Weitere Signale für Ende der Schwächephase in China

Weitere Signale für Ende der Schwächephase in China

Die Industrieproduktion im Juli so stark gestiegen wie seit Ende 2012 nicht mehr.

Peking – Die Zeichen für ein Ende der wirtschaftlichen Schwächephase in China mehren sich erneut. Die Industrieproduktion ist im Juli so stark gestiegen wie seit Ende 2012 nicht mehr. Dies geht aus den am Freitag veröffentlichten Zahlen der chinesischen Statistikbehörde hervor. Bereits die am Donnerstag veröffentlichten Handelsbilanzdaten hatten positiv überrascht, die Exporte sind unerwartet stark gestiegen.

Die Industrieproduktion ist im Juli um 9,7 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat gewachsen. Im Juni war die Produktion um 8,9 Prozent geklettert. Volkswirte hatten für den Juli erneut einen Anstieg in dieser Grössenordnung prognostiziert.

Auslandsnachfrage stabilisiert Wachstum
Die Wirtschaft profitiere von der Auslandsnachfrage, schreibt Christian Schulz, Volkswirt bei der Berenberg Bank. So wachse die Nachfrage aus den USA, während sie sich in der Eurozone stabilisiere. Im Juli wuchs der Handel mit der EU im Jahresvergleich um fünf Prozent und mit den USA um zehn Prozent. Gleichzeitig hätten Regierung und Notenbank klar gemacht, dass sie eine harte Landung der Wirtschaft vermeiden wollten, schreibt Schulz.

Die chinesische Regierung will das Wirtschaftswachstum nicht unter sieben Prozent fallen lassen. Chinas Wirtschaft war im vergangenen Jahr nur noch um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen – so langsam wie seit 1999 nicht mehr. Im ersten Quartal dieses Jahres sank die Wachstumsrate weiter auf 7,7 Prozent und im zweiten Quartal auf 7,5 Prozent – diesen Wert strebt die Regierung als Zielmarke für das laufende Jahr an.

Einzelhandelsumsätze legen deutlich zu
Angesichts der fortgesetzten Wachstumsverlangsamung sahen Experten diese Vorgabe zuletzt zusehends in Gefahr. Doch mit den jüngsten Daten wurden wieder Hoffnungssignale geliefert. Denn auch die Einzelhandelsumsätze legten im Juli deutlich zu, wenngleich der Anstieg die Markterwartungen leicht verfehlte. Die Umsätze kletterten um 13,2 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat. Volkswirte hatten mit einem Plus von 13,5 Prozent gerechnet. Im Juni waren die Umsätze im Einzelhandel noch um 13,3 Prozent geklettert.

Inflationsrisiken bestehen in der zweitgrössten Volkswirtschaft nicht, Experten sehen in der gedämpften Preisentwicklung eher geldpolitischen Spielraum. Chinas Teuerungsrate ist im Juli niedriger als erwartet ausgefallen. Wie im Juni sind die Verbraucherpreise um 2,7 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Analysten hatten mit 2,8 Prozent gerechnet. Damit liegt der Anstieg der Preise noch deutlich unter dem Ziel der Regierung von rund 3,5 Prozent für dieses Jahr.

Chinesische Notenbank dürfte stillhalten
«Die Inflation bleibt aus Sicht der Zentralbank sicherlich eine grosse Sorge», sagte Ökonom Shen Jianguang dem «Wall Street Journal». «Aber Unternehmen stehen immer noch unter immensem Druck, und die Zinsen sollten gesenkt werden.» Ähnlich äusserten sich auch andere Volkswirte. Als Zeichen für eine rückläufige Nachfrage gilt die jüngste Entwicklung des Erzeugerpreisindex, der im Juli sogar um 2,3 Prozent fiel. 17 Monate in Folge ist der Index bereits zurückgegangen.

Die Rufe nach weiteren Lockerungsmassnahmen der chinesischen Notenbank (PBOC) dürften jedoch unerhört bleiben. Im aktuellen Umfeld dürften die Währungshüter kaum Handlungsbedarf sehen, schreibt die NordLB in einem Kommentar. «Die Preisentwicklung passt schliesslich zu der politisch gewünschten Wachstumsverlangsamung.» Die NordLB erwartet zwar, dass die PBOC in der zweiten Jahreshälfte ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte senken wir. Ein Abrücken von der grundsätzlich restriktiven Geldpolitik sei allerdings «äusserst unwahrscheinlich». (awp/mc/upd/ps)

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