Deutscher Wachstumsmotor stottert

Deutscher Wachstumsmotor stottert

VW-Produktion in Wolfsburg.

Wiesbaden / Berlin / Frankfurt- Der deutsche Wachstumsmotor gerät ins Stottern: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ging im Mai zum dritten Mal in Folge zurück, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Mit im Monatsvergleich 1,8 Prozent fiel der Rückgang zudem deutlich aus. Einen grösseren Rücksetzer hatte es letztmalig vor gut zwei Jahren gegeben. Bankvolkswirte zeigten sich enttäuscht: Die Commerzbank erwartet nun allenfalls eine stagnierende Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal.

Nicht nur die aktuelle Produktion fiel schwach aus, auch die Entwicklung im Vormonat wurde nach unten korrigiert. Demnach ergibt sich im April ein Rückgang um 0,3 Prozent, nachdem zunächst ein Zuwachs um 0,2 Prozent gemeldet worden war. Die Schwäche im Mai war breitgefächert, sie betraf sowohl die Herstellung in der Industrie als auch die Aktivität am Bau. Die Energieerzeugung lag dagegen im Plus. Innerhalb der Industrie gab die Produktion von Vorleistungs- und Verbrauchsgütern jeweils kräftig nach, nur Investitionsgüter wurden etwas mehr hergestellt.

Krisenherde und schwächelnde Schwellenländer belasten
«Die heutigen Zahlen bestätigen die Daten der vergangenen Wochen, die auf eine deutlich geringere Dynamik der deutschen Wirtschaft deuten», kommentierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Teilweise sei die Produktionsschwäche Folge des milden Winters, weil das Baugewerbe nicht so stark wie sonst unter der Witterung gelitten habe und nun weniger stark aufholen müsse. Entsprechend kräftig ging die Bauproduktion im Mai mit 4,9 Prozent in die Knie. «Aber auch in anderen Sektoren läuft es nicht rund.» Auf die «Konjunkturlokomotive Deutschland» sollten die anderen Euroländer erst einmal nicht hoffen, sagte Solveen.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium erklärte die schwachen Daten zum Teil mit Sondereffekten, allerdings verwies es auch auf «geopolitische Ursachen». Damit spielt das Ministerium auf zahlreiche Krisenherde an, angefangen von der Ukraine über den Irak bis hin zum Nahen Osten. Die Unsicherheit unter den Unternehmen dürfte deswegen gestiegen sein, was sich auch in einer schwächeren Nachfrage zeigt. Nach Zahlen vom Freitag waren die Industrieaufträge im Mai ebenfalls deutlich um 1,7 Prozent gefallen. Besonders schwach war die Auftragslage im Inland und ausserhalb des Euroraums. Ein wichtiger Grund für die geringe Auslandsnachfrage dürfte die schwache Dynamik in vielen Schwellenländern sein. (awp/mc/ps)

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