Russland will Mariupol für sichere Landverbindung zur Krim

Russland will Mariupol für sichere Landverbindung zur Krim

Rostow – Mit einer Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol will Russland nach eigenen Angaben eine sichere Landverbindung auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen. Sobald das russische Militär die wichtige Fernstrasse M14 unter Kontrolle habe, sei die Krim wieder zuverlässig über einen Transportkorridor mit den ostukrainischen Separatistengebieten Donzek und Luhansk verbunden, sagte der stellvertretende Beauftragte von Präsident Wladimir Putin für den Föderationskreis Südrussland, Kirill Stepanow, am Mittwoch der Staatsagentur Ria Nowosti.

Die M14 führt vom südwestukrainischen Odessa, das bereits Ziel russischer Angriffe war, über das umkämpfte Mykolajiw und das von russischen Truppen besetzte Cherson nach Mariupol und von dort über die russische Grenze in die Grossstadt Rostow am Don. Die Ukraine hatte nach der russischen Annexion der Krim 2014 die Eisenbahnlinien auf die Halbinsel geschlossen. «Wir sind zuversichtlich, dass alle Transport- und Eisenbahnlinien zwischen der Krim und dem von Nationalisten befreiten Gebiet Cherson in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt sein werden», sagte Stepanow. Auch der Weg durch das Gebiet Cherson nach Odessa sei bald wieder möglich.

Strategische und symbolische Bedeutung
Mariupol am Asowschen Meer wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. Eine Aufforderung zur Kapitulation in der Stadt hatte die Ukraine kürzlich abgelehnt. Mariupol hat ausser der strategischen auch eine symbolische Bedeutung. Die Stadt hat seit 2014 mehrere Angriffe der prorussischen Separatisten abgewehrt und gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Sie ist auch Sitz des berüchtigten Asow-Regiments, in dem auch nach Meinung westlicher Experten Rechtsradikale kämpfen. Die USA hatten eine Lieferung von Waffen an das Asow-Bataillon nicht erlaubt. Allerdings ist die Einheit längst Teil der ukrainischen Nationalgarde.

London: Russen versuchen Ukrainer im Osten des Landes einzukesseln
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sollen russische Truppen bei ihrem Vormarsch im Osten der Ukraine versuchen, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. Dies geschehe, indem sich Truppen aus Charkiw im Norden und aus Mariupol im Süden fortbewegten, hiess es in einem Update des britischen Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, das am Mittwochmorgen veröffentlicht wurde.

Weiter heisst es darin, die Russen würden sich im Norden der Ukraine mutmasslich zurzeit neu organisieren, um sich auf grossangelegte Angriffe vorzubereiten. Derzeit sei das Kampfgeschehen dort «weitgehend statisch».

Schon vor Beginn des Krieges begann London damit, in ungewöhnlich offener Art und Weise Geheimdienstinformationen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Seit mehreren Wochen veröffentlicht die Regierung nun tägliche Einschätzungen zum Verlauf des Angriffskrieges. (awp/mc/pg)

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