Lufthansa baut im Billiggeschäft auf Eurowings

Lufthansa baut im Billiggeschäft auf Eurowings
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)

Frankfurt am Main – Die Lufthansa setzt bei ihrem Billigangebot künftig fast komplett auf die Marke Eurowings. Die Tochter soll künftig kostengünstige Direktflüge sowohl innerhalb Europas als auch auf der Langstrecke anbieten, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch nach einem Beschluss des Aufsichtsrats in Frankfurt ankündigte. Die bisherige Billigmarke Germanwings soll nur noch auf den Flugzeugen der Tochter auftauchen. Das neue Billig-Langstreckenangebot betreibt künftig der deutsch-türkische Lufthansa-Ableger SunExpress – mit Maschinen im neuen Eurowings-Design.

Mit seinen Wachstumsplänen für den Billigableger ging Spohr nicht über die seit dem Sommer bekannten Zahlen hinaus. Zu den rund 60 Maschinen von Germanwings und 23 von Eurowings sollen ab Herbst 2015 bis zu sieben Langstreckenjets hinzukommen, die wie die Germanwings-Maschinen am Flughafen Köln/Bonn stationiert werden. In deren Cockpits sollen Piloten der Fluglinie SunExpress sitzen. Das Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines unterliegt wie Eurowings nicht dem Konzerntarifvertrag von Europas grösster Fluggesellschaft.

Eurowings lehnt sich an bisheriges Germanwings-Konzept an
Die von SunExpress betriebenen Langstreckenmaschinen vom Typ Airbus A330 sollen mit insgesamt 310 Sitzen bestuhlt werden – durchweg in der Touristenklasse. Einzig im vorderen Bereich soll es mit einer Premium Economy Class etwas mehr Komfort geben. Damit lehnt sich das Eurowings-Konzept an das bisherige Angebot von Germanwings an. Dort bieten die vorderen Sitzreihen ebenfalls deutlich mehr Platz und werden zu einem höheren Tarif vermarktet.

Auch aussen werden die Eurowings-Jets in den Farben Weiss, Brombeerrot, Hellblau und Grau künftig denen von Germanwings ähneln. Beim Internet-Auftritt, in der Werbung und an den Flughäfen will die Lufthansa im Billigbereich künftig komplett auf die Marke Eurowings umstellen.

Regionaljets werden durch A320 ersetzt
Unterdessen werden die bisherigen Eurowings-Regionaljets wie geplant durch grössere Airbus-Mittelstreckenflieger vom Typ A320 ersetzt. Mit diesen soll Eurowings nicht nur von Deutschland aus ins Ausland starten, sondern auch andere europäische Länder direkt miteinander verbinden. Spohr will auf diese Weise Rivalen wie Ryanair und Easyjet die Stirn bieten, die dank geringerer Betriebskosten den klassischen Fluglinien seit Jahren Marktanteile wegschnappen.

Deutlich tiefere Löhne
«Wir wollen in ganz Europa erfolgreich sein, und da bietet sich der Markenname Eurowings besser an als Germanwings, wenn die Maschine künftig von Österreich nach Spanien fliegt», sagte Spohr. Allerdings verdienen die Eurowings-Piloten deutlich weniger als ihre Kollegen im Konzern. Mit den Personalkosten von Germanwings sei das neue europaweite Billigkonzept aber nicht zum Erfolg zu führen, sagte Spohr. Die Lufthansa hat den Grossteil ihrer Direktverbindungen abseits ihrer Drehkreuze Frankfurt und München bereits an Germanwings abgegeben. Dadurch soll der Geschäftsbereich nach jahrelangen Verlusten 2015 erstmals Gewinn abwerfen.

Unter dem Dach von Eurowings will die Lufthansa nun ihr gesamtes Billigflieger-Geschäft bündeln. Geplant sei dazu eine neue Holding-Gesellschaft im Ausland, sagte Spohr. Der Ort stehe noch nicht fest. Die Germanwings-Piloten will der Manager aber im Konzerntarifvertrag halten. Sie müssten nicht gegen ihren Willen zu Eurowings wechseln, versprach er. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kämpft seit Monaten mit Streiks gegen Kürzungen bei der Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt. Indirekt richtet sich der Arbeitskampf aber auch gegen Spohrs Billigkonzept. Am Donnerstag steht der nächste Ausstand an.

Spohr zufolge will die Lufthansa keineswegs weitgehend auf das Billigmodell umschwenken. Mit 500 Flugzeugen sei der Grossteil der Konzernflotte weiter im klassischen Geschäft der Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines im Einsatz. In diesen Bereich flössen auch die meisten Investitionen. Allerdings sei dieser Bereich derzeit nicht wachstumsfähig. (awp/mc/pg)

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