Anina Lutz, CEO und Co-Founder Calingo, im Interview

Anina Lutz, CEO und Co-Founder Calingo, im Interview
Anina Lutz, CEO Calingo. (Foto: zvg)

von Sandra Willmeroth

Moneycab.com: Ihr seid im August 2021 mit Calingo gestartet und euer Ziel war es, innerhalb von fünf Jahren der grösste Digitalversicherer in der Schweiz zu werden. Wo steht ihr aktuell?

Anina Lutz: Derzeit haben wir vier rein digitale und moderne Versicherungsprodukte am Schweizer Markt und weisen sehr schöne Wachstumszahlen auf. Zudem läuft bei uns wirklich alles digital. Die Kommunikation, wie beispielsweise auch der Policenversand, findet bei uns ausschliesslich via Mail statt. Insofern sind wir vom Digitalisierungsgrad sicher vorne dabei.

Ihr bietet bislang vor allem Hausrat und Privathaftpflichtversicherungen, Fahrrad- und Haustierversicherung an. Welche Sparte ist die nächste?

Wir sehen aktuell grosses Potential in der Haustierversicherung und werden dieses Angebot in den nächsten Monaten stark ausbauen. Unsere Vision für die Pet Insurance ist es, ein umfassender Anbieter für Haustiergesundheit zu werden. Mit Präventionsmöglichkeiten, Telemedizin, usw.

Wie weit ist die Expansion in den DACH-Raum gediehen?

Bislang sind wir nur in der Schweiz aktiv. Den Schritt über die Grenze werden wir mit unserer Haustierversicherung in der nächsten Phase angehen. Ob es in den DACH-Raum oder doch weiter geht, ist noch nicht spruchreif.

Ihr habt einige Kooperationen im B2B-Bereich bekannt gegeben. Ist B2B wichtiger für euch als B2C?

Tatsächlich ist der B2B Vertrieb für uns sehr wichtig. Unser Bike-Produkt verkaufen wir sogar ausschliesslich über Vertriebspartner. Wir sind überzeugt, dass es für gewisse Kunden eine grosse Erleichterung darstellt, am Point of Sale, der auch der Point of Need ist, eine passende Versicherung zu erwerben. Vor allem im Haustierversicherungsbereich ist aber auch der Online B2C-Kanal zu einem sehr rentablen Vertriebskanal mit erstaunlich tiefen Akquisitionskosten für uns geworden.

«Vor allem im Haustierversicherungsbereich ist auch der Online B2C-Kanal zu einem sehr rentablen Vertriebskanal mit erstaunlich tiefen Akquisitionskosten für uns geworden.»
Anina Lutz, CEO und Co-Founder Calingo

Was hat euch zur Zusammenarbeit mit dem Tierversicherer Simpego veranlasst?

Die Kombination aus sehr ähnlichem Mindset sowie der Fokus auf digitale Produkte waren ausschlaggebend für die Kooperation im Bereich Haustierversicherung. Ich denke, wir sind beide sehr flexibel und schnell im Entwickeln neuer Ansätze, was natürlich eine optimale Partnerschaft für uns als Startup darstellt.

Ihr wollt im kommenden Jahr zum modernsten und erfolgreichste Haustierversicherer in der Schweiz werden – steht dieses Ziel jetzt, nach den ersten Monaten, noch?

Ich denke, der modernste Anbieter sind wir schon! Unser Produkt funktioniert vollkommen online. Der Kunde erhält beispielsweise real time seine Police per Mail zugestellt. Neben der digitalen Exzellenz gehört für uns zu einer modernen Versicherung aber auch die Fairness und Convenience dem Kunden gegenüber. So kann die Calingo Haustierversicherung zum Beispiel monatlich gekündet werden, jede Hunde- und Katzenrasse kann unabhängig vom Alter versichert werden, es bestehen keine versteckten Kosten und man kann sogar Vorerkrankungen versichern. Auch auf der Vertriebsseite haben wir eine Vielzahl innovativer Kanäle und Partnerschaften etabliert, die es dem Kunden so einfach wie möglich machen, die Versicherung abzuschliessen.

Das Ziel steht also nach wie vor und wir sind überzeugt, dem optimalen Produkt-Market-Fit mit unserer Pet Insurance schon sehr nahe zu kommen. In den knapp acht Monaten seit Markteintritt haben wir schon ein erstes Produktupdate mit auf Kundenwünschen basierten Optimierungen lanciert. Wir sind damit sehr schnell und kundennah unterwegs.

«Neben der digitalen Exzellenz gehört für uns zu einer modernen Versicherung aber auch die Fairness und Convenience dem Kunden gegenüber. «

Auf der Calingo-Website ist zu lesen, dass ihr „Marktführer innovativer, eingebetteter B2B2C Lösungen“ seid. Wie viele B2B2C – Partner habt ihr und wer oder was bestätigt euch die Marktführerschaft?

Einerseits ist es unsere Technologie, die sehr einfach integrierbar in verschiedene Customer Journeys unserer Vertriebspartner ist, was natürlich das Wichtigste für gute embedded Lösungen ist. Im besten Fall erhält der Kunde ein personalisiertes Angebot und muss nur noch mit einem Klick bestätigen, dass er die Versicherung hinzufügen möchte und alles andere läuft automatisiert im Hintergrund ab. Dies ist sicherlich eine unserer Stärken. Andererseits natürlich auch die Anzahl Vertriebspartner, wir haben schon fast 100 Kooperationen erfolgreich aufgebaut in den letzten 1.5 Jahren. Des Weiteren ist auch die Anpassungsfähigkeit unserer Produkte und Prozesse ein wichtiges Merkmal. In Kombination führt dies zu Conversion Rates von bis zu 50%.

Social Responsibility liegt euch am Herzen. Wie sind die Standards? Welche Rolle spielt die soziale Komponente bei der Wahl Eurer B2B-Partner?

Das ist uns weiterhin ein grosses Anliegen. Auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen, auch ein Grund, weshalb wir auf Papierdokumente und physischen Briefversand verzichten. Ausserdem reisen wir, wenn immer möglich, mit dem Zug – auch europaweit. Als Unternehmen und Unternehmer haben wir eine Verantwortung, unseren Beitrag zum ressourcenschonenden Handeln zu leisten, sei es nachhaltige Technologien nutzen, nachhaltig zu investieren – was wir als Startup leider noch nicht können 😉 – und nicht zuletzt Awareness für das Thema zu schaffen.

Nachhaltig heisst aber auch eine langfristig zufriedene Kundschaft aufzubauen. Dazu gehört sicherlich die sorgfältige Auswahl und Pflege unserer Vertriebskooperationen. Wir haben mit einigen Partnern Modelle umgesetzt, in denen die gesamte verdiente Provision aus dem Verkauf der Versicherungsprodukte in soziale Projekte fliesst. Die Vertriebsprovisionen werden bei uns ausserdem auf einem minimalen Niveau gehalten, weil wir faire Prämien unseren Kunden gegenüber immer priorisieren. Im Bereich der Haustierversicherung achten wir auch auf die strikte Einhaltung von Tierschutznormen, so sind beispielsweise Konditionen aus Extremzuchten, die den Tieren Leiden zufügen, nicht gedeckt.

Ihr habt kürzlich in einer Seed-Finanzierungsrunde 1,5 Mio CHF eingenommen. Welche Milestones wollt ihr damit erreichen?

Wir hatten unsere Seed Finanzierung im Sommer letzten Jahres abgeschlossen. Der wichtigste Meilenstein mit diesem Investment war der Marktlaunch unserer Haustierversicherung im Dezember 2022. Das Ziel für dieses Jahr ist die weitere Skalierung unserer Haustierversicherung und Traction erreichen, um dann für die nächste Finanzierungsrunde vorbereitet zu sein.

Wann wird es eine weitere Finanzierungsrunden geben?

Die nächste Runde ist für Q2 nächstes Jahr geplant. Dies wird die Series A Runde sein, mit der wir den Ausbau unseres Angebots rund ums Thema Haustier finanzieren sowie unsere internationale Skalierung vorbereiten werden.

«Wenn sich die institutionellen Investoren weiterhin eher zurückhaltend zeigen, werden wir früher in Richtung Break Even gehen. Voraussichtlich frühstens in zwei Jahren wäre dies möglich.»

Wie seid ihr personell aufgestellt? Wie viele Mitarbeitende, wie viele Vakanzen habt ihr?

Unser Team besteht aktuell, neben einigen externen Ressourcen im Bereich IT und 1st Level Support, aus elf internen Mitarbeitenden, wovon ¾ weiblich sind. Ich bin überzeugt, dass diverse Teams bessere Leistungen erbringen und den Arbeitsalltag nachhaltig positiver gestalten. Tatsächlich hatten wir in den letzten 12 Monaten fast durchgehend mindestens eine offene Stelle, wir wachsen schnell aktuell und freuen uns über Bewerbungen.

Wann soll Calingo profitabel wirtschaften? Wann soll der Break Even erreicht werden?

Dies hängt ab von der Entwicklung der Finanzmärkte und im Fundraising in den nächsten Jahren. Ist immer ein Abwägen zwischen Profitabilität und Wachstum. Wenn sich die institutionellen Investoren weiterhin eher zurückhaltend zeigen, werden wir früher in Richtung Break Even gehen. Voraussichtlich frühstens in zwei Jahren wäre dies möglich.

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