Beat Kälin, CEO Komax

Beat Kälin, CEO Komax
Komax-VRP Beat Kälin.

Beat Kälin, CEO Komax.

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Kälin, Wire, die grösste Division, führte Komax 2010 aus den roten Zahlen. Im Moment läuft es da ja noch rund. Wie wird 2012?

Beat Kälin: Im Jahr 2010 hat sich die Nachfrage unerwartet rasch und stark erholt. Der Automobilsektor, welcher sehr wichtig ist für das Geschäft in der Business Unit Wire, zeigte sich auch im Jahr 2011 stark. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es aber noch zu früh, um über 2012 zu sprechen. Wir werden im Rahmen der Veröffentlichung des Jahresabschlusses die Aussichten für 2012 publizieren.

Im ersten Halbjahr 2011 erreichte Wire eine EBIT-Marge von stolzen 26 Prozent. Ist das auch für ihre Divisionen Solar und Medtech Mass der Dinge?

Diese Marge werden wir gemäss unserer Einschätzung auf die Dauer nicht aufrechterhalten können. Aus der Krise kommend profitieren wir vom hohen Wachstum, ohne dass die Strukturen bereits hochgefahren worden sind.

Welches sind denn die gültigen Detailziele?

Zu Beginn des Jahres 2011 haben wir mittelfristige Wachstums- und EBIT-Margenziele für die einzelnen Business Units definiert und bekannt gegeben. Für Wire beträgt das mittelfristige EBIT-Margenziel rund 20%, für Solar 8% und für Medtech 5%. Mit diesen Sätzen generieren alle Business Units Wert für die Gruppe.

«Aus der Krise kommend profitieren wir vom hohen Wachstum, ohne dass die Strukturen bereits hochgefahren worden sind.»
Beat Kälin, CEO Komax

Solar konnte im ersten Halbjahr den Umsatz um 55% erhöhen, aber jetzt läuft es aus politischen Gründen in Italien und Deutschland denkbar schlecht. Ist der Turnaround im Solargeschäft bereits wieder Schnee von gestern?

Die Solarindustrie ist zyklisch. Seit dem zweiten Quartal hat sich die Nachfrage markant abgekühlt. Ab Mitte Jahr führten grosse Überkapazitäten und zunehmend fallende Solarmodulpreise die Solarbranche in die Krise. Solarmodulhersteller schrieben in der Folge Verluste und gerieten vereinzelt in Zahlungsschwierigkeiten. Diese ungünstigen Rahmenbedingungen führten auch bei Komax Solar zu einem massiv rückläufigen Auftragseingang und einem entsprechend reduzierten Umsatz in der zweiten Jahreshälfte. Komax Solar profitierte vom guten Auftragsbestand per Ende des ersten Quartals und konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr trotzdem erhöhen. Experten erwarten nicht, dass sich der Markt vor Mitte 2012 erholt. Komax Solar ist Bestandteil der Industrie und kann sich den allgemeinen Markttrends nicht entziehen. Dank ihrem stärkeren Fokus ist Komax Solar mit ihren Produkten hervorragend positioniert. Die Business Unit ist in ihren Märkten führend, insbesondere bei Stringern.

Wie gehen sie als Firmenchef mit den Unwägbarkeiten der Politik um?

Ich denke an Stichworte wie Einspeisevergütung, Förderung von Sicherheitsstandards in Autos oder alternativen Energieträgern. Wir sind in unseren Märkten führend und verfügen über eine hohe Innovationskraft. Dank unserer Kunden- und Marktnähe sind wir in der Lage neue Trends frühzeitig zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln. Im Weiteren ist die Wahrung der Flexibilität von grosser Bedeutung, damit sich bietende Chancen wahrgenommen werden können und auf allfällig auftretende Risiken entsprechend reagiert werden kann.

In Asien generiert Wire bereits jeden dritten Umsatzfranken.Was passiert, wenn der chinesische Drache kein Feuer mehr spukt?

Komax ist bereits seit vielen Jahren in ihren verschiedenen Industrien erfolgreich tätig. Unsere Organisation ist sehr flexibel und wir sind es gewohnt mit Industriezyklen umzugehen. Ausserdem sind wir geografisch sehr breit abgestützt. Diese Diversifikation hilft in der Regel, die allfällige konjunkturelle Verlangsamung der Wirtschaft einer Region zumindest teilweise auszugleichen.

Wire hängt zu 80 Prozent von der Automobilbranche ab. Wie krisenresistent ist dieses Geschäft?

Die Automobilbranche ist konjunkturabhängig, kein Zweifel. Vom Jahr 2009 abgesehen, haben wir allerdings festgestellt, dass unser Geschäft über die verschiedenen Zyklen relativ stabil war. Neben der Anzahl der produzierten Einheiten bestimmen Faktoren wie der steigende Ausrüstungsgrad von Fahrzeugen in Bezug auf Sicherheit und Komfort, Infotainment im Auto sowie der Einsatz von neuen Antriebssystemen, wie viele Kabel insgesamt verarbeitet werden. Und die Anforderungen an Fahrzeuge nehmen stetig zu. Somit kann unser Geschäft selbst bei stagnierenden oder rückläufigen Autoverkaufszahlen einen positiven Trend aufweisen.

Werden Sie ihren Minderheitenanteil von 30 Prozent bei SLE Quality Engineering ausbauen?

Wir hatten im 2011 die Gelegenheit 30% an der SLE quality engineering zu erwerben. Grundsätzlich haben wir die Möglichkeit, die Mehrheit an der Gesellschaft zu übernehmen. Die Höhe des Beteiligungssatzes ist allerdings sekundär. Wichtiger für Komax ist vielmehr, dass wir durch die nun stärkere Zusammenarbeit mit SLE Zugang zu Technologien für neue Anwendungsfelder erhalten. Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Wir konnten an der Produktronica in München im November bereits erste gemeinsame Lösungen präsentieren.

Ihre Eigenkapitalquote von 64,3 Prozent erlaubt doch einiges. Gäbe es jetzt nicht die ein oder andere günstige Produktionsanlage im Osten für Komax zu erwerben? Oder ist es gar immer noch zu früh?

Die komfortable Kapitalausstattung gibt uns einerseits Stabilität, und andererseits haben wir auch Handlungsspielraum, falls sich eine Möglichkeit für eine Akquisition ergeben sollte. Damit ein Unternehmen für uns interessant ist, muss es allerdings einen klar definierten Kriterienkatalog erfüllen. Wir sind in Nischenmärkten tätig und die Zahl potentieller Kandidaten ist relativ limitiert.

«Als attraktiver Arbeitnehmer geniesst Komax insbesondere in der Zentralschweiz einen sehr guten Ruf.»

Wie akquirieren Sie eigentlich Human Resources?

Die Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir pflegen enge Kontakte zu Hochschulen und nehmen an Absolventenkongressen teil. Damit knüpfen wir Kontakt zu potentiellen Mitarbeitern. Als attraktiver Arbeitnehmer geniesst Komax insbesondere in der Zentralschweiz einen sehr guten Ruf. Die Fluktuationsrate ist generell tief. Offene Stellen können in der Regel gut besetzt werden.

Sind Sie mit dem Führungsnachwuchs in der Schweiz zufrieden?

Wir entwickeln den Führungsnachwuchs einerseits intern, andererseits rekrutieren wir auch extern. Bis heute konnten wir sämtliche Vakanzen erfolgreich besetzten.

Wie sieht es diesbezüglich in der Forschung und Entwicklung aus?

Komax ist als innovatives Unternehmen bekannt. Wir bieten attraktive Aufgaben in den verschiedensten Fachrichtungen und marktübliche Arbeitsbedingungen.

Komax investiert einen hohen einstelligen Prozentbetrag seines Umsatzes in die Weiterentwicklung seiner Produkte. Was sind da die Trends, auf die der industrielle Endverbraucher bauen kann?

Für jede einzelne Business Unit gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Trends, welche letztlich die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen treibt. Bei Komax Wire ist der Trend zur Miniaturisierung zu erwähnen. Der Ausrüstungsgrad in Fahrzeuge nimmt stetig zu und sie enthalten immer mehr Elektronik. Entsprechend werden immer mehr Leitungen in Autos eingebaut. Gleichzeit muss aber das Gesamtgewicht der Fahrzeuge reduziert werden, damit sie weniger Kraftstoff verbrauchen. Dies führt dazu, dass die Querschnitte der verarbeiteten Kabel immer kleiner werden, so dass es immer schwieriger wird, diese Leitungen manuell zu verarbeiten. Als Hersteller von Kabelverarbeitungsmaschinen profitieren wir von dieser Entwicklung. Ein weiteres Stichwort betrifft den Trend zu modernen alternativen Antriebssystemen, welcher das Geschäft der Business Unit Wire begünstigt. Nicht zu vergessen sind ausserdem steigende Lohnkosten in sogenannten Niedriglohnländern, welche zu zusätzlicher Nachfrage nach Automatisierungslösungen führen.

Und was sind die Megatrends bei Solar und Medtech?

Bei Solar stützen Themen wie Klimaerwärmung, steigender Energiebedarf und die Frage wie er in Zukunft ressourcenschonend gedeckt werden kann die langfristige Nachfrage. Komax Medtech entwickelt komplexe, kundenspezifische Maschinensysteme für die automatische Montage von in grossen Stückzahlen gefertigten medizinischen Produkten wie beispielsweise Inhalatoren, Insulinverabreichungs- und Injektionssysteme. Hier ist es im Wesentlichen der weiter zunehmende Trend zur Selbstmedikation, begünstigt durch neue Wirkstoffe und Anwendungsgeräte sowie verschärfte regulatorische Richtlinien zur Sicherheit, welcher stetiges Wachstum generieren wird.

Zur Person
Komax-Geschäftsführer Beat Kälin war bis zum 31.10. 2010 Leiter der grössten Komax-Business Unit Wire. Der Schweizer (geb. 1957) ist Dipl. Ing. ETH und Dr. sc. techn. ETH und zusätzlich MBA am rennomierten INSEAD. Seit 2006 ist er bei Komax. Er absolvierte einen grossen Teil seiner Laufbahn im Elektrowatt-Konzern, wechselte dann in die Verpackungsindustrie und war von 1999 bis 2004 Mitglied der Konzernleitung der SIG Schweizerische Industrie-Gesellschaft Holding AG. Von 2004 bis 2006 war er Mitglied des Bereichsvorstands der Robert Bosch GmbH (Deutschland). Verwaltungsratsmandate bei börsenkotierten Gesellschaften: Huber + Suhner AG, Pfäffikon/Schweiz.

Zum Unternehmen
Kernkompetenz von Komax ist die Mechatronik, das interdisziplinäre Zusammenspiel von Präzisionsmechanik, Elektronik und Informatik. Die aus den Bereichen Wire, Medtech und Solar bestehende Gruppe konzentriert sich auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung hochwertiger Investitionsgüter und Dienstleistungen für die Kabelverarbeitung, die Photovoltaik und die Medizinaltechnologie.

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