Suzuki kontert VW-Vorwürfe: Juristische Schritte möglich

Suzuki kontert VW-Vorwürfe: Juristische Schritte möglich

Osamu Suzuki, CEO und Präsident Suzuki.

Hamamatsu – Aussage gegen Aussage: Seit Wochen liegen Volkswagen und Suzuki im Clinch, jetzt haben sich die Fronten erneut verhärtet. Nachdem die Wolfsburger dem Partner vor einem Monat den Bruch des gemeinsamen Kooperationsvertrags vorgeworfen hatten, schoss das Suzuki-Management mit derselben Anschuldigung zurück. In einer Mitteilung an die Deutschen würden mehrere Verletzungen des Ende 2009 geschlossenen Rahmenabkommens moniert, hiess es am Freitag aus der Konzernzentrale in Hamamatsu.

Genau dies hatte zuvor auch Volkswagen behauptet, weil die Japaner entgegen der Vereinbarung Dieselmotoren bei Fiat bestellt haben sollen. Ein VW-Sprecher sagte, man berate nun das weitere Vorgehen: «Das bezieht selbstverständlich auch mögliche juristische Schritte ein.» Was dies konkret bedeuten könnte, sollen die Experten im Haus klären. Warum sich die für japanische Verhältnisse ungewöhnlich harsche Kritik nochmals verschärft hat, sei völlig unverständlich.

VW: Vorwürfe unbegründet
«Volkswagen bedauert diesen Schritt sehr. Wir können ihn in keinster Wiese nachvollziehen und sehen den Vorwurf seitens Suzukis als unbegründet an», erklärte das Unternehmen. Man habe sich immer an die bestehenden Verträge gehalten und alles für einen Erfolg getan. Kernpunkt des Konflikts ist die Frage, ob Suzuki ausreichenden Zugang zur Technologie der Niedersachsen bekam. Die gegenseitige Kapitalverflechtung der beiden Autobauer – VW stieg mit knapp 20 Prozent bei Suzuki ein, Suzuki mit 1,5 Prozent bei VW – war für Konzernpatriarch Osamu Suzuki vor allem dazu gedacht, Einblick in die technische Entwicklung bei Europas grösstem Hersteller zu erhalten.

Suzuki: Vertrag ad absurdum geführt
Da sich VW hier angeblich sperrte, sieht Suzuki seinerseits den Vertrag ad absurdum geführt: «Ich bleibe enttäuscht darüber, dass wir nicht bekommen haben, was uns versprochen wurde. Wenn Volkswagen keinen Zugang gewährt, müssen sie ihre Anteile zurückgeben», schimpfte der Suzuki-Chef. Die von VW Anfang September angezeigte Vertragsverletzung wegen Fremdgehens bei Fiat hatte er barsch zurückgewiesen – und Suzukis Ehre «verunglimpft» gesehen. Die Japaner haben derweil einen Teil ihrer Mitarbeiter aus Wolfsburg abgezogen. Auf Arbeitsebene sprechen viele Kollegen aber noch miteinander.

Suzuki-Chef bezeichnet Partnerschaft als «Klotz am Bein»

Schon am Rande der Automesse IAA hatte VW-Chef Martin Winterkorn eine Stellungnahme aus Fernost eingefordert. Die Japaner machten daraufhin einen Teil ihrer Beschwerden öffentlich – auch das brachte die Wolfsburger in Rage. Suzuki-Vizepräsident Yasuhito Harayama rechtfertigte sich nun abermals: Die Deutschen hätten die gewünschte freundliche Lösung für ein Auseinandergehen nicht angenommen. Osamu Suzuki hatte die einst bejubelte Partnerschaft zuletzt allerdings in nicht gerade freundlichem Tonfall als «Klotz am Bein» bezeichnet.

VW will in Indien im Alleingang erobern

Mit grossen Hoffnungen hatten die Unternehmen vor allem nach Indien geblickt. Auf dem Wachstumsmarkt wollten sie das Kleinwagen-Geschäft aufmischen. VW erwägt jedoch, eine Sonderversion des neuen Flitzers Up für den Subkontinent zu entwickeln. «Wir können es auch allein», meinte Winterkorn. Der europäische Branchenprimus würde sein 19,9-Prozent-Paket bei Suzuki aber auch wegen der harten Konkurrenz ungern aus der Hand geben. (awp/mc/upd/ps)

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