Igor Arbanas, CEO Aluflexpack, im Interview

Igor Arbanas, CEO Aluflexpack, im Interview
Igor Arbanas, CEO Aluflexpack. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Arbanas, Ihr erster Halbjahresbericht nach dem Börsengang kann sich sehen lassen. Ein zweistelliges organisches Wachstum noch vor Übernahmeeffekten ist weit mehr als Ihre Branche sonst hergibt. Wo verorten Sie die durchschnittliche Schlagzahl?

Igor Arbanas: Das allgemeine Wachstum der Verpackungsindustrie liegt unseres Wissens global betrachtet bei rund 3%, wobei das Wachstum der flexiblen Verpackungsindustrie aufgrund inhärenter Vorteile etwas darüber liegt. Unser Wachstum betrug im ersten Halbjahr rund 19%, das organische Wachstum rund 11%, jeweils bezogen auf den Nettoumsatz. Dabei beweist unsere zweistellige organische Wachstumsrate, dass wir auch aus eigener Kraft Wachstum mit neuen und bestehenden Kunden und Produkten in all unseren Endmärkten generieren können.

Worauf führen Sie das zurück?

Das heutige Wachstum ist Ergebnis jahrelangen konsequenten Strebens nach Perfektion im Detail, gezielten Investitionen, Innovation, Agilität der Organisation und vor allem verlässlichen Services. Dieses „Gesamtpaket“ schätzen auch unsere Kunden – und sie trauen uns immer mehr zu.

Da die Aluflexpack AG Consumables und keine Verpackungsmaschinen herstellt, dürfte Sie der Konjunkturabschwung nicht beunruhigen, oder?

Niemand ist gänzlich unabhängig von der Konjunktur. Es ist richtig, dass wir aufgrund unseres Fokus‘ auf Herstellung von hochwertigen Verpackungen für Human Food und Pharmazeutische Endmärkte tendenziell weniger abhängig von der globalen Konjunktur sind. Die kontinuierliche Entwicklung der Verpackungsindustrie im Allgemeinen wird zudem durch eine Reihe globaler Treiber unterstützt. Zum einen sind es demographische und gesellschaftliche, aber auch rein menschliche Faktoren: Tendenz zur Verwendung von kleineren Portionen, die man auch unterwegs konsumieren kann, steigende Zahl von Einzelperson-Haushalten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Auch die Bedeutung von Marken nimmt zu: Wenn Sie Schokolade im Supermarkt kaufen, kaufen sie keine Mischung aus Kakao und Nüssen, sondern eine Geschichte – sie verbinden eine Emotion mit dem Produkt. Und genau hier können unsere Kunden Ihr Produkt über die Verpackung von der Konkurrenz abheben.

«Wir arbeiten kontinuierlich an der Optimierung der Verpackung hinsichtlich optimaler Rezyklierbarkeit und Reduzierung des Materialeinsatzes.»
Igor Arbanas, CEO Aluflexpack

Dabei wird aber auch viel Verpackungmüll produziert…

Das Hauptübel ist die Vergeudung von Lebensmittel. Der flexiblen Verpackung kommt hier eine grosse Bedeutung zu, da man unter Verwendung von optimalen Verpackungs-Formen und -Grössen den Lebensmittelabfall signifikant reduzieren kann. Die Verpackung fungiert dabei als funktionelles Schutz-Element, das die Haltbarkeit von Lebensmitteln auch durch zusätzliche funktionelle Elemente wie Verschlussmechanismen verbessert. Aluminium, unser wichtigstes Grundmaterial, ist zudem zu 100 Prozent ohne Qualitätsverlust wiederverwertbar. Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich an der Optimierung der Verpackung hinsichtlich optimaler Rezyklierbarkeit und Reduzierung des Materialeinsatzes.

«Kulturell gab es und gibt es bis heute für uns in der Türkei keine Hindernisse.»

Im September letzten Jahres hatten Sie die türkische Gesellschaft ARIMPEKS gekauft. Spüren Sie dort etwas von den Wirtschaftswirren?

Nein. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Zusammenarbeit mit unseren anderen Standorten und der Entwicklung unseres Geschäfts in der Türkei. Wir produzieren dort zu einem grossen Teil für den Pharma-Markt, der tendenziell wächst. Auch unsere zufriedenen Kunden haben die Integration der Arimpeks in die Aluflexpack Gruppe sehr positiv aufgenommen.

Welche spezifischen Herausforderungen bringt das Management vor Ort mit sich.

In unseren Akquisitionsbestrebungen befassen wir uns mit keinen Restrukturierungsfällen – wir sind ausschliesslich an gesunden, funktionierenden Unternehmungen mit gutem Management und hohen Entwicklungspotential interessiert. Wir erwarten uns vom „lokalen“ Team einen Beitrag zur Entwicklung der gesamten Gruppe. Und dies haben wir bei Arimpeks vorgefunden. Die Professionalität des dortigen Teams hat uns vom ersten Tag an beeindruckt, kulturell gab es und gibt es bis heute keine Hindernisse und die Integration verläuft nach Plan. Das „alte“ Management von Arimpeks führt das Unternehmen weiter. Insgesamt profitiert die gesamte Gruppe von Synergieeffekten und dem technologischen Transfer.

Zu Ihren Kunden im Lebensmittelbereich gehören unter anderem Nestlé, Ferrero und Dr. Oetker. Birgt das auch Gefahren, etwa beim Pricing oder als Klumpenrisiko?

Auch unser Geschäft ist natürlich kompetitiv. Der Anteil der Kosten des Verpackungsmaterials an den Gesamtkosten eines Produkts ist aber typischerweise gering, während die Bedeutung für unsere Kunden hinsichtlich Funktionalität (sowohl in deren Produktion als auch beim Endprodukt) und Qualität gross ist. Aber auch unser verlässlicher Service und unsere Entwicklungskompetenz werden von unseren Kunden immer noch wertgeschätzt. Zum Klumpenrisiko: Wir beliefern über 600 Kunden global, achten auf Vermeidung von Klumpenrisiken und sind entsprechend diversifiziert aufgestellt – sowohl hinsichtlich Endmärkten, Kunden und Geographie.

Die Nachfrage aus dem Pharmabereich gilt als besonders konjunkturresistent. Arzneimittel braucht es immer. Gewinnen Sie in dieser Branche auch häufig neue Kunden?

Wir konnten auch im Pharma-Bereich neue Kunden gewinnen. Unsere türkische Tochter liefert an weltweit aktive Pharma-Kunden, die wir nun auch aus unserem bestehenden europäischen Netzwerk beliefern können. Aufgrund der strengen Regulierungsvorschriften in der Pharmabranche ist es aber nicht immer leicht, neuen Kunden reife Produkte zu verkaufen. Akquisitionen können hier als Türöffner fungieren. Grosses Potential sehen wir in der Erweiterung der Lieferungen an andere Niederlassungen von bestehenden Kunden sowie Erweiterung des Produktportfolios bei bestehenden Kunden.

«Standbodenbeutel sind eine sehr effiziente und attraktive Verpackungsform.»

Im Pharmabereich sind Blister beliebt, warum haben bei Lebensmittelverpackungen Standbeutel die Nase vorn?

Standbodenbeutel sind eine sehr effiziente und attraktive Verpackungsform – sie bieten eine einmalige Mischung aus hoher Prozesseffizienz in der Produktion, Transport und Lagerung, hoher Schutzfunktionalität, Attraktivität im Verkaufsregal und ausgezeichneten funktionellen Aspekten für den Endverbraucher. Viele unserer Kunden wünschen sich spezielle Features wie etwa die Integration diverser Verschlüsse, spezielle Formen oder eine Laserbearbeitung, um leichtes Öffnen des Produktes zu ermöglichen. Während Standbodenbeutel bereits heute sehr effektiv und effizient sind, werden sie stetig weiterentwickelt, etwa hinsichtlich Wiederverwertbarkeit.

Drei von vier Ihrer kroatischen Produktionsstätten liegen an der Adriaküste. Werden nennenswerte Teile Ihrer Produktion auch schon mal verschifft?

Nein. Wir liefern zwar zu unseren Kunden weltweit – auch nach Nord und Südamerika, China etc., typischerweise volle Container, aber es ist ein kleinerer Teil unseres Geschäfts. Der überwiegende Teil unserer Lieferungen geht über den Landweg an westeuropäische Kunden.

Aluflexpacks Logistik-Hub liegt in Polen. Ist das nicht von der Entfernung her ein Nachteil?

Die Vertriebseinheit und der Logistik-Hub in Polen bedienen grundsätzlich den polnischen Markt und helfen uns, einen hervorragenden Servicegrad in diesem geographischen Markt zu erreichen – aber nur ein kleiner Anteil unserer Produkte wird über Polen geliefert. Auch in Deutschland arbeiten wir mit zwei Logistikpartnern zusammen, die uns bei den Lieferungen nach West-Europa unterstützen.

«Für das Gesamtjahr erwarten wir eine ähnliche EBITDA-Marge wie im ersten Halbjahr.»

Ihre EBITDA-Marge ist in den letzten Jahren konstant gestiegen. Wo liegt die langfristige Zielmarke?

Die Steigerung der Marge geht in erster Linie auf eine höhere Effizienz in unserer Organisation und hohe Investitionen in jüngster Vergangenheit zurück. Für das Gesamtjahr erwarten wir eine ähnliche EBITDA-Marge wie im ersten Halbjahr. Zu einem langfristigen Margen-Ziel wollen wir uns nicht „kommittieren“ – es ist nicht eine Zahl, der wir nachrennen. Vielmehr kommt es auf substantielle und nachhaltige Entwicklung des Unternehmens an. Wir wollen in der Lage sein, unsere Organisation kontinuierlich weiterentwickeln zu können und notwendige und sinnvolle Investitionen auch in Zukunft schnell und aus eigener Kraft tätigen zu können.

Am Produktionsstandort in Einsiedeln hat es 50 und am Hauptsitz in Reinach knapp zehn Mitarbeiter. Werden sich diese Zahlen in Zukunft erhöhen?

Die Schweiz ist im Herzen Europas und ein wichtiges Land für uns – sowohl produktions- als auch marktseitig. Wir rechnen mit einer Weiterentwicklung unseres Geschäftes und dies erfordert natürlich auch die entsprechende Anpassung der Organisation. Gleichzeitig sind wir stets um eine effiziente Organisation bemüht. Ich möchte jedoch hervorheben, dass unsere Mitarbeiter hauptverantwortlich für unseren bisherigen Erfolg sind. Wir werden auch in Zukunft alles tun, um sie weiterhin bestmöglich zu unterstützen und die Organisation zu stärken.

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