Hassan Kadbi, CEO Hapimag, im Interview

Hassan Kadbi, CEO Hapimag, im Interview
Hassan Kadbi, CEO Hapimag. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Kadbi, an Ihrem Hauptsitz in Steinhausen hat Hapimag einen Coworking-Raum als Innovation Hub für die TravelTech-, Hospitality- und Tourismusbranche eröffnet. Gehen Sie mit den Startup-Partnern da öfter Kaffee trinken?

Hassan Kadbi: Unsere Beziehung geht noch etwas tiefer. Wir möchten den Wissensaustausch zwischen Startups, erfahrenen Unternehmen und Ausbildungsinstitutionen fördern. Als etablierter Anbieter in der Tourismusbranche können wir Startups Zugang zu einem internationalen Markt bieten, damit sie ihre Produkte schnell testen und weiterentwickeln können. Auf der anderen Seite profitieren wir von technischem Know-how und können für unsere Community innovative Zusatzangebote anbieten.

Bei RoomPriceGenie, einem Ihrer ersten Mieter, geht es um die Optimierung der Zimmervermietung betreffend Preis und Verfügbarkeit. Wäre Thomas Cook vielleicht nicht Pleite gegangen, wenn sie die Software von RoomPriceGenie benutzt hätte?

Als Aussenstehender kenne ich die Ursachen für die Situation bei Thomas Cook zu wenig. Auf jeden Fall wünsche ich allen Mitarbeitenden von Thomas Cook viel Zuversicht und nur das Beste, in dieser für sie nicht einfachen Situation. RoomPriceGenie ist Startup-Partner in unserem Coworking Space und fokussiert sich auf das Thema Yield Management, bei welchem Preis und Verfügbarkeit eine grosse Rolle spielen. Sie haben sehr gute Lösungen und Ideen. Auch Hapimag kann von RoomPriceGenie lernen, mit dem Ziel, unsere Resorts noch besser auszulasten.

«Auch Hapimag kann von RoomPriceGenie lernen, mit dem Ziel, unsere Resorts noch besser auszulasten.»
Hassan Kadbi, CEO Hapimag

In der Zentralschweiz will das World Tourism Forum Lucerne (WTFL) einen Tourismus-Innovations-Hub aufbauen. Was genau ist dessen Zielsetzung?

Hapimag arbeitet mit dem WTFL zusammen – ein fantastischer Partner. Die leisten einen grossartigen Beitrag für unsere Branche. Es geht beim Innovation-Hub grundsätzlich darum, einen regelmässigen Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei entstehen Synergien zwischen den Start ups, Unternehmen aber auch Investoren. Ausserdem werden die Teilnehmende durch persönliche Gespräche und Referate von Experten der Tourismusbranche selber auf die eine oder andere Idee aufmerksam, die man ins eigene Unternehmen einbringen kann.

Reisetrends wechseln wie die Kleidermode. Im ersten Halbjahr kamen bei Hapimag 13,3 Prozent mehr Gäste in die Schweizer Resorts. Worauf war das zurückzuführen?

Zum Einen spielte der heisse Sommer eine entscheidende Rolle. Viele Urlauber entscheiden sich darüber hinaus auch für lokale Destinationen und weniger weit entfernte Reiseziele. Auf dieses Verhalten hatte sicher auch die breite Diskussion um nachhaltiges Reisen im Kontext von #fridaysforfuture eine Auswirkung. Auch liegt die Schweiz wieder mehr im Trend. Dazu kommt, dass Kurzaufenthalte, beispielsweise in Interlaken, weiter an Beliebtheit gewonnen haben.

Beim Hapimag Resort Bodrum, an der türkischen Ägäis, verzeichneten Sie eine starke Zunahme mit 54,3 Prozent. Hat sich daran jetzt etwas geändert, weil Touristen vielleicht die Politik Erdogans verachten?

Grundsätzlich sind wir weiter sehr zufrieden mit den Entwicklungen in Bodrum. Ich denke nicht, dass die Belegungs-Entwicklung unseres Resorts direkt mit der Politik in der Türkei zusammenhängt. Wir sehen klar, dass die Türkei als Urlaubsdestination zurückkommt. Da aber andere Destinationen am Mittelmeer – zum Beispiel Mallorca – verloren haben, könnte es sich auch nur um eine Verschiebung handeln. Darüber hinaus hat sich die allgemeine Buchungssituation in der Türkei seit den Unruhen im Jahr 2016 wieder erholt.

«Ich denke nicht, dass die Belegungs-Entwicklung unseres Resorts in Bodrum direkt mit der Politik in der Türkei zusammenhängt.»

Erwarten Sie in den nächsten Jahren einen Trend zu mehr nachhaltigem Tourismus?

Ja, und ich denke, es braucht diese Entwicklung unbedingt. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es um Klimaschutz, um Recycling oder erneuerbare Energien. Es geht aber auch um Werte, die überdauern. Werte für eine nächste Generation. Unternehmen müssen einen Sinn haben, der über wirtschaftliche Interessen hinausgeht. Wir wissen, dass wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltiges Handeln zusammenpassen. Menschen können auch verantwortungsvoll Urlaub machen.

Die meisten Hapimag-Gäste reisen mit dem eigenen Auto an. Hat bald einmal jedes Resort seine Ladestation für Elektro-Autos?

Wir bauen dieses Angebot laufend weiter aus. Aktuell haben 18 von 58 Resorts eine E-Ladestation. Hapimag fördert zudem auch die nachhaltige Mobilität vor Ort, zum Beispiel durch mehr E-Bikes in den Resorts.

Wie stark werden Sie das Animationsangebot ausbauen?

Wir nennen dieses Angebot Activities & Experiences. Unser Ziel ist es, ein generationenübergreifendes und zum jeweiligen Resort passendes Angebot zu erstellen, welches all unsere Gäste begeistert. Im Rahmen unseres Familienkonzeptes kommen nun nach den Kinderprogrammen auch spannende und erlebnisreiche Programme für Jugendliche dazu. Wir investieren zudem in neue Spielplätze, in unseren Familienresorts werden die Mini&Maxi Club-Räume Zug um Zug erneuert und an die sich ändernden Kinderbedürfnisse angepasst. Auch gibt es Serviceleistungen wie kostenfreie Ausleihmaterialien, kinderfreundliche Restaurants, mit Malsets, Kinderkarte und vieles mehr. Neu für die Stadtresorts wird es einen interaktiven Stadtplan für Kinder geben, mit dessen Hilfe auch sie die Stadt erobern können. Bei allen Inhalten geht es auch darum, unseren Gästen die umliegende Natur und Kultur näher zu bringen und sie zu einem verantwortungsvollen Handeln zu motivieren. Unsere Gäste sollen inspiriert und glücklich aus ihrem Urlaub bei Hapimag zurückkehren.

«Neu für die Stadtresorts wird es einen interaktiven Stadtplan für Kinder geben, mit dessen Hilfe auch sie die Stadt erobern können.»

Der übergeordnete Trend geht zu stetig kürzer werdenden Aufenthalten und kurzfristigen Buchungen in der Sommersaison. Wie bucht der Durchschnittskunde?

Diesen Trend können wir bestätigen. Seit mehreren Jahren ist es möglich, unsere Ferienwohnungen auch nur für einen Tag beziehungsweise eine Nacht zu buchen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich in den letzten drei Jahren unter anderem auch aus diesem Grund um rund einen halben Tag verkürzt. Dieses Jahr beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 6.6 Tage. Vor drei Jahren waren es noch 7.1 Tage. Schauen wir noch weiter zurück, hat sich das Reiseverhalten sogar so geändert, dass sich die Aufenthaltsdauer fast 1.5 Tage verkürzt hat.

In allen Hapimag Resorts sind auf Januar bis März 2020 bereits über 80 000 Wohnungsnächte gebucht (+3 Prozent gegenüber Vorjahr). Wäre Schneemangel überhaupt ein Problem?

Ein Winter mit weniger Schnee wäre für unsere Hapimag Resorts in den typischen Skiregionen eine Herausforderung. Da diese Resorts jedoch auch im Sommer sehr beliebt sind, und wir mit verschiedenen Massnahmen die Belegung entsprechend fördern können, könnten wir einen Belegungsrückgang, über das ganze Jahr hinweg gesehen, verkraften.

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