Daniel Bossard, CEO Bossard Gruppe, im Interview

Daniel Bossard, CEO Bossard Gruppe, im Interview
Bossard-CEO Daniel Bossard. (Foto: Bossard)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Bossard, Ihr Unternehmen gilt als frühzyklisch. Was sagt das letzte Quartal 2019 über die aktuelle konjunkturelle Lage?

Daniel Bossard: Das letzte Quartal ist auch im Verhältnis zum letzten Quartal 2018 zu sehen. Damals hatte sich die Situation zum dritten Quartal 2018 deutlich verbessert – daher sah das vierte Quartal 2019 relativ schlechter aus. Fakt ist jedoch, dass sich die Wirtschaft Ende 2019 weiter abkühlte. Das ist auch aus den globalen, industriellen PMIs (Einkaufsmanagerindizes, A.d.R.) ersichtlich. Diese Stimmung zieht sich auch ins 2020 weiter, und wir sehen noch keine deutliche, wirtschaftliche Erholung. Die Abkühlung zieht sich über unterschiedlichste Branchen und Industrien. Am meisten betroffen ist die Automobilindustrie und deren Zulieferketten.

Ist die von Bossard für seine Kunden angebotene Lagerbewirtschaftung in schwachen Konjunkturphasen nicht auch eine Chance?

Absolut. Insbesondere, weil wir mit unseren vollautomatischen Logistiklösungen erhebliche Gesamtkosten in der Lagerbewirtschaftung eliminieren können. Dies trifft übrigens auch auf unsere Engineering Dienstleistungen zu, mit denen wir unseren Kunden helfen, Sortimente zu straffen und Produktlösungen zu verwenden, die Zeit und Kosten sparen.

«Im Gegensatz zum Modell S wird im Modell 3 mehr geschweisst, und damit deutlich weniger geschraubt.»
Daniel Bossard, CEO Bossard Gruppe

Ihr Grosskunde Tesla verbaute in der dritten Modellreihe weniger Bossard-Teile. Woran liegt das?

Das liegt an der Konstruktionsweise des Modells 3. Im Gegensatz zum Modell S wird im Modell 3 mehr geschweisst, und damit deutlich weniger geschraubt. Dies erlaubt es Tesla, die Montagekosten deutlich zu reduzieren.

Als ehemaliger Berater von Accenture sind Sie es gewohnt, die Dinge aus einer übergeordneten Perspektive zu sehen. Sehen sie durch den grassierenden Protektionismus dauerhafte Verwerfungen in der Logistikindustrie?

Protektionismus führt zu mehr Handelsbarrieren und verteuert die Logistik. Dies betrifft jedoch alle in dieser Branche. Im Wesentlichen steigen damit einfach die Kosten – darüber hinaus sehe ich keine dauerhaften Verwerfungen.

Ist das vielleicht der Grund für das schwierige US-Geschäft?

Nein, die Ursachen für das schwächere US-Geschäft liegen hauptsächlich beim Umsatzrückgang mit Tesla und – im letzten Quartal 2019 – bei John Deere. Diese beiden Grosskunden machen in unserem Amerikageschäft einen wesentlichen Teil des Umsatzes aus.

Clevere Intralogistik kann bis 60 Prozent der Produktionskosten in der Endfertigung einsparen. Darum sind Firmen bereit, in Bossard-Lösungen zu investieren. Gibt es bereits autonome Fahrzeuge in den Produktionshallen?

Ja, die gibt es: sogenannte „Automated Guided Vehicles“ (AGVs), welche C-Teile-Boxen vom Zentrallager zu den Montagestellen fahren. Ausserdem sind bei uns im Betrieb autonome Gabelstapler im Einsatz.

«Wir sind unter anderem durch die technische Hochschule RWTH Aachen als Industrie 4.0-Pionier in Deutschland bekannt geworden.»

Für das sogenannte Smart Factory Assembly setzt Bossard auf die Softwarespezialisten von Armbruster Engineering in Bremen. Generell hat Bossard einen guten Draht nach Deutschland. Wie kommt das?

Deutschland ist einer der grössten Industriemärkte. Wir sind unter anderem durch die technische Hochschule RWTH Aachen als Industrie 4.0 – Pionier in Deutschland bekannt geworden. Dies hat sicherlich geholfen, interessante Partner für die weitere Entwicklung von intelligenten Industrielösungen zu finden.

Das Drehen, Fräsen, Stanzen, Biegen und Bohren seiner Befestigungsteile überlässt Bossard Zulieferern. Stellt der Kauf der 30-prozentigen Beteiligung am Hinwiler 3D-Druck-Dienstleister Ecoparts in diesem Frühjahr einen Paradigmenwechsel dar?

Nein; 3D-Druck ist für uns ein Bereich, in dem wir Erfahrung sammeln wollen, um zu sehen, ob dies für uns ein Geschäftsfeld der Zukunft sein kann – quasi ein Experiment, ohne dass wir jetzt unsere grundlegende Strategie auf den Kopf stellen.

Mit dem Kauf der Boysen in Deutschland stärkte Bossard den Bereich Aerospace. Ist die Qualitätskontrolle der Verbindungsteile in der Luft- und Raumfahrtbranche noch einmal einen Tick strenger?

Das ist sicherlich so. Die Qualität kommt jedoch mit der Auswahl der richtigen Hersteller im Luftfahrtbereich. Hier hat Boysen jahrzehntelange Erfahrung, auf die wir uns abstützen können.

«Die Schweizer planen immer alles mit langer Hand voraus, die Dänen sind eher die Macher.»

Sie waren auch lange Zeit Geschäftsführer von Bossard Dänemark. Was könnten wir Schweizer von den Dänen lernen?

Eine gewisse Lockerheit und Pragmatismus. Da sind uns die Dänen sicherlich voraus – die Schweizer planen immer alles mit langer Hand, die Dänen sind eher die Macher. Manchmal würde uns auch eine gute Portion Dänischer Humor gut tun…

Jetzt können Sie 10 Jahre Sponsoring der Bossard-Eishockeyarena in Zug feiern. Was ist Besonderes geplant?

Dazu gibt es keine Feier; wir hoffen, dass wir das Engagement fortsetzen können…

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