Massiver russischer Angriff auf Ukraine – Kiews Drohnen treffen Flugplatz und Raffinerie

Massiver russischer Angriff auf Ukraine – Kiews Drohnen treffen Flugplatz und Raffinerie
(Unsplash)

Kiew – Russland hat die Ukraine in der Nacht mit einer ungewöhnlich heftigen Welle von Drohnenangriffen und Marschflugkörpern attackiert. Mehrere Nachrichtenportale berichteten von massiven Angriffen auf die Hauptstadt Kiew sowie auf anderen grössere Städte und Regionen im Westen des Landes. In Kiew seien mindestens vier Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden, meldete das Portal «The Kyiv Independent» unter Berufung auf Bürgermeister Vitali Klitschko. In allen Regionen der Ukraine sei Luftalarm ausgelöst worden.

Die ukrainische Luftwaffe warnte den Angaben zufolge, dass mehrere russische Bomber gestartet seien und wahrscheinlich bereits Marschflugkörper abgeschossen hätten. In mehreren Städten seien Explosionen gemeldet worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Infolge der Angriffe brachen in Kiew mehrere Feuer in Wohnhäusern aus, auch andere zivile Infrastruktur sei in Flammen aufgegangen, berichtete der «Kyiv Independent». Neben Explosionen seien in mehreren Stadtteilen herabfallende Trümmer gemeldet worden. Nach Angaben der Militärverwaltung könne es im östlichen Teil Kiews zu Notstromausfällen kommen.

Russland schwor Vergeltung
Unklar war zunächst, ob es sich um den erwarteten grossangelegten Vergeltungsangriff Russlands nach dem ukrainischen Schlag gegen die russische Bomberflotte am vergangenen Wochenende handelt.

Bei dem Überraschungsangriff hatte der ukrainische Geheimdienst nach monatelanger Vorbereitung mehrere russische Militärflugplätze attackiert, von denen zuvor regelmässig Kampfflugzeuge zu Angriffen gegen die Ukraine gestartet waren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den Angriff seines Geheimdienstes SBU als «absolut brillanten Erfolg». Es sei die weitreichendste Operation der Ukraine im bisherigen Kriegsverlauf gewesen.

Vom SBU hiess es, insgesamt seien bei den Angriffen, darunter sogar einer bei Irkutsk im fernen Sibirien, mehr als 40 Maschinen im Gesamtwert von sieben Milliarden Dollar (6,1 Milliarden Euro) zerstört worden. Russland habe damit 34 Prozent seiner strategischen Bomberflotte verloren, die Marschflugkörper absetzen können.

Anhand veröffentlichter US-Satellitenbilder liess sich diese hohe Zahl nicht bestätigen. Die Aufnahmen zeigen aber mehrere zerstörte oder zumindest beschädigte Kampfbomber der Typen Tupolew Tu-95 und Tu-22. Moskau hat diese Flugzeuge für konventionelle Angriffe auf die Ukraine eingesetzt; sie gehörten aber auch zur luftgestützten nuklearen Abschreckung Russlands.

Das russische Militär sprach lediglich von ein paar beschädigten Flugzeugen bei Murmansk und Irkutsk und bezeichnete die Angriffe als Terrorakt.

Kiews Drohnen treffen Flugplatz und Raffinerie
Parallel zu den verheerenden russischen Luftangriffen auf die Ukraine hat auch Kiew das Nachbarland mit schweren Drohnenattacken überzogen. Das russische Verteidigungsministerium meldete den Abschuss von 174 Drohnen über den Gebieten Brjansk, Rostow, Saratow, Woronesch, Kaluga, Kursk, Orjol, Rjasan, Tula, Belgorod, Tambow und der seit 2014 annektierten Halbinsel Krim. «Zudem sind über dem Schwarzen Meer drei Lenkwaffen vom Typ Neptun-MD von der Flugabwehr zerstört worden.» Den Erfolgsmeldungen der russischen Militärs zum Trotz gab es aber auch mehrere Einschläge.

In der Grossstadt Engels im Gebiet Saratow sei ein Hochhaus getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben, das Gebäude sei kurzzeitig evakuiert worden, die Bewohner aber inzwischen zurückgekehrt, teilte der Gouverneur von Saratow, Roman Bussargin, mit. «Durch eine Drohnenattacke ist es zu einem Brand in einem der Industriebetriebe von Engels gekommen», schrieb er zudem. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um eine Raffinerie handeln. In Engels befindet sich ein grosser Luftwaffenstützpunkt der russischen Streitkräfte. Die Raffinerie liegt in unmittelbarer Umgebung der Basis, von der auch immer wieder Flugzeuge zum Beschuss der Ukraine aufsteigen.

Auch in der Region Brjansk gab es einen Einschlag in der Nähe eines Militärflugplatzes. Auf Videos von Anwohnern ist ein grosser Feuerball zu sehen. Zudem sind mehrere Explosionen zu hören. Laut dem unabhängigen Militärblogger Jan Matwejew deutet dies darauf hin, dass ein Munitionslager getroffen wurde.

In der Region Tambow wurde dem amtierenden Gouverneur Jewgeni Perwyschow zufolge ein Betrieb getroffen. Drei Menschen seien bei dem Einschlag verletzt worden. Nähere Angaben zu dem Betrieb gab es nicht.

Eisenbahnverkehr im Visier
In der grenznahen Region Belgorod gab es derweil einen weiteren Anschlag auf die Eisenbahn: Nach einer Explosion ist eine Reservelok entgleist. Verletzte habe es nicht gegeben, teilten die Behörden mit. Die Strecke sei aber zunächst gesperrt worden. Schon in den vergangenen Tagen hatte es mehrere Anschläge auf Eisenbahn-Infrastruktur gegeben. In einem Fall entgleiste dadurch auch ein Personenzug. Es gab mehrere Tote und Verletzte. (awp/mc/pg)

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