Damian Henzi, CEO Hochdorf-Gruppe

Damian Henzi, CEO Hochdorf-Gruppe

Damian Henzi, CEO Hochdorf-Gruppe

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Henzi, die Hochdorf-Gruppe steigt jetzt voll in den Trend medizinische Nahrungsmittel ein. Wollen Sie da der Nestlé Konkurrenz machen? Diese will ja eine halbe Milliarde in die Entwicklung von health food stecken.

Damian Henzi: Die Hochdorf-Gruppe wird von der Nestlé wohl kaum als Konkurrent betrachtet. Dafür sind wir zu klein. Zudem planen wir nur in passenden Nischen tätig zu sein, die für uns aber trotzdem ausreichend gross sind.

Funktionelle Nahrungsmittel – functional food – wurde ja erst relativ spät erfolgreich. Sind Sie da mit Ihrer Schätzung, dass Hochdorf Nutrimedical gar bereits 2013 schwarze Zahlen schreiben soll, nicht etwas arg optimistisch?

Es ist wichtig, die beiden Märkte „functional food“ und den Markt der medizinischen Nahrungsmittel zu trennen. Functional food-Produkte können Sie in Supermärkten, Apotheken oder Drogerien kaufen. Diese Produkte können die Körperfunktionen unterstützen. Produkte im Bereich der medizinischen Ernährung werden meist vom Spitalpersonal oder von spezifisch ausgebildetem Personal an kranke oder verletzte Personen abgegeben. Die Produkte der HOCHDORF Nutrimedical AG sind im Bereich medizinische Nahrungsmittel anzusiedeln.

«Das gute alte Müsli reicht durchaus aus, so lange man gesund ist. Bei Krankheiten, Verletzungen und/oder verletzungsbedingten Ernährungsproblemen kommen aber eben medizinische Nahrungsmittel zum Einsatz.» Damian Henzi, CEO Hochdorf-Gruppe

Reicht denn nicht das gute alte Müsli einfach aus?

Das gute alte Müsli reicht durchaus aus, so lange man gesund ist. Bei Krankheiten, Verletzungen und/oder verletzungsbedingten Ernährungsproblemen kommen aber eben medizinische Nahrungsmittel zum Einsatz. Diese Produkte unterstützen die raschere Erholung des Körpers, beziehungsweise sie ermöglichen überhaupt erst die Nahrungsaufnahme.

Bei Babynahrung ist Hochdorf seit Jahren sehr erfolgreich. Was wird es da für neue Produkte geben?

Im Moment sind unsere Entwickler damit beschäftigt, die Produkte auf der neuen Sprühturmlinie zu optimieren. Eine Babynahrung kann nicht einfach so von einer Anlage zur anderen Anlage transferiert werden. Weitere neue Produkte sind in Planung. Haben Sie bitte Verständnis, wenn wir nicht darüber berichten wollen.

Hochdorf verarbeitet rund eine halbe Milliarde Kilogramm Milchprodukte. Mittlerweile exportieren Sie von den Endprodukten rund ein Drittel. Da muss Ihnen doch die Frankenstärke sehr weh tun?

Die Frankenstärke tut uns tatsächlich weh. Der internationale Milchmarkt war im vergangenen Jahr sehr gut. Leider konnten wir wegen des starken Schweizer Frankens nur bedingt davon profitieren – und mit uns auch nicht die Milchproduzenten. Am meisten schmerzt der starke Schweizer Franken im Geschäft mit Babynahrung und mit Weizenkeimen.

«Wir sind sicher enttäuscht vom aktuellen Aktienkurs. Das lässt sich nun mal auf die Schnelle nicht ändern.»

Machen Sie eigentlich Devisenabsicherungsgeschäfte in irgendeiner Form?

Letztes Jahr sicherten wir den Eurokurs ab. Dieses Jahr haben wir bisher darauf verzichtet. Wir beobachten die Situation aber täglich und werden falls notwendig etwas unternehmen.

Obwohl als Traditionsunternehmen mit Gründungsjahr 1895 etwa so etabliert wie Nestlé, nimmt man Hochdorf vor allem in Finanzkreisen kaum war. Hat sich das nach dem Kotierungswechsel an die SIX etwas gebessert?

Wir werden schon etwas stärker wahrgenommen als an der Berner Börse. Das bemerken wir an vermehrten Anfragen aus Finanzkreisen. Wir haben aber nicht die Grösse von Nestlé und können auch vom Produktsortiment her nicht mit Nestlé verglichen werden.

Die Wandelanleihe steht über pari. Die Hochdorf Aktie hingegen musste stark Federn lassen. Ärgert Sie das?

Ärgern ist der falsche Ausdruck. Wir sind sicher enttäuscht vom aktuellen Kurs. Das lässt sich nun mal auf die Schnelle nicht ändern. Wir wissen einfach, dass zwei Aktionäre ihre Aktienpakete stark abgebaut haben. Dieses grosse Volumen konnte der Markt im Moment nicht verarbeiten. Deshalb hat sich unter anderem der Kurs so stark nach unten bewegt.

Mit Milchprodukten und Cerealien sind Sie in einem sehr genau definierten Marktfeld tätig. Wo rekrutieren Sie da Ihre Führungskräfte?

Unsere Führungskräfte rekrutieren wir von Fachhochschulen und Hochschulen. Wir stellen aber auch Führungskräfte mit einer klassischen Lehre und spezifischer Weiterbildung ein.

«Die Auslastung der Produktionsanlagen ist ein wichtiger Punkt, damit wir europakompatible Kosten erreichen können.»

Ist der Schweizer Führungskräftemarkt für Sie ergiebig genug?

Nein, das ist er nicht. Wir rekrutieren Führungskräfte und Experten auch aus dem EU-Raum.

Die Standorte Hochdorf und Sulgen dürften vielleicht nicht gerade die attraktivsten für die Rekrutierung von Führungsnachwuchs sein, oder?

Bis jetzt hatten wir wegen den Standorten noch keine Probleme. Wichtig ist, dass die Arbeit und das Arbeitsumfeld stimmen. Zudem sind sich ausländische Führungskräfte meist grössere Distanzen gewohnt.

Nach dem Turnaround im 2010 sollte 2011 im Zeichen der optimalen Auslastung der Produktionsanlagen stehen. Welche Erfolge können Sie da jetzt bereits verbuchen?

Die Auslastung der Produktionsanlagen ist ein wichtiger Punkt, damit wir europakompatible Kosten erreichen können. Die teuren und komplexen Anlagen sollten möglichst an sieben Tagen die Woche und 24 Stunden am Tag produzieren. Weiter sind genügend grosse Produktionschargen notwendig. Damit können wir die Reinigungszeiten verringern. 2011 konnten wir diverse Anlagen besser auslasten. Vor allem bei der neuen Produktionslinie in Sulgen konnten wir die gesetzten Ziele erreichen, und wir arbeiten da bereits im durchgehenden Schichtbetrieb. Nun müssen wir aber neben einer weiteren Auslastungssteigerung auch die Produktionschargen vergrössern. Dieses Ziel ist nicht in einem Jahr zu erreichen.

Zur  Person:
Damian Henzi hat ein Nachdiplomstudium  Philosophie + Management an der Universität Luzern absolviert. Titel seiner Masterarbeit war: Der gute Manager – Wunsch oder Wirklichkeit? Henzi ist nicht nur Geschäftsführer Hochdorf Nutritec AG und Geschäftsführer/ der HOCHDORF-Gruppe, sondern auch Präsident Pensionskasse HOCHDORF-Gruppe und Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates der Multiforsa AG in Steinhausen. Zusätzlich ist er VR-Präsident der Bataillard AG, Rothenburg, der
AOT, Art of Technology AG und der Céréalis AG, Granges Marnand. Er ist ausserdem Präsident der Hersteller von Bäckerei- und Halbfabrikaten.
Seine kaufmännische Lehre startete Damian Henzi bei ISOLA in Breitenbach.

Zum Unternehmen:
Die HOCHDORF-Gruppe mit Hauptsitz in Hochdorf unterhält zwei Produktionsstandorte und beschäftigt über 370 Mitarbeitende. Sie ist eines der führenden Nahrungsmittel-Unternehmen der Schweiz.Aus natürlichen Rohstoffen wie Milch und Weizenkeimen gewonnen, leisten die Hochdorf-Produkte seit 1895 einen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden von Babys bis hin zu Senioren. Zu den Kunden zählen die Lebensmittelindustrie, der Gross- und Detailhandel. Die Produkte werden in rund 80 Ländern verkauft.

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