Trump kündigt 100-Prozent-Zoll auf Arzneimittelimporte an

Trump kündigt 100-Prozent-Zoll auf Arzneimittelimporte an
US-Präsident Donald Trump. (Foto: Flickr/The White House)

Washington / Bern – Arzneimittel, schwere Lastwagen und Möbel: US-Präsident Donald Trump hat auf eine Vielzahl von Importprodukten ab Oktober neue Zölle verhängt. Für die Schweiz von besonderem Interesse ist der angekündigte Aufschlag von 100 Prozent auf Medikamente.

Vor allem Pharmaprodukte gerieten ins Visier des Präsidenten. Trump kündigte am späten Donnerstagabend (Ortszeit) an, ab 1. Oktober Zölle in Höhe von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten zu erheben.

Zumindest für diese Kategorie zeigte er einen Ausweg auf: Sollten Arzneimittelhersteller eine Produktionsstätte in den USA bauen, könnten sie damit den Zoll umgehen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Unter «bauen» versteht Trump Produktionsstätten, die sich in Bau befinden oder deren Baubeginn geplant ist, wie er ausführte.

Die Schweizer Pharmaindustrie hatte Zölle befürchtet. Trump hatte den Pharmakonzernen bis Ende September Zeit für eine Senkung der Preise von importierten Medikamenten gegeben und andernfalls der bislang von Zöllen befreiten Industrie eine massive Besteuerung angedroht.

Novartis will Preise in den USA senken
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis bemüht sich, die Arzneipreise in den USA zu senken. Novartis arbeite mit der Regierung zusammen und versuche, «konstruktive Lösungen zu finden», sagte Konzernchef Vas Narasimhan in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Er nahm Länder ausserhalb der USA in die Pflicht, für Innovationen einen höheren Anteil zu leisten. Insbesondere in der Schweiz seien die Medikamentenpreise viel zu tief, sagte er.

Angesichts der US-Zollpolitik fanden zwischen dem Bundesrat und der Pharma-Industrie am Montag Gespräche statt. Wirtschaftsminister Guy Parmelin sprach von einem «konstruktiven» Austausch, ohne jedoch konkrete Hinweise zu geben.

Auf die Frage nach einer möglichen Erhöhung der Medikamentenpreise in der Schweiz antwortete Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider, dass dies nicht die Frage sei. Es gehe vielmehr darum, «wie wir daran arbeiten, den Pharmastandort Schweiz aufzuwerten, indem wir mit dem Auftrag des Parlaments und der aktuellen Rechtsgrundlage in Übereinstimmung sind».

Die Ziele von Trump
Pharmazölle führen zu höheren Preisen. Die US-Regierung verfolgt laut dem Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile aber zwei Ziele: Neben tieferen Medikamentenpreisen geht es um die Rückverlagerung der Produktion in die USA.

Die beiden Ansätze würden sich widersprechen, sagte Hasenmaile zur Wirtschaftsagentur AWP. Zollmassnahmen sind im Urteil des Ökonomen kein geeignetes Mittel, um die Produktion nachhaltig in die USA zurückzuholen. Der Aufbau neuer Produktionsstätten dauere Jahre, sei teuer und der Genehmigungsprozess langwierig und komplex.

Roche und Novartis planen Investitionen
Die beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche hatten im Frühling bereits Investitionen in den USA angekündigt, um sich gegen mögliche Zollschranken zu wappnen. Novartis kündigte an, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Roche will im selben Zeitraum gar 50 Milliarden für die Kapazitätserweiterung ausgeben.

Die Pharmaindustrie ist der Wachstumsmotor der Schweiz. Sie erwirtschaftet fast 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts, trägt seit 2020 rund 40 Prozent zum jährlichen Wirtschaftswachstum bei und generiert über die Hälfte aller Exporte.

Zölle auf Lastwagen und Möbel
Nicht nur Arzneimittelimporte sollen mit neuen Zöllen belegt werden: Ab Oktober will Trump auf Möbel wie Küchenschränke und Badezimmerausstattung einen Aufschlag von 50 Prozent erheben, wie er in einem weiteren Post bekannt gab.

Polstermöbel sollen zusätzlich mit einem Zoll von 30 Prozent belegt werden. Viele Möbel im niedrigeren Preissegment kommen aus Südostasien. Auf grosse, schwere Lastwagen will Trump indes Zölle in Höhe von 25-Prozent verhängen.

Ob die neuen Regelungen auf bereits geltende Abgaben – etwa länderspezifische Sätze – draufgeschlagen werden, war zunächst unklar. Seit Anfang August fällt für die meisten Importe von Schweizer Produkten in die USA ein Zollsatz von 39 Prozent an.

Der US-Präsident begründet sein Vorgehen mit der «nationalen Sicherheit». Trump sieht die US-Wirtschaft in grosser Gefahr, weil sie seiner Meinung nach von anderen Ländern über Jahre hinweg betrogen wurde. Mit seinen Zöllen – so argumentiert er – werde die heimische Wirtschaft gestärkt: Denn wenn Importe aus dem Ausland teurer werden, könnte sich die Bevölkerung verstärkt für US-Produkte entscheiden. (awp/mc/ps)

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