Ölpreisverfall lässt Japans Handelsbilanzdefizit sinken

Ölpreisverfall lässt Japans Handelsbilanzdefizit sinken
Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda.

Vor weiteren geldpolitischen Lockerungen? Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda.

Tokio – Japans Wirtschaft hat 2015 im Aussenhandel von den stark gesunkenen Öl- und Rohstoffpreisen profitiert. In der Handelsbilanz konnten damit die China-Schwäche und sonstige Probleme beim Verkauf von Waren im Ausland ausgeglichen werden. Das Handelsbilanzdefizit sei um 78 Prozent auf 2,8 Billionen Yen (21,8 Mrd Euro) gesunken, teilte das Finanzministerium am Montag in Tokio mit. Damit musste Japan zum fünften Mal in Folge mehr Geld für Importe ausgeben als es durch Exporte einnahm. 2014 hatte Japan im Aussenhandel wegen der hohen Kosten für Energieeinfuhren noch ein Rekorddefizit von 12,8 Billionen Yen verbucht. Experten sehen durch die Zahlen den Handlungsdruck auf die japanische Notenbank gestiegen.

Seit dem Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 ist das Land viel stärker auf Energieeinfuhren angewiesen, was zu einem starken Anstieg der Importe führte. Zudem kommt die Ausfuhr von Waren nur zögerlich auf die Beine – auch wenn Regierung und Notenbank den Yen seit Jahren schwächen, um den japanischen Unternehmen den Absatz von Produkten im Ausland zu erleichtern.

Ausgaben für Öl- und Rohstoffimporte stark gesunken
Der deutliche Rückgang des Handelsbilanzdefizits im vergangenen Jahr geht deshalb vor allem auf die stark gesunkenen Ausgaben für Öl- und Rohstoffimporte zurück. Der Wert der Einfuhren ging 2015 zum ersten Mal seit vielen Jahren zurück. Der Rückgang betrug knapp neun Prozent. Der Wert der Exporte zog trotz eines leicht gesunkenen Volumens und einer Schwäche zum Jahresende um 3,5 Prozent an – hier war vor allem die Nachfrage nach Autos und Halbleiterprodukten stark.

Die Zahlen vom Monat Dezember zeigen, dass sich die Schwäche der chinesischen Volkswirtschaft bereits deutlich negativ auf die japanischen Exporte auswirkt. Die japanischen Ausfuhren ins Reich der Mitte sind im Vergleich zum Dezember 2014 um 8,6 Prozent gefallen. Ein gewisser Ausgleich kam von der Europäischen Union als Abnehmer. Die japanischen Exporte in die EU legten um 3,1 Prozent zu.

Einige Experten sehen nach den Zahlen den Druck auf die japanische Notenbank gestiegen, bei der anstehenden geldpolitischen Entscheidung am kommenden Freitag weitere Lockerungen vorzunehmen. «Der Bank of Japan gehen die Ausreden aus», sagt Yuichi Kodama, Chefvolkswirt beim japanischen Versicherungskonzern Meiji Yasuda Life. Sollten die Notenbanker nichts tun, könnte die japanische Währung Yen kräftig aufwerten und für Unruhe an den Börsen sorgen, so der Experte. (awp/mc/ps)

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