Antoine Millioud, CEO aventron, im Interview

Antoine Millioud, CEO aventron, im Interview
Aventron-CEO Antoine Millioud. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Millioud, um das Windkraft-Portfolio weiter zu stärken, haben Sie einen Kaufvertrag für den Windpark Hellberge V südlich von Berlin abgeschlossen. Der ergänzt den bereits bestehenden aventron-Windpark Hellberge III. Wer sind die Abnehmer für den Strom?

Antoine Millioud: Der lokale Netzbetreiber nimmt den produzierten Strom ab. Vergütet wird er über die Regeln des geltenden Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG).

Haben Sie schon mal einen Windpark in Deutschland von Anfang an geplant? Das soll nämlich bis zu 18 000 DIN A4-Seiten Papier als Antragsformulare fordern.

Wir treten üblicherweise bei Baustart oder bei Inbetriebnahme in das Projekt ein. Die Baubewilligung zu erwirken ist in der Verantwortung des lokalen Projektentwicklers.

Wo ist es für aventron als Schweizer Unternehmen, was die Verwaltungshürden angeht, einfacher zu geschäften? In Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland oder Norwegen?

Norwegen ist sicher ein Land, in dem die Verwaltungshürden am meisten abgebaut wurden – unter anderem durch Digitalisierung.

«Es besteht im Markt ein hoher Wettbewerb für Infrastrukturen im erneuerbaren Energiebereich.»
Antoine Millioud, CEO aventron

750 Mega-Watt Leistung bis in das Jahr 2023 ist Ihr Zwischenziel. Gibt es genug richtig günstige Zielobjekte auf dem Weg dahin?

Es besteht im Markt ein hoher Wettbewerb für Infrastrukturen im erneuerbaren Energiebereich. Jedoch hat aventron eine eigene Projekt-Pipeline, welche sie aufgebaut hat, und welche ihr nun ermöglichen wird, ihre Ziele zu erreichen.

Mittlerweile liegt Ihr Schwerpunkt ja auf der Windenergie. Haben Sie da keine Angst vor Abschreibern? Die Rückbaukosten von Windrädern, die ihre Lebenszeit verbraucht haben, sollen ja gewaltig sein.

Unser Schwerpunkt liegt nicht auf der Windkraft, sondern auf den ausgewogenen Ausbau aller drei Energieformen. So erwarten wir über die nächsten Jahre wieder grössere Investitionen im Solarbereich. Rückbaukosten für Windturbinen sind in den Finanzplänen berücksichtigt. Es werden hierfür Rückstellungen gebildet. Abschreiber erwarten wir nicht.

Wie wirkte sich der im Mittelland trockene Frühling und der Schneefall im Gebirge auf Ihre Laufkraftwerke in der Schweiz aus?

Die letzten Wochen waren glücklicherweise sehr nass und unsere Laufkraftwerke haben gut produziert.

«Kleinwasserkraft hat üblicherweise höhere relative Betriebskosten.»

Es fällt mir auf, dass der prozentuale Betriebsaufwand bei Wasser deutlich höher als bei Sonne oder Wind ist…

Dies ist tatsächlich so. Kleinwasserkraft hat üblicherweise höhere relative Betriebskosten. Andererseits hat die Kleinwasserkraft sehr viel längere Laufzeiten.

Gibt es für ein Kleinkraftwerk eine untere Rentabilitätsgrenze was die Leistung in Watt betrifft?

Generell investieren wir nicht unterhalb von 500kW. Die Rentabilität hängt aber natürlich vom Energieabnahmepreis ab. Es mag sei, dass bei kleineren Wasserkraftwerken eine besondere Förderung vorliegt, was die Rentabilität stützen kann.

Mit dem Immobilienentwickler HIAG gründeten Sie das Joint Venture HIAG Solar. Ziel ist es, Solarstrom auf den Liegenschaften im HIAG-Immobilienportfolio zu produzieren. Wer hatte da wen als erstes kontaktiert?

HIAG war auf der Suche nach einem unternehmerisch denkenden Partner und kontaktierte uns.

Mit 51 Prozent hält aventron die Mehrheit am Gemeinschaftsunternehmen. Hat der Deal Modellcharakter?

Ja, es kann sehr wohl Modellcharakter haben. Auch andere Immobilienbesitzer und Immobilienentwickler werden ein Interesse an der Nutzung der Solarenergie haben, diese aber nicht im Alleingang umsetzen wollen.

«Über die letzten Monate konnten wir ein deutliches Anziehen der Strommarktpreise feststellen.»

In sämtlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen führte die Coronakrise im Geschäftsjahr 2020 zu einer Flaute. Der Gewinn konnte nur durch das Finanzergebnis gehalten werden. Woran merken Sie jetzt den frischen Wind in den Segeln?

Über die letzten Monate konnten wir ein deutliches Anziehen der Strommarktpreise feststellen. Der Stromverbrauch in Europa nimmt wieder zu.

Spanien hat bei aventron die grösste Leistung und gleichzeitig die wenigsten Installationen. Ein Vorteil, der sich aus der Weite der Landschaft ergibt?

Ja, das ist tatsächlich so. Die Weite des Landes erlaubt es, sehr grosse Solaranlagen und Windparks zu entwickeln und umzusetzen. So beträgt die Leistung unseres Solarkraftwerks Bargas bei Toledo 50 Megawatt auf 95 Hektaren.


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