Tui: Schrittweise Trennung von Hapag-Lloyd

Tui: Schrittweise Trennung von Hapag-Lloyd
Michael Frenzel

Tui-Chef Michael Frenzel.

Hamburg – Europas grösster Reisekonzern Tui trennt sich schrittweise von seiner Beteiligung an der Container-Reederei Hapag-Lloyd. Das Hamburger Konsortium Albert Ballin, das bereits die Mehrheit an Hapag-Lloyd hält, übernimmt für zunächst 315 Millionen Euro weitere 11,33 Prozent an der Gesellschaft, wie Tui am Donnerstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats in Hannover mitteilte. Für einen Börsengang der Reederei machte das Gremium den Weg grundsätzlich frei, legte sich jedoch weder auf einen Termin noch auf ein Volumen fest.

Die Anleger schickten die Aktie des MDax-Konzerns nach den Nachrichten zunächst um fast anderthalb Prozent in den Keller. Zuletzt notierte sie mit 0,33 Prozent im Minus bei 9,349 Euro. «Einige Marktteilnehmer haben offenbar das Gefühl, Tui hat den Anteil zu günstig verkauft», sagte ein Händler. Im Falle eines Börsengangs kann Tui von dem Konsortium allerdings noch einen Nachschlag von bis zu 35 Millionen Euro verlangen. Dessen Gesellschafter müssen dem Geschäft noch zustimmen.

Trennung als Ziel
Tui ist bislang mit 49,8 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt und will sich vollständig von seinen Anteilen trennen. Offen ist, ob der Konzern bereits beim Börsengang alle Aktien der Reederei abstösst. Die Tui-Spitze um Vorstandschef Michael Frenzel hatte auf der Hauptversammlung Anfang Februar deutlich gemacht, den Börsengang von Hapag-Lloyd noch vor Jahresmitte angehen zu wollen. In Medienberichten war als Datum bereits der 15. April genannt worden. Der Aufsichtsrat traf hierzu jedoch keine Entscheidung: Er ermächtigte den Tui-Vorstand lediglich, die Hapag-Lloyd-Aktien «im Rahmen eines Börsengangs zu verwerten».

1,71 Milliarden Euro in Hapag-Lloyd investiert
Mit dem jetzt beschlossenen Geschäft drehen die Beteiligten die Entwicklung der vergangenen Monate ein Stück zurück. Tui hatte die einstige Tochter Hapag-Lloyd im Jahr 2008 zunächst zu zwei Dritteln an Albert Ballin verkaufen wollen. Allerdings geriet die Reederei in der Wirtschaftskrise in schweres Fahrwasser. Tui schoss weiteres Geld zu und übernahm nach und nach mehr Anteile, bis knapp die Hälfte der Reederei bei den Hannoveranern lag. Nun schrumpft die Beteiligung wieder auf 38,4 Prozent. Der Reisekonzern hat dann noch immer ein Kapital von 1,71 Milliarden Euro in Hapag-Lloyd investiert.

Ein Jahr Haltefrist
Bei einem Börsengang von Hapag-Lloyd würde dem Vernehmen nach nur der Tui-Konzern seine Aktien auf den Markt werfen. Die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die anderen Mitglieder des Konsortiums Albert Ballin hätten bereits eine Haltefrist von zwölf Monaten vereinbart, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld der Eigentümer. Die Stadt Hamburg will damit auch den eigenen Wirtschaftsstandort sichern. Die Hansestadt ist mit einem Anteil von 23,55 Prozent der grösste Hapag-Lloyd-Aktionär nach Tui.

Mehr Tui Travel-Anteile kaufen
Tui-Chef Michael Frenzel könnte mit dem Erlös aus dem Hapag-Lloyd-Verkauf weitere Anteile an seiner Veranstaltersparte Tui Travel kaufen. «Mit dem Ausstieg aus der Schifffahrt bietet sich uns die Chance zum Ausbau wie zur Optimierung der touristischen Strukturen», hatte der Manager im Februar gesagt. Dabei geht es ihm darum, Hotel- und Veranstaltergeschäft enger miteinander zu verzahnen. Auf eine Komplettübernahme von Tui Travel liess er sich jedoch nicht festlegen. Derzeit gehört Tui Travel lediglich zu 55,1 Prozent zum Tui-Konzern. Die Aktien der Tochter werden an der Londoner Börse gehandelt. Nach der Nachricht vom Hapag-Lloyd-Verkauf legte der Tui-Travel-Kurs um 5,88 Prozent auf 244,70Bbritische Pence zu. (awp/mc/upd/ss)

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