Tui auf Käufersuche für Hapag-Lloyd

Tui auf Käufersuche für Hapag-Lloyd

Tui-CEO Michael Frenzel.

Hannover – Der Reisekonzern Tui sucht direkt nach Käufern für Deutschlands grösste Container-Reederei Hapag-Lloyd. Es gebe derzeit Gespräche mit möglichen Investoren, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag. Medienberichten zufolge soll Tui bereits einen 15-Prozent-Anteil zum Teil an den Staatsfonds Onyx aus dem Sultanat Oman verkauft haben.

Auch das chinesische Logistikunternehmen HNA habe angeblich Interesse. Die Tui-Aktie legte am Vormittag um 4,27 Prozent auf 8,889 Euro zu.

Onyx soll bereits 15% an Hapag-Lloyd halten
Die Medien zitieren einen Sprecher der Onyx-Muttergesellschaft, demzufolge Onyx bereits 15 Prozent an Hapag-Lloyd erworben haben soll. Ein Kaufpreis wurde dabei nicht genannt. Der Tui-Sprecher wollte einen solchen Abschluss hingegen ausdrücklich nicht bestätigen. Zudem fahre Tui beim Verkauf seiner Minderheitsbeteiligung weiterhin zweigleisig: Direktverkauf und Börsengang seien weiterhin möglich. An der Börse stiessen die Informationen auf gemischte Resonanz. Ein Händler sagte, dass sich der eigentlich geplante Börsengang der Reederei damit erledigt haben könnte. Ein anderer wertete es hingegen als positiv, dass Tui sich auf diese Weise schneller aus dem weiterhin schwierigen Containergeschäft zurückziehen könnte.

Alteigentümer weiterhin offen für Börsengang
Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hatte bereits am Montag vorab berichtet, dass Tui sowohl mit Onyx als auch mit der chinesischen HNA über einen Einstieg bei Hapag-Lloyd verhandle. Wie viele Aktien die Investoren bekommen könnten, sei unklar. Hinter den Kulissen sei von einer Grössenordnung von jeweils 10 Prozent die Rede, es könnten aber auch 15 Prozent werden. Wenn beide Investoren zum Zuge kommen, könnten also 20 bis 30 Prozent von Hapag-Lloyd in neue Hände übergehen. Die anderen Grossaktionäre der Container-Reederei, allen voran die Stadt Hamburg und der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, seien eng in den Verkaufsprozess eingebunden. Gegen den Einstieg von Oman, HNA oder beiden hätten sie nichts einzuwenden, berichtet die die «FAZ» unter Berufung auf «gut informierte Kreise». Dabei seien die Alteigentümer weiterhin offen für einen Börsengang von Hapag-Lloyd.

Tui will restliche Anteile komplett abstossen
Tui hatte kurz vor der Wirtschafts- und Finanzkrise versucht, sich von seiner damaligen Tochter Hapag-Lloyd zu trennen, blieb jedoch auf einem stattlichen Minderheitsanteil sitzen. Derzeit ist der Reisekonzern noch mit 49,8 Prozent an der Reederei beteiligt, die Mehrheit hält das Hamburger Konsortium Albert Ballin, zu dem neben der Stadt Hamburg noch der Unternehmer Kühne sowie zwei Versicherer und zwei Banken gehören. Tui will die restlichen Hapag-Lloyd-Anteile kurz oder lang komplett abstossen. Im Mai übernimmt das Konsortium bereits 11,33 Prozent, sodass der Reisekonzern noch Käufer für rund 38,4 Prozent suchen muss. Kühne will einen strategischen Investor für die Reederei gewinnen. «Es ist ein substanzielles Investment nötig. Alles, was unter zehn Prozent liegt, würde keinen Sinn ergeben», hatte der Chef der Kühne-Holding, Karl Gernandt, im März gesagt.

IPO vorerst auf Eis gelegt
Eigentlich wollte Tui die Beteiligung bis zur Jahresmitte an die Börse bringen, doch die Pläne liegen inzwischen auf Eis. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX im März aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren hatte, ist den Anteilseignern die Marktlage nach den Katastrophen in Japan und dem Konflikt in Libyen derzeit zu unsicher. Zudem hatte sich die Tui-Spitze von Anfang an auch einen Direktverkauf an Investoren offen gehalten. Wenn die Verkaufsgespräche in China und Oman zum Abschluss führen, bliebe für den Börsengang nur noch ein kleiner Anteil übrig. Insidern zufolge haben sich die Mitglieder des Konsortiums Albert Ballin darauf verpflichtet, ihre Hapag-Lloyd-Anteile noch ein Jahr lang zu behalten. (awp/mc/ps)

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