Schwacher Nutzerzuwachs lässt Twitter-Aktie einbrechen

Schwacher Nutzerzuwachs lässt Twitter-Aktie einbrechen

Twitter-CEO Dick Costolo. (Bild: Twitter)

San Francisco – Ein magerer Zustrom neuer Nutzer hat die Aktie von Twitter einbrechen lassen. Der Kurznachrichten-Dienst verlor am Donnerstag auf einen Schlag rund ein fünftel seines Wert, nachdem die ersten Quartalszahlen seit dem Börsengang im November die Anleger enttäuschten. Im Schlussquartal 2013 waren trotz des Börsenrummels lediglich 9 Millionen Nutzer hinzugekommen.

Damit hatte Twitter zum Jahreswechsel insgesamt bei 241 Millionen Nutzer. Zum Vergleich: Das weltgrösste Online-Netzwerk Facebook hatte in der gleichen Zeit 39 Millionen Mitglieder gewonnen und kommt nun auf insgesamt 1,23 Milliarden Nutzer.

Die Nutzerzahlen sind wichtig für Twitter: Von der Reichweite hängt die Attraktivität des Dienstes für Werbekunden ab. Anzeigen sind die zentrale Geldquelle des Dienstes. Und wenn der Zufluss neuer Mitglieder abebbt, könnten die Börsianer ihre bisher optimistische Einschätzung überdenken. Die Aktie legte bislang kräftig zu, obwohl Twitter Verluste macht.

Twitter-CEO Costolo verbreitet Optimismus
Twitter-Chef Dick Costolo versprach in einer Telefonkonferenz am späten Mittwoch, neuen Mitgliedern den Einstieg mit speziellen Funktionen zu erleichtern. «Wir sehen uns gut aufgestellt für das Jahr 2014. Wir werden viel mehr Menschen erreichen.» Die Anleger überzeugte das nicht: Die Aktie rauschte im frühen New Yorker Handel am Donnerstag um über 21 Prozent auf 52 Dollar ab. Das ist der Stand von Mitte Dezember – aber immer noch das Doppelte des Ausgabepreises von 26 Dollar beim vielbeachteten Börsenstart.

Zumindest das Werbegeschäft ist bereits kräftig angesprungen. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich der Gesamtumsatz auf 665 Millionen Dollar (492 Mio Euro). Für das laufende Jahr sagte der Kurznachrichtendienst bis zu 1,2 Milliarden Dollar voraus.

Verlust von 645 Millionen Dollar im Gesamtjahr
Twitter schreibt allerdings nach wie vor tiefrote Zahlen. Dafür sorgen unter anderem die Kosten: Zum Beispiel müssen die Server bezahlt werden, über die die Kurznachrichten laufen. Im Gesamtjahr fiel ein Verlust von 645 Millionen Dollar an, nachdem es 2012 ein Minus von 79 Millionen Dollar gegeben hatte. Die Verschlechterung hat vor allem mit dem Börsengang zu tun. Twitter musste für Aktien, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern gewährt hat, Kosten von 521 Millionen Dollar verbuchen. Im Schlussquartal gab es daher einen Verlust von 511,5 Millionen Dollar. Der Quartalsumsatz war mit 242,6 Millionen Dollar mehr als doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor.

Konzernchef Costolo betonte in der Telefonkonferenz, ein Ziel für dieses Jahr sei ein «Twitter für alle» zu etablieren. Das Unternehmen sei gut für Wachstum positioniert – «wir haben erst an der Oberfläche des Möglichen gekratzt». Die bestehenden Nutzer würden immer aktiver, konterte Costolo den zuletzt schwachen Mitgliederzuwachs. Zugleich rutschte Twitter auch bei einer zentralen hauseigenen Messeinheit ab, den sogenannten «Timeline-Ansichten». Dabei wird gezählt, wie oft Nutzer ihren Twitter-Nachrichtenstrom aktualisieren. Diese «Timeline Views» gingen im Vergleich zum Vorquartal erstmals zurück.

Bei Twitter kann man bis zu 140 Zeichen lange Nachrichten absetzen, die auch Links zu Websites, Bildern oder Videos enthalten können. Das Unternehmen will sich als Medium für Nachrichten positionieren und baut dafür unter anderem auf grosse Sportereignisse wie die anstehenden Olympischen Winterspiele und die Fussball-Weltmeisterschaft. (awp/mc/upd/ps)

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