Polizei nimmt in Zürich zwei FIFA-Vizepräsidenten fest

Polizei nimmt in Zürich zwei FIFA-Vizepräsidenten fest

Juan Angel Napout, der Präsident des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL, ist in Zürich verhaftet worden.

Zürich / Bern – Ein halbes Jahr nach der spektakulären Festnahme von sieben FIFA-Funktionären in Zürich hat die Polizei erneut zugeschlagen. Sie verhaftete am Donnerstag zwei Vizepräsidenten der FIFA, Alfredo Hawit, den Präsidenten des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fussballverbandes CONCACAF und Juan Angel Napout, den Präsidenten des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL. Beide wehren sich dagegen, in die USA ausgeliefert zu werden.

Napout und Hawit werden verdächtigt, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben, wie das Bundesamt für Justiz (BJ) mitteilte. Um die Verhaftung der beiden Vizepräsidenten des Weltfussballverbands FIFA hatten die USA ersucht. Die Männer sitzen nun in Auslieferungshaft. Der Honduraner Hawit und der Paraguayer Napout wurden noch am Donnerstag erstmals von der Kantonspolizei Zürich angehört. Beide widersetzen sich der Auslieferung an die USA. Das BJ wird die USA daher auffordern, formelle Auslieferungsersuchen zu stellen.

FIFA nimmt keine Stellung
Die FIFA nimmt keine Stellung zu den Verhaftungen, wie der interimistische Präsident Issa Hayatou vor den Medien in Zürich sagte. Die FIFA werde «die Untersuchungen unterstützen und mit den Behörden kooperieren», kündigte er lediglich an.

Mit der Festnahme von Hawit und Napout sitzen nun zwei von sieben FIFA-Vizepräsidenten hinter Gittern. Mit Michel Platini ist ein weiterer Vizepräsident suspendiert, dasselbe gilt für Präsident Josef Blatter.

Festnahmen im Morgengrauen
Hawit und Napout waren am frühen Donnerstagmorgen im Zürcher Hotel Baur au Lac festgenommen worden, kurz vor einem Treffen des FIFA-Exekutivkomitees, an dem Reformvorschläge diskutiert wurden. Im gleichen Hotel waren bereits Ende Mai sieben FIFA-Funktionäre verhaftet worden. Wie bei diesen geht es auch bei Napout und Hawit um Bestechungsvorwürfe. Sie sollen Schmiergelder als Gegenleistung für den Verkauf von Vermarktungsrechten im Zusammenhang mit der Austragung von Fussballturnieren in Lateinamerika und von WM-Qualifikationsspielen angenommen haben.

Straftaten zum Teil in den USA abgesprochen
Die Straftaten wurden laut BJ teilweise in den USA abgesprochen und vorbereitet. Zudem seien Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden. Napout und Hawit seien im Verlauf der Ermittlungen der für den Bezirk Ost von New York zuständigen Staatsanwaltschaft unter Verdacht geraten. Das US-Justizministerium habe am 29. November sogenannte Verhaftsersuchen gestellt, schreibt das Bundesamt.

Die beiden FIFA-Vizepräsidenten sind noch nicht lange im Amt. Ihre Vorgänger Eugenio Figueredo und Jeffrey Webb waren bei der ersten Verhaftung in Zürich im Mai unter den sieben Festgenommenen. Hawit ist Präsident des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fussballverbandes (CONCACAF), Napout Präsident des Südamerikanischen Fussballverbands (CONMEBOL).

Zwei Funktionäre bereits augeliefert
Von den sieben Personen, die Ende Mai verhaftet worden waren, sind bisher zwei an die USA ausgeliefert worden: Jeffrey Webb und José Maria Marin. Sie hatten der vereinfachten Auslieferung zugestimmt. Die anderen fünf – Eugenio Figueredo, Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas und Rafael Esquivel – widersetzen sich einer Auslieferung an die USA. Ihre Beschwerden gegen die Auslieferungsentscheide sind beim Bundesstrafgericht hängig.

Zudem hat das BJ in der Schweiz eine Reihe von Konten gesperrt, über welche die Bestechungsgelder geflossen sein sollen. Bisher habe das BJ in fünf Teil-Schlussverfügungen die Herausgabe von Bankunterlagen angeordnet, hiess es in der Medienmitteilung vom Donnerstag. Sind diese rechtskräftig, können die Beweismittel den US-Behörden übergeben werden.

Im FIFA-Korruptionsfall ermitteln die Schweiz und die USA in zwei unabhängigen Verfahren. Das Schweizer Verfahren kreist um die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar, das amerikanische rund um Medien-, Marketing- und Sponsoringrechte für Fussballturniere in den USA und Lateinamerika. Im Rahmen des Schweizer Verfahrens wurde auch ein Strafverfahren gegen Blatter eröffnet.  (awp/mc/upd/pg)

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