Denn in den Schwellenländern werde der Transportbedarf analog zur wirtschaftlichen Entwicklung zunehmen. «Der steigende Lkw-Standard in den Wachstumsmärkten eröffnet uns neue Möglichkeiten», sagte Renschler.

Den russischen Markt will Daimler in einer Partnerschaft mit Kamaz, dem russischen Marktführer bei schweren Lkw, aufrollen. «Mit Kamaz läuft es klasse», zeigte sich Renschler zufrieden. Derzeit kontrollieren die Schwaben 15 Prozent der Kamaz-Anteile, die Beteiligung könne aber entsprechend der Marktentwicklung in Russland in den nächsten drei bis vier Jahren ausgebaut werden. Zu Beginn der Zusammenarbeit wurden Zeitfenster vereinbart, in denen eine Aufstockung möglich ist. Zur Übernahme einer Sperrminorität hat Daimler die Erlaubnis der russischen Kartellbehörde. «Wir sind nicht interessiert, kurzfristig die Mehrheit zu übernehmen», sagte Renschler. Im Moment stehe der Aufbau einer funktionierenden Lieferantenstruktur im Vordergrund.

Rendite von durchschnittlich 8 Prozent im Fokus

Dass er in diesem Jahr keine Ergebnissteigerung erwartet, begründete Renschler mit dem Anlauf der neuen Modelle. Das Ziel, ab dem nächsten Jahr eine Rendite von durchschnittlich 8 Prozent zu erzielen, habe Bestand. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 6,5 Prozent. Kosteneinsparungen verspricht der Lastwagenchef durch die Verwendung von Gleichteilen, etwa bei den Motoren für schwere Lkw. Zu Daimler Trucks gehören neben der Marke Mercedes-Benz die US-Marken Freightliner, Western Star und Thomas Built Buses sowie die japanische Fuso. Neu hinzukommen jetzt die Fahrzeuge von BharatBenz sowie des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens mit Foton unter der Marke Auman. Die Sparte beschäftigte Ende vergangenen Jahres weltweit 77.295 Menschen.

Das geplante engere Zusammenrücken von Scania und MAN unter dem VW-Dach sieht Renschler gelassen. Die Konkurrenten seien bereits bekannt, «da wird es keine Überraschung geben». Zudem dauere es immer einige Zeit, bis unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammenwachsen. «Das ist keine einfache Arbeit.» (awp/mc/ps)

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