Oliver Gasser, CEO AgaNola, im Interview

Oliver Gasser, CEO AgaNola, im Interview
Oliver Gasser, CEO Credit Suisse Investment Partners (Schweiz) AG.

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Gasser, vor eineinhalb Jahren haben Sie sich im Interview über ein gutes Momentum von AgaNola gefreut. Haben sich die Freude und Momentum gehalten?

Oliver Gasser: Ja, wir dürfen uns in der Tat über eine anhaltend positive Entwicklung unseres Unternehmens und ein dynamisches Wachstum in der Schweiz, wie auch im Ausland, freuen. Gemäss Citywire und Morningstar rangieren unsere Fondsmanager unter den besten weltweit und geniessen internationale Anerkennung. Vor allem aber – und das ist für uns der wichtigste Leistungsindikator – erhalten wir auf unsere Arbeit sehr positives Feedback von unseren Kunden.

«In den letzten zweieinhalb Jahren konnten wir die verwalteten Kundenvermögen auf aktuell 1.5 Milliarden Franken mehr als verdoppeln.»

Oliver Gasser, CEO AgaNola

Die verwalteten Vermögen (AuM) werden auch für AgaNola ein der wichtigen Messgrössen sein. Wie haben sich diese Vermögen im letzten Jahr entwickelt, welche Ziele haben Sie sich für 2019 gesetzt?

In den letzten zweieinhalb Jahren konnten wir die verwalteten Kundenvermögen auf aktuell 1.5 Milliarden Franken mehr als verdoppeln. Dieses eindrückliche Wachstum ist letztlich auf eine über zehnjährige systematische Aufbauarbeit, die Positionierung als spezialisierter Asset Manager, Kontinuität bei Strategie und Fondsmanagement sowie auf die strategische Kooperation mit Credit Suisse zurückzuführen.

Für 2019 und darüber hinaus sehen wir weitere grosse Wachstumspotenziale – vor allem im Ausland. In Deutschland beispielsweise konnten wir mit institutionellen Kunden, Versicherungen und Privatbanken bedeutende Mandate gewinnen. Bei allen Wachstumsambitionen stehen für uns Qualität, Performance der Anlagen und wie gesagt die Kundenzufriedenheit über allem.

Sie wollten bei Amtsantritt mit innovativen Produkten die Welt der festverzinslichen Anlagen und Bonds für Kunden besser erlebbar machen. Was konnten Sie schon an Neuem und Innovativen einführen?

Wir setzen bei AgaNola vor allem auch auf eine inkrementelle Innovation, also die stetige und schrittweise Verbesserung unserer Produkte und Dienstleistungen. Dies setzt laufend aktualisiertes Wissen voraus, was wir unter anderem durch die Zusammenarbeit mit akademischen Institutionen generieren. Die daraus neu gewonnenen Erkenntnisse fliessen in die Weiterentwicklung bestehender Produkte und die Entwicklung von Innovationen ein.

Auch in unseren Reihen haben wir anerkannte Bond- und Fixed Income-Experten wie beispielsweise Dr. Wolfgang Marty, die in diesem Anlageuniversum laufend forschen. Dabei sind wir bestrebt, in der Kommunikation mit unseren Kunden die komplexe Materie möglichst griffig zu formulieren und pflegen einen laufenden Dialog mit unseren Kunden und kommunizieren direkt und anschaulich in Form von Newsletter und Videos. Mit „Fixed Income Insights“ haben wir ein innovatives Format kreiert, unter dessen Namen auch periodisch Fachkundenevents stattfinden. Anfang des Jahres haben wir unter dem Titel „Eine Erfolgsgeschichte im Wandel der Zeit: die Wandelanleihe“ ein Kompendium der in Finanz und Wirtschaft erschienenen Marktkommentare unseres Investmentspezialisten Lukas Buxtorf publiziert.

«In Europa und der Schweiz haben Wandelanleihen immer noch den Status von Nischeninvestments oder alternativen Anlagen.»

In einer Video-Kampagne „Warum Wandelanleihen?“ behandeln wir sowohl die generischen Vorteile der Wandler als auch ganz konkrete Stärken im direkten Vergleich zu anderen Anlageklassen wie Aktien oder Bonds. Die Kampagne ist in Deutsch und Englisch auf unserer Website und auch auf sozialen Medien publiziert. All diese Massnahmen dienen dazu, das spannende, sich konstant weiterentwickelnde Universum der Fixed Income-Anlagen für den Investor erlebbar zu machen. Schliesslich ist für das vierte Quartal in 2019 die Lancierung einer Wandelanleihen-Innovation mit Ausrichtung „High Income“ geplant.

In den USA gab es ab 2017 einen regelrechten Boom für Wandelanleihen, vor allem dank den Technologiefirmen, welche diese Form rege nutzten. Wie sieht es in Europa und der Schweiz aus?

Wandelanleihen haben in den letzten Jahren auch von dem Börsen- und Aktienboom profitiert. Der US-Markt nimmt hierbei eine klare Führungsposition ein. In Europa und der Schweiz haben Wandelanleihen immer noch den Status von Nischeninvestments oder alternativen Anlagen. Das ist bedauerlich und auch schwer nachvollziehbar, da Wandelanleihen im direkten Vergleich zu Aktien und Bonds im Zeitraum der letzten 25 Jahre das beste Investment darstellen. Bei der totalen Performance wie auch hinsichtlich Ertrag-/Volatilitäts-Verhältnis. Wandelanleihen bieten risikobereinigt also die bessere Anlageperformance.

«Nach Jahren überdurchschnittlichen Wachstums auf globaler Ebene scheint jetzt eine Konsolidierung einzutreten.»

Nach diesen Jahren überdurchschnittlichen Wachstums auf globaler Ebene scheint jetzt eine Konsolidierung einzutreten. So war im Juni die Aktivität am Neuemissionsmarkt mit einem Volumen von lediglich USD 6,7 Mrd. sehr bescheiden. In den ersten sechs Monaten des Jahres, belief sich das Neuemissionsvolumen auf USD 40 Mrd. und markiert somit das zweitniedrigste Volumen in einem ersten Halbjahr seit 2012. Trotz der schwachen Neuemissionspipeline und zurückhaltender Erwartungen diesbezüglich hielten sich die Bewertungen der Sekundärmärkte angesichts der anhaltend starken Investorennachfrage gut. Um die Dynamik bei Neuemissionen wieder zu entfachen, braucht es gute Wirtschaftsprognosen und vor allem neue Impulse auf Unternehmensseite.

Während die USA sich über ein gutes Wachstum freuen und die FED die Zinsen langsam wieder anpasst, halten die EU und die Schweiz an Stützkäufen und Negativzinsen fest. Wie lange kann das noch gut gehen, wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?

Die Hoffnungen der europäischen Sparer auf eine Zinswende dürften sich mit der Ernennung von Christine Lagarde als die zukünftige Präsidentin der Europäischen Zentralbank wohl verflüchtigen, da die Französin als Garant für eine ultraleichte Geldpolitik gesehen wird. Vor diesem Hintergrund ist die Fortsetzung der Hausse vor allem an den Aktienmärkten ein durchaus realistisches Szenario.

«In Europa und insbesondere in der Schweiz ist die Tiefzinssituation prekär.»

In Europa und insbesondere in der Schweiz ist die Tiefzinssituation prekär. Die Negativzins-Politik der Schweizerischen Nationalbank bedeutet selbst für risikoaverse Anleger, auf institutioneller Seite vor allem auch Pensionskassen, im Rahmen ihrer Risikokorridore nolens volens weiter nach renditeträchtigeren Anlagen Ausschau zu halten.

In diesem von Unsicherheit geprägten Szenario sehen wir uns vor allem mit unserem Wandelanleihen-Angebot gut positioniert. Die Wandler bieten einerseits einen Kapitalschutz, andererseits profitiert der Anleger von einem Aufwärtstrend der betreffenden Aktie. Empirischen Untersuchungen zufolge ist die Aktie der wichtigste Renditetreiber der Wandelanleihen. Gemäss einer Faustregel partizipieren Wandelanleihen zu rund zwei Dritteln an einer Aufwärtsbewegung und zu einem Drittel an einer Abwärtsbewegung der Aktien. Zudem bieten wir mit unserer Investment Grade Wandelanleihen-Strategie ein hohes Level an Qualität und eine defensive Positionierung.

Die Spezialität von AgaNola sind Wandelanleihen. Welche Kunden haben Sie mit den Produkten im Visier, für wen ist das Angebot eher weniger geeignet?

Dank ihres hybriden Charakters sind Wandelanleihen „von Natur aus“ eigentlich für jeden Typ von Investor interessant, da sie „das Beste aus den beiden Welten“ bieten – Obligationen und Aktien. Eine Wandelanleihe ist eine Unternehmensanleihe mit einer Option, die dem Halter erlaubt, die Obligation jederzeit in eine bestimmte Anzahl Aktien des emittierenden Unternehmens zu wandeln. Wandelanleihen bringen aktienähnliche Erträge, aber mit viel weniger Risiko als der direkte Besitz konventioneller Aktien. Sie werfen Zinsen ab und erstatten bei Fälligkeit das Kapital zurück und schützen so den Investor nach unten, wenn sich die unterlegte Aktie ungünstig entwickelt.

Last but not least – die Zinssensitivität der Wandelanleihen ist deutlich geringer als bei konventionellen Obligationen, somit hat die Zinsentwicklung nur eine untergeordnete Bedeutung bei Wandelanleihen-Anlagen. Während unter Privatanlegern die „Wandler“ noch wenig verbreitet sind, werden sie bei qualifizierten Investoren, die sich professionell mit dem facettenreichen Anlageuniversum und Faktoren wie Tauschkonditionen oder der Optionskomponente auseinandersetzen, zusehends beliebter. Entsprechend zählen zu unseren Kunden vornehmlich Pensionskassen, institutionelle Investoren sowie Family Offices oder vermögende Privatkunden im In- und Ausland.

Mit der Credit Suisse arbeiten Sie in verschiedenen Bereichen zusammen (Research, gemeinsame Entwicklung und Vertrieb der Fonds „Credit Suisse (Lux) AgaNola Global Convertible Bond Fund“ und “Credit Suisse (Lux) AgaNola Global Value Bond Fund”. Wie hat sich diese Zusammenarbeit für AgaNola ausgewirkt, wie gross ist die Gefahr eines Klumpenrisikos, wenn zwei so unterschiedlich grosse Partner zusammenarbeiten? 

Rückblickend auf die Ende 2016 geschmiedete Zusammenarbeit kann von einer Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten gesprochen werden und einer symbiotischen Beziehung, welche die Qualitäten AgaNolas als spezialisiertem Asset Manager mit schlanken Strukturen und mit der international führenden Stellung von Credit Suisse vereint.

Unsere Kunden profitieren in vielfacher Hinsicht, beispielsweise durch eine geballte Portfoliomanagementkompetenz oder in Form von tieferen Kosten und Skaleneffekten. Eine zentrale Erfolgskomponente ist, dass die Fonds-Management-Teams auf Basis einer gemeinsamen Investmentphilosophie völlig eigenständig mit klarem Fokus auf den Kundennutzen agieren. Das Fachorgan Institutional Money schreibt denn auch, dass diese Kooperation Schule machen könnte.

Ihre aktiv gemanagten Wandelanleihen lassen sich weniger gut digital abbilden als passiv verwaltete Anlagen. Wie schätzen Sie die Risiken und Chancen der Digitalisierung auf eine Boutique wie AgaNola ein?  

Wo es Sinn macht und dem Kunden Nutzen bringt, setzen wir die Vorteile, welche die Digitalisierung mit sich bringt, in allen Bereichen der Wertschöpfung – von der Produktentwicklung über das Portfolio Management, Compliance, dem Datenschutz bis hin zum Vertrieb und Kundenbeziehungsmanagement und -kommunikation – gezielt ein. So können unsere Portfolio Manager auf eine umfangreiche Basis an Zahlen, Fakten und Analysen zugreifen.

«Robo-Advisors oder digitale Portfoliomanager sind bei Wandelanleihen, „unserer“ Anlageklasse, bis auf absehbare Zeit für uns kein Szenario.»

Für uns unverzicht- und unersetzbar ist jedoch das Wissen und die Investmenterfahrung unserer Spezialisten, welche gerade in dem komplexen Universum der Wandelanleihen und Bonds zum Tragen kommen. Diese lassen sich nicht mit Aktien oder ETFs vergleichen. Robo-Advisors oder digitale Portfoliomanager sind deshalb bei Wandelanleihen, „unserer“ Anlageklasse, bis auf absehbare Zeit für uns kein Szenario. 

Anfang des Jahres haben Sie zusammen mit der Hochschule Luzern ein Multifaktor-Aktienmodell entwickelt. Was steckt hinter dem eher sperrigen Begriff und wie ist die Arbeit in Ihre Produktgestaltung eingeflossen?

Factor Investing und Smart Beta sind bei AgaNola schon seit längerer Zeit ein Thema. Bei allen Projekten, die wir angehen, ist für uns die zu erwartende Praxisrelevanz massgeblich. Aus diesem Grund war auch unser Investment- und Wandelanleihen-Spezialist Lukas Buxtorf in dieses Projekt, das sich mit den Vorteilen von „Smart Beta“ als Alternative zu traditionellen aktiven wie auch passiven Anlagestrategien auseinandersetzt, eng involviert.

In diesem Fall wurde bei 300 Emittenten die den Wandelanleihen zugrundeliegenden Aktien hinsichtlicher Faktoren, die uns später als Anlageentscheidungskriterium dienen können, untersucht. Schlussendlich können wir mit dem Multifaktor-Aktienmodell die für uns relevanten Unternehmen in attraktive und weniger attraktive Unternehmen unterteilen. Das Modell bildet heute einen wichtigen Baustein im AgaNola-Investmententscheidungsprozess.  

Welche wirtschaftlichen Entwicklungen erhoffen Sie sich für das Wachstum von AgaNola, welche Szenarien wären aus Ihrer Sicht unerwünscht? 

Wir wollen weiter wachsen, sind jedoch sehr sensitiv gegenüber möglichen globalen Marktszenarien. Bei der Betrachtung der aktuellen Lage drängen sich eine Reihe von Fragen auf: Wie lange kann die Divergenz zwischen rekordhohen Aktien und rezessionssignalisierenden Anleihen andauern? Wie lange kann die Wirksamkeit einer lockeren Geldpolitik noch anhalten? Wie stabil beziehungsweise fragil ist die Weltwirtschaft?  

Vor dem Hintergrund schwächerer makroökonomischer Fundamentaldaten und sinkender Anleiherenditen bevorzugen wir im derzeitigen Umfeld weiterhin Wandelanleihen mit hoher Kreditqualität. Auch sehen wir uns gegenüber allfälligen Marktrückschlägen zusätzlich geschützt, weil das Delta der IG-Wandelanleihen nahe einem 10-Jahres-Tief liegt. Dem „Lower for longer“- Szenario, in dem tiefe oder negative Zinsen zum Normalfall werden, setzen wir Alternative Fixed Income-Strategien, u.a. bei Wandelanleihen oder „Unconstrained Credit“, entgegen. Das Ziel ist es, durch differenzierende Strategien mit tiefer Korrelation eine Mehrrendite für unsere Kunden zu erzielen.

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