Maduro-Gegenspielerin María Corina Machado erhält den Friedensnobelpreis 2025

Oslo – US-Präsident Donald Trump hat ihn so lautstark für sich beansprucht wie kein Zweiter, doch letztlich geht der wichtigste politische Preis der Erde nach Südamerika: Die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado wird in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Die 57-Jährige erhält die prestigeträchtige Auszeichnung «für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie». Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt.
«Der Friedensnobelpreis 2025 geht an eine mutige und engagierte Meisterin des Friedens: an eine Frau, die die Flamme der Demokratie inmitten einer wachsenden Dunkelheit am Brennen hält», sagte der Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe. Als Anführerin der demokratischen Kräfte in ihrem Land sei Machado eines der aussergewöhnlichsten Beispiele für zivilen Mut in Lateinamerika in der jüngeren Geschichte.
Machado war sprachlos, als sie von ihrer Auszeichnung erfuhr. «Oh mein Gott! Mir fehlen die Worte», sagte die Politikerin in einem kurzen Telefonat mit dem Direktor des norwegischen Nobelinstituts, Kristian Berg Harpviken. Nicht sie verdiene den Preis, sondern das venezolanische Volk, für das die Auszeichnung eine riesige Anerkennung sei. «Das ist eine Errungenschaft einer ganzen Gesellschaft. Ich bin nur eine einzelne Person», sagte sie.
«Mutige Meisterin des Friedens»
Machado gilt als einende Kraft der venezolanischen Opposition und entschiedene Widersacherin des seit 2013 regierenden autoritären Präsidenten Nicolás Maduro. 2010 wurde sie mit einer Rekordzahl an Stimmen in die Nationalversammlung ihres Landes in der Hauptstadt Caracas gewählt, ehe Maduros Führung sie vier Jahre später aus dem Amt trieb.
Ihren Kampf für die Demokratie setzte Machado trotzdem fort, half 2017 unter anderem dabei, ein Oppositionsbündnis pro-demokratischer Kräfte im Land aufzubauen. Sie erklärte 2023 ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im darauffolgenden Jahr, durfte wegen angeblicher Unregelmässigkeiten während ihrer Zeit als Abgeordneter aber nicht antreten. Stattdessen machte sie sich für den Oppositionskandidaten Edmundo González stark, der nach Angaben der Opposition die Wahl gewann – die linientreue Wahlbehörde erklärte aber Maduro zum Sieger. Die Opposition spricht von Wahlbetrug.
Demokratie als Grundlage für Frieden
Dank Machado habe die einst zutiefst gespaltene Opposition in Venezuela einen gemeinsamen Nenner in ihrer Forderung nach freien Wahlen und einer repräsentativen Regierung gefunden, würdigte Frydnes. «Genau das ist der Kern von Demokratie: unsere gemeinsame Bereitschaft, die Prinzipien der Volksherrschaft zu verteidigen, auch wenn wir uns uneinig sind», sagte er. «In einer Zeit, in der die Demokratie bedroht wird, ist es wichtiger denn je, diese gemeinsame Basis zu verteidigen.»
Demokratische Kräfte wie Machado müssten auch im Namen des Friedens unterstützt werden, forderte der Norweger. «Wir glauben, dass Demokratie eine Voraussetzung für Frieden ist.»
Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, betrachtet gerade diese Verbindung zwischen Demokratie und Frieden als wichtige Botschaft des Nobelkomitees. Die Auszeichnung von Machado sei überraschend, aber eindeutig äusserst verdient, sagte Haggag der Deutschen Presse-Agentur. «Sie sendet ein sehr positives Signal für das Anliegen der Demokratie weltweit», sagte er.
Trump geht leer aus
Der Friedensnobelpreis gilt gemeinhin als wichtigste politische Auszeichnung der Erde. US-Präsident Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, man möge ihm den Preis zusprechen. Unter anderem vor der UN-Vollversammlung in New York führte er im September an, innerhalb von nur sieben Monaten sieben Kriege beendet zu haben. «Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte», meinte er.
Noch dazu konnte Trump in dieser Woche einen ersten Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen zur Beilegung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas verkünden. Das dürfte ihn in seinen Ambitionen weiter bestärkt haben.
Was gegen Trump sprach
Experten glaubten vorab jedoch nicht an eine Preisvergabe an Trump – auch weil ihrer Ansicht nach keiner der sieben von ihm genannten Konflikte wirklich nachhaltig gelöst worden ist. Auch bei Trumps Plan für Gaza ist trotz des Durchbruchs unklar, ob er dauerhaften Frieden bringen wird.
Kritiker halten Trump zudem vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben. Gegen Trump sprach ausserdem die Nominierungsfrist: Die lief Ende Januar ab – zu dem Zeitpunkt war Trump erst elf Tage offiziell im Amt.
Es könne also rein aus verfahrenstechnischen Gründen durchaus sein, dass der Name Trump beim Nobelkomitee in diesem Jahr gar nicht als Nominierter vorgelegen habe, sagte Haggag.
Ob der US-Präsident im nächsten Jahr eine Chance haben könnte? «Das ist sicherlich möglich», sagte der Sipri-Direktor. Der gerade verkündete Gaza-Deal sei zweifelsohne eine grosse Errungenschaft. «Aber Frieden ist das noch lange nicht. Vieles hängt davon ab, was jetzt passiert», sagte er. Es gebe noch zahlreiche Herausforderungen und offene Fragen, unter anderem die Linderung der katastrophalen Lage der Menschen in Gaza oder zur Entwaffnung der Hamas.
Deutlich mehr Nominierte als im Vorjahr
Nach Angaben des Nobelkomitees sind für den Friedensnobelpreis in diesem Jahr 338 Kandidaten nominiert worden, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Insgesamt waren das 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Wer dazu gehört und wer den entsprechenden Kandidaten vorgeschlagen hat, wird in der Nobelwelt stets 50 Jahre lang geheim gehalten.
Im vergangenen Jahr war die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde für ihre auf Zeitzeugenaussagen beruhenden Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt. (awp/mc/pg)