Thomas Küng, Geschäftsführer Brunni-Bahnen Engelberg AG, im Interview

Thomas Küng, Geschäftsführer Brunni-Bahnen Engelberg AG, im Interview
Thomas Küng, Geschäftsführer Brunni-Bahnen Engelberg AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Küng, „erstes und einziges klimaneutrales Bergbahnunternehmen der Schweiz“, was bringt Ihnen dieser Titel?

Thomas Küng: Wir dürfen uns seit Mai 2018 als „klimaneutral“ bezeichnen. Ich bin der Meinung, dass jedes Skigebiet eine Verantwortung trägt und mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Skigebiete sind von der Klimaerwärmung sehr stark und direkt betroffen. Wenn nicht einmal wir Skigebiete es fertigbringen, Massnahmen zum Klimaschutz zu treffen, wie können wir es dann von allen anderen erwarten? Wir hätten uns vor anderthalb Jahren nicht getraut zu hoffen, dass dieses Thema derart präsent sein wird.

Das Berglodge Restaurant Ristis setzt auf Solarziegel statt Paneele. Was ist hier deren Vorteil?

Bei der Dachsanierung des Berglodge Restaurant Ristis hätten wir sowieso eine neue Abdeckung benötigt. Anstelle von normalen Ziegeln produzieren unsere teureren Ziegel nun auch noch Strom. Betrachtet man nur das Delta bei den Kosten, konnten wir relativ kostengünstig eine flächendeckende Solaranlage bauen. Optisch sehen Solarziegel zudem wesentlich schöner aus als herkömmliche Photovoltaikzellen, und es können auch Flächen genutzt werden, welche mit der Standardgrösse eines Panels nicht mehr abgedeckt werden könnten.

«Optisch sehen Solarziegel wesentlich schöner aus als herkömmliche Photovoltaikzellen, und es können auch Flächen genutzt werden, die mit der Standardgrösse eines Panels nicht mehr abgedeckt werden könnten.»
Thomas Küng, Geschäftsführer Brunni-Bahnen Engelberg AG

Um den oben erwähnten Titel für Nachhaltigkeit zu bekommen, mussten Sie Kompensationszertifikate kaufen. Rechnet sich das betriebswirtschaftlich?

Klimaschutz wird sich betriebswirtschaftlich nie rechnen. Wir konnten jedoch als „First-Mover“ von einer erhöhten Aufmerksamkeit profitieren, was ebenfalls einen gewissen Imagewert hat. Unsere Kompensationen sinken zudem, sobald wir weitere Massnahmen im Klimaschutz umsetzen. Bis heute gibt es aber immer noch Bereiche, welche aus technischen Gründen noch nicht klimaneutral gestaltet werden können, etwa den Betrieb von Pistenfahrzeugen. Deshalb brauchen wir die Kompensationsmöglichkeiten.

Im letzten Geschäftsjahr 18/19 stieg der Gesamtumsatz um 13,2 Prozent auf 7,68 Millionen Franken. Der Umsatz ist zwar nur ein Zehntel der Titlisbahnen auf der gegenüberliegenden Talseite, aber der Zuwachs ein stolzer Sprung. Auch bei den Brunnibahnen boomte das Sommergeschäft. Wie sind Sie mit dem Sommer 2019 zufrieden?

Der Sommer 2019 war im Vergleich zum Ausnahmesommer im Vorjahr klar schlechter. Trotzdem sind wir zufrieden und können den Sommer mit dem bisher zweitbesten Ergebnis abschliessen.

Der Walenpfad vom Brunnigebiet rüber zur Bannalp wurde von Schweiz Tourismus und den Schweizer Wanderwegen unter die zwölf schönsten Wanderungen der Schweiz gekürt. Haben Sie eine Ahnung, wie oft er im Jahr unter die Sohlen genommen wird?

Wir erheben leider keine Nutzungszahlen zu Wanderwegen. Der Walenpfad erfreut sich jedoch weiterhin grosser Beliebtheit.

«In den nächsten Wintersaisons wird sich betreffend Engelberg-Abonnement nichts ändern.»

Schon bald steht die Wintersaison vor der Tür. Nach dem Streit im Frühjahr konnten sich Brunni und Titlis jetzt doch wieder auf ein gemeinsames Engelberg-Abonnement für die Wintersaison einigen. Wie geht es weiter ab 24. Mai 2020?

Wir haben einen Dreijahres-Vertrag abgeschlossen, somit wird sich in den nächsten Wintersaisons nichts ändern.

Die „grosse Diskussion“ um die Teilnahme der Brunnibahnen am „Swiss Travel Pass“ ist ja nun vom Tisch. Wo gibt es noch Feinarbeit in der „Beziehung“ zu den Titlisbahnen zu leisten?

Wir stehen im konstruktiven Austausch hinsichtlich verschiedener Themen.

Die touristische Angebotsoffensive im Engelbergertal geht weiter. Explodiert sind in Engelberg aber auch die Immobilienpreise. Setzt das nicht die Hotellerie und Gastronomie unter (Margen)Druck?

In Engelberg ist es in den letzten Jahren bedauerlicherweise zur Schliessung mehrerer, auch grosser Hotels gekommen. Häufig war eine Umnutzung der Grund für die Schliessung. Eine gesunde Hotellerie ist für Engelberg enorm wichtig und diese Tendenzen eine Gefahr für Engelberg als ganzjährige Tourismusdestination. Grosse Hoffnungen setzen wir auf die Eröffnung des neuen 5-Sterne-Hotels in Engelberg im kommenden Jahr.

«Grosse Hoffnungen setzen wir auf die Eröffnung des neuen 5-Sterne-Hotels in Engelberg im kommenden Jahr.»

Grössenbedingt setzen die Brunnibahnen immer wieder kleine, dafür aber feine Akzente. Der Transport von Personen im Rollstuhl ist beispielsweise auch beim Sessellift möglich. Wie gross ist dafür die logistische Herausforderung?

Wir transportieren mit dem Sessellift nicht nur Rollstühle, sondern auch Kinderwagen, Gepäck et cetera. Unsere Infrastruktur ist weitgehend rollstuhlgängig. Gäste im Rollstuhl sind bei uns willkommen und keine logistische Herausforderung.

Und Kinder mit Behinderung können auf der Klostermatte Skifahren lernen. Wie stark werden diese Kurse genutzt?

Die Kurse des Vereins Skischule Querfeld sind sehr begehrt, und jedes Jahr bereits früh ausgebucht. Für den kommenden Winter wurde das Angebot trotz sehr hohem Betreuungsaufwand erweitert. Wir dürfen jedes Jahr die Skischule Querfeld mit kostenlosen Tickets für die Kurse unterstützen.

Brunni-Bahnen Engelberg AG

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