Greenpeace: Strahlenbelastung in Japan wird verniedlicht

Greenpeace: Strahlenbelastung in Japan wird verniedlicht

Tokyo/Zürich – Eine internationale Gruppe von Strahlenschutz-Experten von Greenpeace hat zwischen dem 10. und 17. Oktober Radioaktivitäts-Messungen in Fukushima City und der hoch kontaminierten Stadt Iitate durchgeführt. Mit dabei war auch Florian Kasser, Atomexperte bei Greenpeace Schweiz. Heute wurden die Resultate in Tokyo an einer Medienkonferenz vorgestellt. Die offiziellen Messstationen weisen das Strahlungsrisiko systematisch als zu niedrig aus. Greenpeace wirft den japanischen Behörden vor, die Bevölkerung über die effektive Belastung im Unklaren zu lassen.

Die Greenpeace-Delegation hat 40 der offiziellen Strahlenmessstationen in Fukushima City überprüft. Auffallend ist, dass in mehr als 75 Prozent der Fälle bereits einige Schritte entfernt höhere Strahlenwerte festzustellen waren. In einem Umkreis von 25 Metern waren die Belastungen bereits bis zu sechs Mal höher. Dazu Florian Kasser: „Die offiziellen Messungen finden an dekontaminierten Plätzen statt. Diese Messstationen vermitteln der Bevölkerung ein falsches Gefühl von Sicherheit.“

Fortschritte gering
Die Fortschritte durch die Dekontaminierungen in der Stadt sind insgesamt gering. Nach wie vor gibt es viele kritische Stellen (Hot Spots) mit 1000-mal höherer Strahlenbelastung im Vergleich zu den offiziellen Messstationen: auch in der Innenstadt und in Erholungsräumen wie Stadtpärken. In der evakuierten Stadt Iitate konnten die Strahlenschutz-Experten von Greenpeace viele Dekontaminierungs-Arbeiten beobachten. Im hügeligen und bewaldeten Gebiet gestalten sich die Aufräumarbeiten aber als wahre Sisyphos-Arbeit. Das Wasser bringt aus den Hügeln immer wieder neue Radioaktivität. Florian Kasser: „Es ist unmöglich, dass das ganze Gebiet jemals von den radioaktiven Strahlengefahren befreit sein wird. Die japanische Regierung muss den Mut haben, diesen Fakt der Bevölkerung gegenüber offen zu legen.“ Greenpeace fordert die japanische Regierung dringend auf, mehr Geld und Ressourcen bereitzustellen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Florian Kasser: «Die Anstrengungen müssen sich auf dicht bevölkerte Gebiete wie Fukushima City konzentrieren, statt auf stark kontaminierte, evakuierte Gegenden, wo jegliche Bemühungen vergebens sind. Ausserdem braucht es seitens der Regierung eine offensive und ehrliche Informationspolitik, damit sich die Menschen selbst schützen können.» (Greenpeace/mc/cs)

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