ThyssenKrupp verkauft Stahlwerk in USA

ThyssenKrupp verkauft Stahlwerk in USA
Heinrich Hiesinger, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Thyssenkrupp.

Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender ThyssenKrupp AG.

Luxemburg / Essen – Der angeschlagene ThyssenKrupp -Konzern verkauft nach langem Ringen sein verlustreiches Stahlwerk in den USA. Käufer ist für einen Preis von 1,55 Milliarden Dollar ein Konsortium aus den Stahlkonzernen ArcelorMittal und Nippon Steel, wie aus einer Mitteilung von ArcelorMittal am Freitagabend hervorging. Die Transaktion sieht auch einen langfristigen Liefervertrag mit dem ThyssenKrupp-Stahlwerk in Brasilien vor. Über den Verkauf des US-Stahlwerks wurde seit langem verhandelt.

Noch für Freitagabend wurden bei ThyssenKrupp einem Bericht zufolge weitere wichtige Entscheidungen erwartet. Wie die Zeitung «Welt» berichtete, steht bei einer Sitzung des Aufsichtsrats auch eine Kapitalerhöhung auf der Tagesordnung.

Milliardengrab
Die Übersee-Stahlwerke von ThyssenKrupp in Brasilien und den USA hatten sich für den Konzern als Milliardengrab erwiesen. Einen Verkauf der Rohstahlfabrik in Brasilien, das eigentliche Hauptproblem in der amerikanischen Stahlsparte, hat ThyssenKrupp früheren Berichten zufolge aber erst einmal abgeschrieben.

ThyssenKrupp hatte die gesamten Investitionskosten für die beiden Stahlwerke auf zwölf Milliarden Euro beziffert. Sie haben grosse Teile des Eigenkapitals aufgezehrt. Das Geschäftsjahr 2011/2012 hatte der Konzern mit einem Rekordverlust von rund fünf Milliarden Euro abgeschlossen.

Weiter hiess es in dem «Welt»-Bericht unter Berufung auf Unternehmenskreise, bei ThyssenKrupp drohten Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe. Hintergrund sind demnach neue Probleme nach dem Verkauf der Edelstahltochter Inoxum an den finnischen Konkurrenten Outokumpu. Ein Sprecher von ThyssenKrupp wollte den Bericht am Abend nicht kommentieren.

Laut Zeitungsbericht soll ThyssenKrupp das Edelstahlwerk im italienischen Terni und den profitablen Spezialhersteller VDM von Outokumpu zurücknehmen – im Tausch gegen einen Milliardenkredit. Ausserdem werde sich ThyssenKrupp von einem 29,9-Prozent-Anteil an Outokumpu trennen, hiess es. Diese Transaktionen würden aller Voraussicht nach weitere Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe zur Folge haben.

Auflagen der EU-Kartellwächter
ThyssenKrupp hatte Inoxum im vergangenen Jahr an Outokumpu verkauft. Die Essener erhielten dafür eine Milliarde Euro in bar sowie 29,9 Prozent an dem finnischen Konzern. Zudem gewährten die Essener den Finnen einen nachrangigen Kredit von inzwischen mehr als 1,2 Milliarden Euro.

Hintergrund der Probleme nun sind laut Bericht Auflagen der Kartellwächter in der EU-Kommission an Outokumpu, das Werk in Terni nahe Rom zu verkaufen. Eine erste Frist bis Mitte des Jahres habe EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia noch verlängert. Zwischenzeitlich legte er aber laut Zeitung fest, dass das Werk in Kürze einem Treuhänder übergeben wird. Dann müsste Outokumpu fürchten, dass das Werk zu einem Schleuderpreis den Eigentümer wechselt. Das wiederum würde massive negative Folgen für Outokumpu als auch für ThyssenKrupp haben. Bei ThyssenKrupp drohten dann noch höhere Abschreibungen. (awp/mc/ps)

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