GE tauscht nach Milliarden-Desaster den Chef aus

GE tauscht nach Milliarden-Desaster den Chef aus
H. Lawrence Culp Jr., CEO und Chairman General Electric. (Foto: GE)

Boston – Der kriselnde US-Industriekonzern General Electric (GE) tauscht angesichts einer Milliarden-Abschreibung im Kraftwerksgeschäft erneut seinen Chef aus. John Flannery übergibt den Posten nach nur 14 Monaten im Amt an den früheren Danaher-Chef Lawrence Culp Jr., wie GE am Montag überraschend mitteilte. Der Konzern muss voraussichtlich auf einen Schlag an die 23 Milliarden Dollar in der Kraftwerkssparte abschreiben. Das bisherige Gewinnziel für 2018 ist damit Geschichte.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten allerdings positiv aufgenommen. Im vorbörslichen Handel in New York ging es für die GE-Aktie zuletzt um mehr als 15 Prozent nach oben. Seit Jahresbeginn hatte sie zuvor 35 Prozent verloren – nach einem Wertverlust von 45 Prozent im Jahr 2017.

Abschreiber über 23 Mrd Dollar
Der 55-jährige Culp gab sich nach seiner Berufung kämpferisch. «GE bleibt ein grundsätzlich starkes Unternehmen», sagte er. «Wir werden in den kommenden Wochen hart arbeiten, um eine hervorragende Arbeit voranzutreiben, und wir werden mit Eile vorangehen.»

GE rechnet damit, wegen der Probleme in der Kraftwerkssparte nahezu den gesamten Firmenwert (Goodwill) des Bereichs von 23 Milliarden US-Dollar abschreiben zu müssen. Wegen der schwachen Geschäftsentwicklung in dem Bereich kassierte GE auch sein diesjähriges Gewinnziel für den Gesamtkonzern. Bisher hatte das Management für 2018 einen bereinigten Gewinn je Aktie von 1,00 bis 1,07 Dollar erwartet. Genauer will sich der Konzern dazu erst bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal am 25. Oktober äussern.

12’000 Jobs werden abgebaut
Hintergrund der Gewinnwarnung ist die schon länger desolate Entwicklung in der Kraftwerkssparte GE Power. Im Dezember hatte der Konzern wegen mauer Geschäfte mit Gas- und Kohlekraftwerken die Streichung von weltweit rund 12’000 Jobs bekanntgegeben. Spartenchef Russell Stokes hatte da bereits gewarnt: «Wir erwarten, dass der Markt herausfordernd bleibt.»

General Electric stellt wie sein deutscher Rivale Siemens Gasturbinen und andere Kraftwerkstechnik her. Die Nachfrage ist wegen der zunehmenden Verbreitung von Wind- und Solaranlagen jedoch spürbar gesunken und damit auch die erzielbaren Preise. Auch Siemens nimmt im Kraftwerksgeschäft herbe Einschnitte vor, erklärte jedoch jüngst, diese würden milder ausfallen als zunächst geplant.

Vom Hoffnungsträger zum Buhmann
Der bisherige GE-Chef Flannery hatte die Konzernführung erst Anfang August vergangenen Jahres von Jeffrey Immelt übernommen, der General Electric 16 Jahre lang geführt hatte. Der heute 57-jährige Flannery hatte 1987 bei GE angefangen und vor seinem Sprung an die Konzernspitze zuletzt die Medizintechniksparte geleitet. Bei seiner Berufung galt er als Hoffnungsträger. Er leitete einen gross angelegten Umbau des Konzern ein, verkaufte Sparten und kündigte an, sich künftig auf die Felder Kraftwerke, Alternative Energien und Luftfahrt zu konzentrieren. Die Medizintechnik hingegen soll ausgegliedert werden. Ende Juni musste GE aus dem US-Index Dow Jones ausscheiden.

Flannerys Nachfolger Culp war von 2000 bis 2014 Chef des Technologiekonzerns Danaher Corporation der in Bereichen wie Medizintechnik, Diagnostik und Drucktechnik vertreten ist. Dort habe Culp in seiner Zeit an der Unternehmensspitze den Umsatz und den Börsenwert des Unternehmens vervielfacht, hiess es bei GE. (awp/mc/pg)

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