Ami Toren, VRP Swiss Diamond, im Interview

Ami Toren, VRP Swiss Diamond, im Interview
Ami Toren, Verwaltungsratspräsident Swiss Diamond. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Swiss Diamond mit Hauptsitz in Sierre ist seit rund 50 Jahren in der Beschichtungsindustrie tätig und entwickelt Technologien für Kunden in der Lebensmittel-, Uhren- und verarbeitenden Industrie in der Schweiz und Europa. Im Jahr 2000 entwickelte das Unternehmen eine innovative Antihaft-Technologie für Kochgeschirr auf Basis einer schützenden Plasmaschicht unter der Beschichtung, die echte Diamantpartikel enthält. «Eine Revolution», wie VRP Ami Toren im Interview erklärt.

Moneycab.com: Herr Toren, Swiss Diamond entstand vor über 50 Jahren aus einem Forschungslabor – wie hat sich aus dieser technologischen Basis eine internationale Kochgeschirrmarke entwickelt?

Ami Toren: Der erste Eigentümer des Unternehmens war ein Ingenieur. Er entwickelte und applizierte technische Beschichtungen für Industriekomponenten – für Schweizer und andere europäische Kunden. Vor rund 40 Jahren erhielt er den Auftrag, eine Antihaftbeschichtung für eine neu entwickelte deutsche Kochgeschirrmarke zu liefern. Während dieser Zusammenarbeit entwickelte er die erste Version einer Antihaftbeschichtung mit echten Diamantpartikeln, um Haltbarkeit und Lebensdauer der Produkte deutlich zu erhöhen.

Um die Einnahmequellen zu diversifizieren und nicht von einem einzigen Kunden abhängig zu sein, entschied man sich, die Marke Swiss Diamond aufzubauen und als eigenständige Marke zu vermarkten. Über die Jahre entstanden Partnerschaften mit internationalen Distributoren und heute sind unsere Produkte in rund 60 Ländern erhältlich.

Was bedeutete die Entdeckung des Potenzials von Diamanten bei der Antihaftbeschichtung für das Unternehmen?

Das war tatsächlich eine Revolution: Diamantpartikel erhöhen die Robustheit und Langlebigkeit des Kochgeschirrs. Früher betrachteten viele Konsumentinnen und Konsumenten Pfannen eher als Wegwerfprodukt, aber heute werden hochwertige Pfannen stärker als Investition gesehen. Seit den frühen 2000er-Jahren wächst das Bewusstsein für Qualität: Die Kundschaft entscheidet sich vermehrt für hochwertiges Kochgeschirr aus Fachgeschäften und nutzt Swiss Diamond teils seit vielen Jahren.

Für unser Unternehmen war diese Technologie ein Wendepunkt: Wir haben unser Beschichtungsgeschäft als Dienstleistung stark zurückgefahren und uns auf den Ausbau unserer Kochgeschirrproduktion konzentriert. Das bedeutete u.a.: Verdopplung unserer automatisierten Beschichtungslinien, Aufbau einer Aluminiumgiesserei (Druckguss der Pfannenkörper) sowie Investitionen in Forschung und Herstellung der Beschichtungsmaterialien im eigenen Haus.

«Diamantpartikel erhöhen die Robustheit und Langlebigkeit des Kochgeschirrs.»
Ami Toren, VRP Swiss Diamond

Welche Eigenschaften hat eine Beschichtung mit Diamantkristallen im Vergleich zu klassischen Antihaftsystemen?

Traditionelle Antihaftbeschichtungen basieren meist entweder auf PTFE oder auf Sol-Gel. Üblicherweise bestehen sie aus einer Grundschicht (Primer) und einer Deckschicht. Es gibt weltweit mehrere Hersteller solcher Beschichtungssysteme, die Lösungen für viele Industrien liefern. Da unser Fokus ausschliesslich auf Kochgeschirr liegt, wissen wir sehr genau, welche Eigenschaften es für beste Performance braucht und deshalb richtet sich unsere Forschung und Entwicklung konsequent auf diese Anforderungen aus.

Ist eine vollständig PFAS-freie Beschichtung je länger, je mehr auch ein Kaufargument für Kunden?

Wir haben kürzlich eine neue PFAS-freie Beschichtung entwickelt – ein Projekt, das mehrere Jahre gedauert und erhebliche Investitionen erfordert hat. Wir hätten selbst nicht erwartet, dass wir die heutigen Performance-Werte erreichen, denn die Resultate sind überlegen gegenüber allen anderen Antihaft-Technologien, die derzeit im Kochgeschirrbereich verfügbar sind. Sowohl in den USA als auch in Europa ändern sich die regulatorischen Anforderungen rund um PFAS in Produkten mit Lebensmittelkontakt. Per Definition enthält Kochgeschirr mit PTFE auch PFAS (wenn auch in sehr geringer Menge – wenige Partikel pro Milliarde). Unsere neue Beschichtung ist nicht PTFE-basiert, enthält keine absichtlich zugesetzten PFAS und liefert in der Praxis eine noch bessere Leistung als PTFE-basierte Systeme.

«Wir haben kürzlich eine neue PFAS-freie Beschichtung entwickelt – ein Projekt, das mehrere Jahre gedauert und erhebliche Investitionen erfordert hat.»

PFAS-freies Kochgeschirr gibt es zwar schon seit ca. 2008, oft jedoch mit schwacher Qualität und mangelhafter Performance und häufig bei günstig produzierter Ware. Das macht unsere Aufgabe anspruchsvoller: Wir müssen Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen, dass wir hier einen echten Gamechanger bieten – PFAS-frei, leistungsstark und langlebig, auch bei intensiver Nutzung.

Wie lang ist die durchschnittliche Lebensdauer Ihrer Produkte?

Unsere PTFE-basierte Linie (XD) ist seit rund 15 Jahren auf dem Markt und wir haben Kunden, die diese Produkte seitdem täglich nutzen. Wie viele andere Antihaft-Hersteller können das von sich behaupten?

Wenn wir von einem technologischen Ursprung sprechen, stellt sich natürlich die Frage nach dem Produktionsumfeld. Viele Hersteller lassen heute in Asien fertigen. Warum hält Swiss Diamond konsequent an der Produktion in der Schweiz fest?

Wir verfügen über das Know-how und die Produktionsanlagen im eigenen Haus, und Kundinnen und Kunden schätzen die echte Schweizer Herkunft unserer Produkte. Es gibt andere Marken, die «Swiss» im Namen tragen, aber in China oder Italien produzieren – oft, weil ihnen die Produktionskapazitäten fehlen oder weil sie Kosten sparen wollen. Wir empfehlen, genau auf die Verpackung zu achten und zu prüfen, wo ein Produkt tatsächlich hergestellt wurde und sich nicht nur auf den Markennamen zu verlassen.

Wie gelingt es Ihnen, trotz vergleichsweise hoher Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben?

Wir sind nicht über den Preis wettbewerbsfähig, aber wir sind weltweit führend beim Preis-Leistungs-Verhältnis im Kochgeschirr. Clevere Kunden wissen: Es ist langfristig günstiger, einmal in hochwertiges Swiss-Made-Kochgeschirr zu investieren, statt mehrmals günstigere Produkte zu ersetzen. Die Kochergebnisse sind besser, unser Beschichtungsmaterial wird von uns selbst hergestellt und regelmässig von TÜV-Labors in Deutschland geprüft, und das Kochgeschirr hält viele Jahre intensiver Nutzung stand. Ein Beispiel: Auch in China, wo man lokal einen Wok für 15 Franken kaufen kann, entscheiden sich Kundinnen und Kunden bewusst für unseren Swiss Diamond Wok für rund 300 Franken, weil sie den Unterschied kennen.

«Wir sind nicht über den Preis wettbewerbsfähig, aber wir sind weltweit führend beim Preis-Leistungs-Verhältnis im Kochgeschirr.»

Wie energieintensiv ist die Produktion Ihrer Pfannen?

Natürlich benötigen wir Energie, denn wir betreiben eine eigene Aluminiumgiesserei, in der Aluminium rund um die Uhr (24/7) geschmolzen wird. Gleichzeitig stammt Strom in der Schweiz grösstenteils aus nicht-fossilen Quellen, die kein CO₂ verursachen. Zudem haben unsere Produkte eine sehr lange Lebensdauer, dadurch fällt die Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus besonders positiv aus.

Welche Erwartungen verbinden internationale Käufer mit dem Label «Made in Switzerland» im Kochgeschirrsegment?

Internationale Käufer kennen Swiss Diamond sehr gut und erwarten ein robustes, langlebiges Antihaft-Kochgeschirr, das über lange Zeit hinweg herausragend performt.

Wie transportieren Sie Schweizer Werte im Ausland?

Wir behandeln unsere Geschäftspartner fair, sowohl Lieferanten als auch Kunden. Wir sind bereit, für Qualität einen Aufpreis zu bezahlen und erwarten, dass unsere Kunden diesen Anspruch mittragen. Mit vielen Partnern arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen. Loyalität und Freundschaft sind für uns zentrale Werte und prägen unsere Zusammenarbeit.

Welche sind heute die wichtigsten Absatzmärkte von Swiss Diamond?

Unsere wichtigsten Märkte liegen aktuell in Asien-Pazifik. Besonders Australien und China sind zentrale Märkte. Wir erwarten, dass auch die USA künftig wieder stärker an Bedeutung gewinnen, während wir parallel Projekte weltweit weiterentwickeln.

Wie haben sich die globalen Verkaufszahlen in den letzten Jahren entwickelt?

In unserer Kategorie sind die Verkäufe über die Jahre hinweg insgesamt relativ stabil. Es kann vorkommen, dass ein Distributor oder ein Land ausfällt und dafür neue Märkte dazukommen. Wirkliche Peaks entstehen vor allem durch Loyality-Programme mit Retailern, Partnerschaften mit ergänzenden Marken, B2B-Projekte und ähnliche Kooperationen.

Swiss Diamond
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