Tui verabschiedet sich auf Raten von Hapag-Lloyd

Tui verabschiedet sich auf Raten von Hapag-Lloyd

Tui-Chef Michael Frenzel.

Hannover – Der Reisekonzern Tui muss mit dem endgültigen Abschied von der Container-Reederei Hapag-Lloyd auf bessere Zeiten warten. «Wir sind beinahe am Ende eines langen Weges. Der finale Ausstieg wird uns gelingen, sobald das Marktumfeld sich auftut», sagte Tui-Chef Michael Frenzel am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Konzerns in Hannover.

Zur Jahresmitte verkauft der Konzern einen Teil seiner Anteile an das Hamburger Konsortium Albert Ballin, das seit drei Jahren die Mehrheit an der Reederei hält. Der Erlös soll Tui weitgehend schuldenfrei machen. Zum Winterstart rutschte der Konzern jedoch erst einmal tiefer in die Verlustzone. Vor allem die Nordafrika-Krise und der harte Wettbewerb im Frachtgeschäft trieben Europas grössten Reisekonzern Tui im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember tiefer in die roten Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs das Minus unter dem Strich um 89 Prozent auf fast 88 Millionen Euro. Reiseveranstalter schreiben im Winter meist Verluste, weil sie ihre Kosten nicht decken können. Diesmal lieferte auch Hapag-Lloyd einen Verlust ab.

Aktie legt zu
Die Tui-Aktie reagierte mit einem Kurssprung von fast sechs Prozent auf die Nachrichten. Am Nachmittag lag das Papier noch mit 4,11 Prozent im Plus bei 6,462 Euro und damit an der Spitze des MDax . WestLB-Analyst Raimon Kaufeld lobte die Einigung zu Hapag-Lloyd: Der Verkauf spüle mehr Geld in die Kassen als erwartet. Beim Quartalsergebnis hatten Analysten noch Schlimmeres befürchtet.

Auch Aktionärsvertreter werteten die Einigung zu Hapag-Lloyd als positiv, kritisierten jedoch die erneut ausbleibende Dividende. «Solange wir über Jahre grosse Kursverluste haben und keine Dividende bekommen, kann man nicht zufrieden sein», sagte Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Letztmals hatte Tui die Aktionäre für das Jahr 2007 am Gewinn beteiligt. Kein Gegenwind kam diesmal vom norwegischen Grossaktionär John Fredriksen: Sein Vertreter Tor Olav Troim war gar nicht erst angereist.

Frenzel kündigt Dividende an

Konzernchef Frenzel kündigte an, «zeitnah» wieder Dividenden ausschütten zu wollen. Mit den erwarteten Einnahmen von 700 Millionen Euro aus dem Verkauf der Hapag-Lloyd-Anteile soll der Konzern bis Ende September allerdings zunächst seine Schulden weitgehend abtragen.

Durch den Verkauf an das Konsortium um die Stadt Hamburg und den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne soll der Tui-Anteil an der Reederei zur Jahresmitte von 38,4 auf rund 22 Prozent sinken. Tui-Finanzchef Horst Baier verspricht sich davon einen Buchgewinn von 30 Millionen Euro. Für seine verbliebenen Hapag-Lloyd-Aktien darf sich der Reisekonzern anschliessend selbst einen Käufer suchen – oder die Anteile an die Börse bringen. Ob Tui auch die vielfach diskutierte Komplettübernahme der Veranstaltertochter Tui Travel angehen will, liess Baier offen. Bislang gehört die wichtigste Sparte zu 55 Prozent zur deutschen Tui AG.

Alle Versuche gescheitert

Seit dem Teilverkauf von Hapag-Lloyd im Jahr 2009 war Tui mit allen Versuchen gescheitert, auch für die verbliebene Beteiligung einen Abnehmer zu finden. Ein anvisierter Börsengang wurde nach der Tsunami- und Atomkastastrophe in Japan im Frühjahr 2011 abgeblasen. Derzeit hat Hapag-Lloyd mit einem Preiskampf im Frachtgeschäft und teurem Treibstoff zu kämpfen. Von Oktober bis Dezember brachte die Reederei dem Reisekonzern einen Verlust von 9 Millionen Euro ein – nach 18 Millionen Gewinn ein Jahr zuvor.

Im Reisegeschäft machte Tui der politische Umbruch in Ägypten und Tunesien zu schaffen. Die Nachfrage für diese Regionen liess deutlich nach, Frenzel bezifferte die Belastung auf 30 Millionen Euro. Dass es für die Tui insgesamt besser lief als erwartet, verdankte der Konzern dem stärkeren Absatz teurerer Reisen und der Verlagerung der Nachfrage nach Spanien. Dort stieg die Auslastung der Riu-Hotels, an denen Tui beteiligt ist. Der Konzernumsatz legte um fünf Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zu. Der um Sondereffekte bereinigte operative Verlust (bereinigtes EBITA) stieg um 23 Prozent auf 147 Millionen Euro.

Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September erwartet Tui-Chef Frenzel weiterhin ein moderates Plus bei Umsatz und operativem Gewinn. Die Anteile von Minderheitsaktionären etwa bei Tui Travel eingerechnet, soll das Konzernergebnis weiterhin positiv ausfallen. Im ersten Geschäftsquartal lag es bei minus 137 Millionen Euro. (awp/mc/ps)

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