Paris will Schliessung von EDF-AKW Fessenheim vor Mai einleiten

Paris will Schliessung von EDF-AKW Fessenheim vor Mai einleiten
Soll noch bis 2020 in Betrieb bleiben: AKW Fessenheim.

Paris – Frankreichs Umweltministerin will die Schliessung des Atomkraftwerks Fessenheim trotz Verzögerung des Betreibers in den kommenden Wochen besiegeln. Das Dekret werde noch vor der Wahl eines neuen Staatspräsidenten im Mai erlassen, sagte Ségolène Royal am Freitag in einem Interview des französischen Radiosenders RTL. Das umstrittene Kraftwerk 40 km nördlich von Basel  werde wie geplant 2018 geschlossen.

Der EDF-Verwaltungsrat hatte Konzernchef Jean-Bernard Lévy allerdings am Donnerstag angewiesen, den dafür eigentlich nötigen Antrag zum Entzug der Betriebserlaubnis erst später zu stellen. Royal sagte aber, sie wolle den Grundsatzbeschluss von EDF als Antrag interpretieren. «Denn diese Entscheidung sagt ganz klar, dass das Kraftwerk von Fessenheim (…) schliessen muss.»

Die Regierung hatte das Unternehmen zuvor gedrängt, den Antrag schnell zu stellen. Die Schliessung von Fessenheim war ein Wahlversprechen von Präsident François Hollande, der im Mai aus dem Amt scheidet.

Ältestes AKW Frankreichs
Deutschland und Umweltschützer sehen das älteste französische Atomkraftwerk als Sicherheitsrisiko. Französische Gewerkschaften wehren sich aber gegen die Abschaltung.

Die Gewerkschafterin Marie-Claire Cailletoud von der CGT wertete die Aussagen der Ministerin als Kommunikationsstrategie. Ein solches Dekret werde illegal sein, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. EDF wollte sich auf Anfrage nicht zu der Ankündigung äussern.

Bereits im Januar hatten das Unternehmen und der französische Staat sich auf eine Entschädigung von rund 490 Millionen Euro für die Kosten der Schliessung verständigt. Der EDF-Verwaltungsrat machte mit seiner Entscheidung grundsätzlich den Weg für die Schliessung frei. Der Antrag zur Aufhebung der Betriebserlaubnis solle aber frühestens sechs Monate vor der geplanten Schliessung gestellt werden.

Zudem stimmte EDF nur unter Bedingungen der «unumkehrbaren und unausweichlichen Schliessung» zu: So soll Fessenheim erst dann geschlossen werden, wenn ein neuer Reaktor in Flamanville ans Netz geht – der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) soll nach langen Verzögerungen Ende 2018 fertig sein. Als zweite Voraussetzung nannte EDF, dass die Schliessung von Fessenheim notwendig ist, um die gesetzliche Obergrenze für Atomenergie einzuhalten. Das Energiewende-Gesetz schreibt vor, dass alle Atomreaktoren des Landes zusammen maximal 63,2 Gigawatt Leistung haben dürfen.

Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen versicherte Royal, auch ein neuer Präsident und eine neue Regierung könnten das Dekret nicht zurücknehmen, «ausser wenn sie das Gesetz ändern». Der konservative Kandidat François Fillon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen sind gegen die Schliessung von Fessenheim, der als Favorit gehandelte Emmanuel Macron ist dafür. (awp/mc/ps)

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