US-Gesundheitsminister entlässt Impf-Expertengremium

Washington – US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy hat das gesamte Impfgremium der US-Gesundheitsbehörde CDC aufgelöst. «Wir entlassen die 17 derzeitigen Mitglieder des Gremiums, von denen einige in letzter Minute von der Biden-Regierung ernannt wurden», schrieb Kennedy in einem am Montag (Ortszeit) erschienenen Meinungsbeitrag im «Wall Street Journal».
Das «Advisory Committee on Immunization Practices» (ACIP) arbeitet Empfehlungen für den Einsatz von Impfstoffen in den USA aus und legt diese der CDC vor. Die Gesundheitsbehörde muss sich nicht an die Empfehlungen des ACIP halten, tut dies aber meist.
Kennedy warf dem Gremium Interessenkonflikte vor. Die Gremiumsmitglieder hätten «beträchtliche Finanzmittel von Pharmaunternehmen erhalten, darunter auch von solchen, die Impfstoffe vermarkten», schrieb er. Konkrete Beispiele blieb er allerdings schuldig. Es bedürfe eines Neuanfangs, um das Vertrauen der Menschen in Impfstoffe wiederherzustellen, so Kennedy. Das neue Gremium werde unabhängig sein und eine «Kultur des kritischen Hinterfragens» fördern.
«Rücksichtslos, kurzsichtig und äusserst schädlich»
In Kreisen von Medizinern traf die Entscheidung Kennedys auf scharfe Kritik. «Dies ist eine absolute Katastrophe für die öffentliche Gesundheit,» sagt Dr. Sean O’Leary, der Vorsitzende des Ausschusses für Infektionskrankheiten des US-Verbandes der Kindermediziner in der «New York Times.»
Die Vorwürfe gegen das Expertengremium seien «völlig unbegründet,» sagte Dr. Tina Tan, die Vorsitzende der US-Gesellschaft für Infektiologie, in einer Mitteilung, auf die sich mehrere US-Medien beriefen. «Die einseitige Abberufung eines ganzen Expertengremiums ist rücksichtslos, kurzsichtig und äusserst schädlich,» so Tan.
Tendenz zu Verschwörungstheorien
Der Neffe des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy hatte in den vergangenen Jahren vielfach Zweifel an Impfungen gestreut und Verschwörungstheorien verbreitet. Er vertrat etwa die wissenschaftlich widerlegte These, Impfungen könnten Autismus auslösen. Vor seiner Ernennung zum Gesundheitsminister beteuerte Kennedy aber, dass seine eigenen Kinder geimpft seien und er lediglich für eine strengere Prüfung der medizinischen Sicherheit eintrete. (awp/mc/ps)