David Garcia, Gründer und VR Fundamenta Group Holding AG, im Interview

David Garcia, Gründer und VR Fundamenta Group Holding AG, im Interview
David Garcia, Gründer und VR Fundamenta Group Holding AG.

Von Karin Bosshard

Moneycab.com: Der Verwaltungsrat der Holding wurde deutlich von zwei auf neu sechs Mitglieder erweitert. Was sind die Hintergründe?

David Garcia: Da haben mehrere Gründe und Entwicklungen mitgespielt. Unsere Unternehmensgruppe hat sich mit neuen Investmentprodukten, Dienstleistungen für Immobilienbesitzer, Family Office Mandaten und erweiterten Kundengruppen, sowie auch der Expansion nach Deutschland, stetig und nachhaltig weiterentwickelt, so dass die strategische Führung immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Es ist uns ein grosses Anliegen, weitsichtig zu wirtschaften. Hierfür braucht es nebst kompetenten Management- und Mitarbeiterteams in den beiden Ländern, auch ein professionelles und erfahrenes VR-Team.

«Die strategische Führung unserer Unternehmensgruppe hat immer mehr an Bedeutung gewonnen.»
David Garcia, Gründer und Verwaltungsrat bei Fundamenta Group Holding AG

Was war der Grund nach Deutschland zu expandieren?

Sämtliche Anlageklassen professioneller Investoren sind nach verschiedensten Kriterien vernünftig diversifiziert. Klumpen-Risiken werden, wo immer möglich, vermieden. Mit unseren deutschen Immobilien-Investmentprodukten, insbesondere dem FG Wohninvest Deutschland S.C.S. SICAV SIF, verschaffen wir Schweizer Investoren den direkten Zugang ins benachbarte, uns vertraute und renditetechnisch auch etwas interessantere Ausland. Das grosse Anlegerinteresse hat uns dennoch erstaunt, durften wir doch in den ersten 24 Monaten nach dem Start schon über Euro 250 Mio. an Neugelder verzeichnen.

«Mit deutschen Immobilien-Investmentprodukten verschaffen wir Schweizer Investoren den direkten Zugang ins renditetechnisch interessantere Ausland.»

Wie kritisch sehen Sie die Preisentwicklungen am Schweizer Immobilienmarkt?

Vergleicht man die heutigen Preise mit der Vergangenheit, haben wir in der Schweiz definitiv eine ziemlich angespannte Situation. Mit Netto-Renditen von rund 2.5 bis 3.5% bei Bestandes-Liegenschaften Wohnen – je nach Segment, Qualität und Region – befinden wir uns im historischen Kontext in einer ziemlich anspruchsvollen Lage. Diese Wertung gilt aber nur im Vergleich zur Vergangenheit. Wir sollten uns aber auch  mit der Zukunft und damit mit der Zinsentwicklung auseinandersetzen und mindestens in Betracht ziehen, dass ein Super-Zyklus tiefer oder gar tiefster Zinsen auf uns zukommen könnte. Trifft ein Japan-Szenario ein, könnten wir gar eine Ära mit zusätzlichen zwei bis drei Jahrzehnten tiefer Zinsen vor uns haben. Trifft dieses nicht unwahrscheinliche Szenario ein, sind die heutigen Immobilienanlagerenditen als interessant zu betrachten. Es gilt aber in jedem Fall ein ausgewogenes, diversifiziertes und vor allem aktiv gemanagtes Portfolio aufzubauen oder zu halten, das nachhaltig und damit möglichst vielen Szenarien standhalten kann.

«Trifft ein Japan-Szenario ein, könnten wir eine Ära mit zusätzlichen zwei bis drei Jahrzehnten tiefer Zinsen vor uns haben.»

Können Sie uns das Geschäftsmodell der Fundamenta Group umschreiben?

Wir sind ein aktiv und ganzheitlich agierender Asset Manager für Immobilien – oder in anderen Worten – ein integraler Dienstleister rund um das Thema Immobilieninvestitionen. Mit unserem Ansatz schlagen wir die Brücke zwischen Immobilien-, Finanz- und Vertriebskompetenz. Wir sind mit dem Management von Anlagegefässen betraut, welche sich durch die jeweiligen Anlagestrategien und Risikoprofile differenzieren und dadurch verschiedene Anlegerkreise ansprechen.

Können Sie uns hierzu Beispiele nennen?

Die an der SIX kotierte «Fundamenta Real Estate» beispielsweise fokussiert sich auf Investitionen von Wohnimmobilien im mittleren Mietpreissegment innerhalb der Deutschschweiz. Mit der aktuellen Bilanzstruktur wird dieses Portfolio auf über CHF 900 Millionen anwachsen. Als reine Immobilien-Investmentgesellschaft mit Wohnfokus – aktuell werden rund 92% der Erträge aus Wohnnutzung generiert – hat die Gesellschaft auf dem Tableau der SIX Swiss Exchange ein Alleinstellungsmerkmal.

Mit der Lancierung der Anlagestiftung «Fundamenta Group Investment Foundation» haben wir nun auch den Grundstein gelegt, ein unabhängiges und auf die Bedürfnisse der beruflichen Vorsorge zugeschnittenes Kompetenzzentrum mit einer umfassenden Dienstleistungsplattform anzubieten. Im Anlagefokus der ersten Anlagegruppe stehen Immobilien mit Wohn-, wie auch Gewerbenutzung.

Die Produktlinie «FG Promotion» fokussiert sich ausschliesslich auf Immobilienentwicklungen. Hier sprechen wir aktuell von 25 Projekten mit einem Projektwert von über CHF 600 Millionen im Wirtschaftsraum Zürich.

«Für die Zukunft planen wir einen Ausbau der Dienstleistungsplattform für Immobilieneigentümer.»

In Ihrem Unternehmensportrait sprechen Sie auch von Dienstleistungen für Immobilieneigentümer. Was ist hier gemeint und welche Pläne haben Sie in diesem Marktsegment?

Vergleichbar wie bei einem Anlagegefäss werden wir von Kunden mandatiert, welche ein direktes Portfolio halten und/oder auf- bzw. ausbauen wollen. Ebenfalls begleiten wir Immobilienbesitzer, wie beispielsweise Pensionskassen, Versicherungen oder Family Offices bei Strategiefragen, Transaktionen wie auch bei Immobilienentwicklungen. Für die Zukunft planen wir einen Ausbau dieser Dienstleistungsplattform.

Weshalb glauben Sie an die Nachfrage für solche Dienstleistungen?

Ein wertorientiertes Immobilien-Management setzt eine stetige, arbeitsintensive und multidisziplinäre Auseinandersetzung voraus. Den wachsenden Herausforderungen und Veränderungen im Markt wie auch der Alterung von Immobilienbeständen muss proaktiv begegnet werden. Nimmt die unterstützende Wirkung von Marktentwicklungen im Sinne von organischem Ertrags- und Wertwachstum ab, kann die Werterhaltung und -entwicklung nur durch Managementleistung erzielt werden. Gehört das Immobilien-Management nicht zur Kernkompetenz eines Eigentümers oder fehlen die dazu notwendigen Ressourcen und Kompetenzen, wird die Frage nach Auslagerungsmöglichkeiten solcher Leistungen immer mehr ins Zentrum rücken.

«Den wachsenden Herausforderungen und Veränderungen im Markt wie auch der Alterung von Immobilienbeständen muss proaktiv begegnet werden.»

Wie kann die Fundamenta Group hier Hand bieten?

Unsere Kunden haben Zugriff auf ein multidisziplinäres Kompetenzzentrum mit ausgewiesenen Fachkräften. Dahinter steht eine Wertschöpfungsarchitektur, welche wir stetig entwickeln und an den wandelnden Gegebenheiten anpassen. Somit sind wir in der Lage, eine ganzheitliche Bewirtschaftung über den gesamten Anlagezyklus von Immobilien, dh. Investition-Bewirtschaftung-Transformation-Devestition, zu gewährleisten – aus einer Hand. Bei einem solchen «one-stop-shop-Modell» ist die Interessensvertretung und die daraus resultierende Verantwortungswahrnehmung im Sinne und Geist der Auftraggeberin klar gegeben.

Herr Garcia, vor knapp einem halben Jahr haben Sie sich offiziell aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen und wie sieht Ihr Fazit nach den ersten Monaten aus?

Mir war schon immer wichtig, eine unabhängige und nachhaltige Unternehmung aufzubauen. Eine Unternehmung die von breiten Management- und Mitarbeiterteams entwickelt und getragen wird, eine ehrliche, authentische und vertrauensvolle Zusammenarbeit lebt und in jedem Moment den Blick für den Kunden, Mitarbeiter und auch Unternehmenserfolg pflegt.

Mein Fokus lag schon immer primär in der Strategieentwicklung sowie in der Selektion, Entwicklung, Motivation und Ausrichtung des Personals. Die Basis jeden Erfolgs oder eben auch Misserfolgs liegt in 100% der Fälle in der Ausbildung, Charaktereigenschaften, Professionalität, Motivation und Integrität des Personals. Stimmt diese Grundlage, entstehen gute Strategien, Produkte und Resultate. Immer und überall.

«Die Basis jeden Erfolgs oder eben auch Misserfolgs liegt in 100 Prozent der Fälle in der Ausbildung, Charaktereigenschaften, Professionalität, Motivation und Integrität des Personals.»

Daher war es mir schon immer wichtig, die Mitarbeitenden in den Vordergrund zu setzen, verantwortungsvolle Teams aufzubauen und dann auch zielführend agieren zu lassen. Aus diesem Grund fiel es mir nicht schwer, auch meine bisherige Position als Verwaltungsratspräsident  abzugeben. Ich kann mich nun auf wichtige Spezialaufgaben konzentrieren und meine Impulse als aktiver Verwaltungsrat weitergeben.

Sie sind, wenn dieses Interview erscheinen wird, für rund einen Monat auf dem Jakobsweg unterwegs. Was hat Sie dazu bewogen und wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

Wie viele Mitmenschen, bin auch ich eine zielstrebige, pflichtbewusste und ambitionierte Person. Ein Mensch der sehr viel nachdenkt, vieles hinterfragt und nichts dem Zufall überlassen möchte. Als Vater, Partner, Freund und Unternehmer versuche ich immer das absolute Maximum zu geben und auch für alle da zu sein. Diese Art zu Denken und Handeln hat sehr viele Vorteile – aber auch Nachteile. Es fehlt sehr schnell die Balance und der gesunde Blick für das wirklich Wesentliche im Leben. Wir kennen ja alle das bekannte Hamsterrad aus dem man fast ein Leben lang nicht mehr raus kommt. Mit dem Jakobsweg möchte ich einfach mal 30 Tage alleine unterwegs sein. Frei von Druck und Verpflichtungen. Frei von einer starren und komplett verplanten Agenda. Frei von äusseren Einflüssen. Ich möchte einfach mal meine Werte und Überzeugungen überprüfen, allenfalls etwas anpassen oder festigen und mit noch mehr Klarheit zurückkommen. Für mich ist es eine Art «Anlauf holen», um als Mensch und Unternehmer noch weiter und schöner springen zu können! 

Das Umfeld hat extrem positiv darauf reagiert. Vielleicht ein Zeichen, dass sich viele nach etwas mehr Ruhe und Gelassenheit sehnen. Ich kann nur alle motivieren, auch einmal kurz aus der Routine zu treten und die aufgebauten wie auch aufgestauten Zwänge, Ängste und Motive etwas zu hinterfragen.

Wir nehmen heutzutage so viele Informationen und ungefilterte Überzeugungen auf, dass etwas Abstand und Ballast abwerfen sehr vernünftig sein kann – fürs Business und Leben.

Zum Gesprächspartner
David Garcia absolvierte nach der Ausbildung zum dipl. Kaufmann und Betriebsökonom das betriebswirtschaftliche Studium zum Executive MBA (ZfU Zürich/Boston). Nach verschiedenen Stationen als Product Manager und Vertriebsleiter in den Bereichen Telekommunikation und Finanzdienstleistungen gründete er im Alter von 37 Jahren zusammen mit seinem Bruder Javier die Fundamenta Group. Seit 2015 sitzt er im Verwaltungsrat der Belvédère Asset Management AG.
David Garcia bei LinkedIn

Zum Unternehmen
Die Fundamenta Group ist ein unabhängiger Schweizer Asset Manager mit Fokussierung auf Immobilien. Das Unternehmen richtet sich mit professionell bewirtschafteten Anlageprodukten an qualifizierte Anleger und bietet Immobilieneigentümern massgeschneiderte Dienstleistungen an. Das in der Schweiz und in Deutschland tätige Unternehmen gewährleistet mit einem interdisziplinären Team von rund 50 ausgewiesenen Fachkräften die Bestellerkompetenz über den gesamten Anlagezyklus (Investition, Bewirtschaftung, Transformation, Devestition). Das von Fundamenta Group in der Schweiz und in Deutschland verwaltete Immobilienvermögen belief sich 2018 auf CHF 1.7 Mia.
Fundamenta Group

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