Schiffsunglück Italien: Schock für die Branche

Schiffsunglück Italien: Schock für die Branche

Gekenterte «Costa Concordia» vor der italienischen Insel Giglio.

Hannover – Was viele vor kurzem noch für nahezu unmöglich gehalten hätten, erschüttert seit diesem Wochenende die Kreuzfahrtbranche bis ins Mark: Die Havarie des Luxusliners «Costa Concordia», der aus noch nicht abschliessend geklärter Ursache vor der italienischen Küste kenterte. Die ersten Reaktionen in den Kreuzfahrtreedereien am Montag nach dem Unglück waren überwiegend zurückhaltend. Es sei noch viel zu früh, um etwas über die Folgen des tragischen Unglücks zu sagen.

Wichtig sei jetzt vor allem, die Ursache herauszufinden, den Hergang bis ins kleinste Detail aufzuklären und seine Schlüsse daraus zu ziehen, hiess es beim Deutschen Reiseverband (DRV). Ein Ende des Kreuzfahrt-Booms oder grössere Stornierungswellen würden aber nicht erwartet. Alles in allem gehöre das Schiff weiterhin zu den sichersten Verkehrsmitteln.

Keine Absagen im grossen Stil
Auch in den Reedereien ist zu den erwarteten Folgen des tragischen Unfalls nicht viel zu erfahren. Es sei noch viel zu früh, um etwas dazu sagen zu können, hiess es zumeist. Hier und da gebe es vereinzelte Anrufe besorgter Gäste, die demnächst mit einem Schiff in die Ferien fahren wollen. Absagen im grossen Stil oder ein Ende des Kreuzfahrtbooms will aber niemand heraufbeschwören. Prognosen zum Geschäftsverlauf seien schwierig. Der grösste deutsche Veranstalter, Aida Cruises in Rostock, will sich gar nicht äussern.

Carnival-Aktien brechen ein
Grössere Umsatzausfälle wird zumindest aber die Reederei Costa Crociere mit dem US-Mutterkonzern Carnival verkraften müssen, denn die «Costa Concordia» dürfte so schnell nicht wieder in See stechen. Das Unternehmen bezifferte den Schaden auf 85 bis 95 Millionen Dollar allein durch den Umsatzausfall im laufenden Jahr. Die Aktien des US-Kreuzfahrtspezialisten und weltweiten Marktführers brachen an der Londoner Börse mit zweistelligen Prozentsätzen ein. Ebenfalls schwach zeigten sich die Aktienkurse anderer Reise- und Freizeitunternehmen.

Boomsektor
Seit Jahren ist die Kreuzfahrtbranche der grosse Boomsektor im Tourismus. Deutschland gilt dabei als besonders wachstumsträchtiger Markt. Bis 2015 rechnet die Branche mit jährlichen Zuwachsraten von elf Prozent mehr Gästen. 2010 hatten 1,2 Millionen Deutsche eine Hochseereise gebucht. 2011 dürfte die Branche nach Schätzungen des DRV um weitere 12 Prozent gewachsen sein. Und das Potenzial in Deutschland wird als hoch eingeschätzt. Denn bisher machen nur 1,5 Prozent der Bundesbürger eine Seereise, in Grossbritannien sind es drei und in den USA sogar 5 Prozent der Bevölkerung. (awp/mc/ps)

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