Lufthansa fährt die Bremsklappen aus

Lufthansa fährt die Bremsklappen aus

Lufthansa-Chef Christoph Franz.

Frankfurt am Main – Die Lufthansa fährt nach einem Sondergewinn im zweiten Quartal die Bremsklappen aus: Trotz florierender Ticketverkäufe soll das Flugangebot im Winter schrumpfen, im Frachtgeschäft wird noch stärker und früher gekürzt. «Wir sehen, dass alle Airlines durch Turbulenzen fliegen. Lufthansa ist da keine Ausnahme», sagte die neue Finanzchefin Simone Menne am Donnerstag in Frankfurt. Dennoch sei bei den Vorausbuchungen keine Eintrübung zu erkennen, für die nahe Zukunft zeigte sie sich «vorsichtig optimistisch».

Im zweiten Quartal schnitt die Lufthansa vor allem wegen Einsparungen bei ihrer Tochter Austrian Airlines (AUA) besser ab: Weil Piloten und Flugbegleiter künftig geringere Pensionen bekommen, schrieb sich der Mutterkonzern einen Sondergewinn gut. Die Lufthansa-Aktie reagierte mit Kursgewinnen auf die Nachrichten. Bis zur Mittagszeit legte das Papier um 2,77 Prozent auf 10,585 Euro zu und war damit drittstärkster Wert im Dax. Analysten zeigten sich von dem Quartalsgewinn positiv überrascht.

AUA-Effekt treibt Gewinn nach oben
Im zweiten Quartal stieg der operative Gewinn trotz deutlich höherer Treibstoffkosten um knapp 28 Prozent auf 361 Millionen Euro. Dabei profitierte der Kranich-Konzern davon, dass er den Flugbetrieb seiner verlustreichen österreichischen Tochter AUA auf deren Tochter Tyrolean verlagerte. Dort bekommen Piloten und Flugbegleiter weniger Geld, Lufthansa-Managerin Menne bezifferte den Kostenvorteil auf 20 bis 25 Prozent. Weil sich AUA und Lufthansa die ersparten künftigen Renten- und Jubiläumszahlungen gutschrieben, fiel der operative Gewinn um gut 80 Millionen Euro höher aus. Ohne diesen Effekt wäre er im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht zurückgegangen.

Der Konzernumsatz legte dank höherer Ticketpreise um gut sechs Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich musste die Lufthansa einen Rückgang hinnehmen: Der Überschuss brach um rund 24 Prozent auf 229 Millionen Euro ein, fiel damit aber höher aus als von Analysten erwartet. Nach den ersten sechs Monaten steckt die Lufthansa operativ immer noch mit 20 Millionen Euro in den roten Zahlen. Unter dem Strich reduzierte sich der Halbjahresverlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 168 Millionen Euro.

Kürzungen im Flugplan
Während das Passagiergeschäft von Lufthansa und den Töchtern Swiss, AUA und Germanwings noch in den roten Zahlen stecken, lieferten die Frachttochter Lufthansa Cargo ebenso wie die Computersparte Systems, die Wartungstochter Technik und die Bordverpfleger LSG Sky Chefs aufs Halbjahr gesehen Gewinne ab.

Gekürzt wird unterdessen im Flugplan: Trotz einer robusten Ticketnachfrage soll das Sitzplatzangebot im Winter 2012/2013 um 2,5 Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr 2012 wächst das Flugangebot damit nur noch um ein halbes Prozent im Vergleich zu 2011. Noch stärker setzt der Konzern den Rotstift bei der Frachtsparte Lufthansa Cargo an. Wegen des rückläufigen Frachtaufkommens soll die Frachtkapazität in diesem Jahr um 4,5 Prozent statt um 2 Prozent schrumpfen. Mit einer Erholung der Frachtnachfrage rechnet Menne frühestens im vierten Quartal.

Prognose bestätigt
Für das Gesamtjahr erwartet die Konzernführung um Vorstandschef Christoph Franz weiterhin steigende Erlöse und einen operativen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Allerdings gehen davon noch die Kosten für das Sparprogramm «Score» ab. Diese schätzt der Vorstand für das laufende Jahr jetzt auf 100 bis 200 Millionen Euro. Durch Stellenstreichungen, weitere Kostensenkungen und höhere Erlöse soll der operative Gewinn im Zuge des Programms bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro steigen. Alleine in der Verwaltung sollen in den kommenden Jahren 3.500 Vollzeitstellen wegfallen.

Schon in diesem Jahr will die Lufthansa die steigenden Kosten durch Einsparungen auffangen. 25 alte Flugzeuge verlassen die Flotte, 40 neue und sparsamere Maschinen kommen neu dazu. Finanzchefin Menne rechnet damit, dass die Treibstoffkosten dennoch von 6,3 Milliarden im Vorjahr auf 7,4 Milliarden Euro klettern. Ihr Vorgänger Stephan Gemkow hatte im Mai noch 7,5 Milliarden prognostiziert, seither ist der Ölpreis weiter gefallen. (awp/mc/upd/ps)

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