Daniel Salzmann, CEO Luzerner Kantonalbank, im Interview

Daniel Salzmann, CEO Luzerner Kantonalbank, im Interview
LUKB-CEO Daniel Salzmann. (Foto: LUKB)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Daniel Salzmann, die Luzerner Kantonalbank hat in den ersten neun Monaten des Jahres den Gewinn um deutliche 12,1 Mio Franken oder knapp 9% gesteigert. Was hat zum guten Resultat geführt?

Daniel Salzmann: Die Wirtschaft in unserem Marktgebiet läuft rund. Wir konnten bei allen Ertragspfeilern zulegen – die Erträge sind sowohl im Zinsengeschäft als auch im Kommissionsgeschäft im Handel gestiegen. Auf der anderen Seite konnten wir den Geschäftsaufwand dank hoher Kostendisziplin unter Kontrolle halten, er ist deutlich weniger stark angestiegen als der Ertrag. In Summe hat das zu einer Gewinnsteigerung geführt.

Im Zinsgeschäft, dem wichtigsten Ertragspfeiler der LUKB, erhöhte sich der Erfolg markant um 7,3% auf 254,7 Mio Franken. Welches waren die Treiber im Zinsgeschäft?

Es sind primär vier Gründe, die zur Verbesserung des Netto-Zinsergebnisses geführt haben: Wir konnten das Ausleihungsvolumen seit Jahresbeginn um rund eine Milliarde Franken steigern. Unsere Absicherungskosten sind rückläufig. Die Wertberichtigungen auf Ausleihungen bewegen sich weiterhin auf einem moderaten Niveau. Ausserdem erzielen wir auch Erträge bei Aktivitäten im Geldmarkt.

Trotz des erfreulichen Resultats: Grundsätzlich möchten Sie die Abhängigkeit vom Zinsengeschäft verringern und sind u.a. daran, ein neues Kompetenzzentrum für Strukturierte Produkte aufzubauen. Was ist hier zu erwarten?

Als Universalbank müssen wir für die kommenden Jahre weiterhin mit einem permanenten Druck auf die Zinsmarge rechnen. Dieser Margendruck betrifft also unseren wichtigsten Ertragspfeiler: das Zinsengeschäft. Die Verbreiterung der Ertragsbasis ist für uns darum ein Gebot der Stunde. Beim geplanten Kompetenzzentrum – das übrigens nicht unsere einzige Initiative zur Ertragsdiversifikation ist – laufen die Projektarbeiten auf Hochtouren. Es wird übrigens in Zürich angesiedelt sein, konkret in den Räumlichkeiten unseres Private Banking-Standorts an der Claridenstrasse 22. Wir rechnen aktuell damit, in der ersten Jahreshälfte 2018 die ersten Strukturierten Produkte zu emittieren.

Mit unseren Strukturierten Produkten wollen wir hauptsächlich als Zulieferer für andere Banken und externe Vermögensverwalter auftreten. Unsere «Strukis» werden wir auch institutionellen Kunden sowie übrigen Kunden der LUKB anbieten, sofern diese als Investoren das entsprechende Risikoprofil aufweisen. Wir beschränken unseren aktiven Vertrieb für die Strukturierten Produkte generell auf die Schweiz.

«Mit unseren Strukturierten Produkten wollen wir hauptsächlich als Zulieferer für andere Banken und externe Vermögensverwalter auftreten.»
Daniel Salzmann, CEO Luzerner Kantonalbank 

Auch die Umsetzung der Strategie «2020@LUKB» hat zu einem höheren Personalbestand geführt. Eine der Stossrichtungen ist, mit gezielten Initiativen die mittel- bis langfristige Transformation der LUKB in Richtung «digitale Bank» voranzutreiben. Wo steht man heute bei der Umsetzung?

Innerhalb der Stossrichtung «digitale Transformation» verfolgen wir zwei Ziele: Wir arbeiten erstens intensiv an der Digitalisierung unserer internen Prozesse. Das wird unseren Kunden im Endausbau die Möglichkeit bieten, frei über den gewünschten Kanal zu entscheiden, mit dem sie mit der Bank in Kontakt treten möchten. Unser Ziel ist dabei, diese Kontaktmöglichkeiten in der sogenannten Kundenreise möglichst ohne Medienbrüche sicherzustellen. Diese Prozessdigitalisierung wird in Zukunft natürlich auch für die Bank wesentliche Effizienzsteigerungen bringen – denken wir zum Beispiel nur an die voll elektronische Verlängerung von Festhypotheken, an der wir derzeit arbeiten. Wir sind uns aber auch bewusst, dass die digitale Transformation unserer Bank bis 2020 noch bei weitem nicht abgeschlossen sein wird.

Das zweite Ziel ist es, mit innovativen Crowdplattformen (funders.ch, crowders.ch) Erfahrungen mit Crowdbanking und mit dem Management von Netz-Communities zu sammeln. Vielleicht gelingt es uns auch, Terrain zu besetzen für zukünftige, erweiterte Aktivitäten im Crowdbanking.

Funders ist eine Crowdfunding-Plattform für KMU, kreative Köpfe, nachhaltige Ideen, Projekte und Start-ups. Wie viele Projekte wurden bisher lanciert, und wie viele erreichen letztlich das Finanzierungsziel?

Wir haben funders.ch im Juni 2016 lanciert. Es war damals die zweite Crowdfunding-Plattform einer Schweizer Bank. Die Bilanz per Anfang November 2017 – also rund 15 Monate später – ist erfreulich: Rund 4500 Funder (Unterstützer) haben bisher insgesamt über 950’000 Franken in 84 Projekte investiert. Vor wenigen Tagen hat übrigens der SC Kriens das Funding-Ziel von 194’400 Franken für den Innenausbau seines neuen Fussballstadions bereits vor Ablauf der Sammelfrist deutlich übertroffen. Damit haben wir mit funders.ch das bisher grösste Sport-Crowdfunding der Schweiz ermöglicht.

Unsere Crowdfunding-Plattform gehört mit einer Erfolgsquote von 74 % schweizweit zur Spitze – und wächst weiter: Mit der Nidwaldner, Obwaldner, Thurgauer und Berner Kantonalbank konnten wir im ersten Halbjahr 2017 vier Kooperationen eingehen. Damit weitet sich die Reichweite unserer Plattform für Projektinitianten und potenzielle Finanzierer auf die gesamte Deutschschweiz aus. Wir treiben aktuell die konzeptionellen Arbeiten für die Markteinführung der crowdbasierten Kreditgewährung, also des «Crowdlendings», intensiv voran. Die Markteinführung unseres «Crowdlendings» für KMU ist für 2018 geplant. Weil wir hier Neuland betreten, geht es primär darum, Erfahrungen zu sammeln. Wir schliessen aber nicht aus, dass das Crowdlending langfristig einen Teil des Kreditgeschäftes mit KMU substituieren könnte. Für diese mögliche Entwicklung wollen wir uns bereits heute fit machen.

«Unsere Crowdfunding-Plattform gehört mit einer Erfolgsquote von 74 % schweizweit zur Spitze – und wächst weiter.»

Wann ist ein Projekt erfolgreich, wann eher nicht – und welche Unterstützung erhalten die Initianten von LUKB-Seite?

Zentral ist, dass die Starter – also die Projektinitianten – eine attraktive Idee präsentieren und während der Finanzierungsphase aktiv eine Kampagne für ihr Projekt durchziehen, unter anderem auf Social Media, aber selbstverständlich auch mit Offline-Massnahmen. Nur auf einer bekannten Crowdfunding-Plattform drauf zu sein, reicht erfahrungsgemäss nicht, um genügend Geld zu sammeln. Unsere Leute von funders.ch stehen darum den Startern vor und während der Sammelphase mit Rat und Tat zur Seite. Mittlerweile haben wir einige Erfahrungen beisammen, was funktioniert und was nicht. Wir teilen dieses Know-how gerne mit den Startern.

Eine andere, eher spielerische Initiative ist Crowders, eine Crowdvoting-Plattform, die mit kollektiver Intelligenz die Gewichtung eines Fonds mitbestimmt. Wie gross ist die Crowd – und schlägt sie die Anlageexperten?

Ende Oktober 2017 waren mehr als 1’800 Voter registriert. Davon voten monatlich regelmässig mehrere Hundert. Der Fonds LUKB Crowders TopSwiss, der die Votings der Crowd miteinbezieht, verzeichnete per Ende Oktober 2017 ein Anlagevolumen von über 52 Millionen Franken. Wir vergleichen die Performance des Fonds jeweils mit dem Durchschnitt von vier aktiv gemanagten Fonds (= Profis). Die Performance unseres Fonds (nach Kosten) zwischen Lancierung Mitte Jahr 2017 und Ende Oktober 2017 hat mit 34.4 % die SLI-Indexentwicklung um 2.5 % geschlagen und war auch um 3.7% erfolgreicher als die Fonds der Profis. Es ist uns aber klar, dass 15 Monate eine viel zu kurze Beobachtungsdauer sind, um allgemeingültige Aussagen zu machen.

Vor gut eineinhalb Jahren ist die LUKB im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie bei der Immobilienplattform crowdhouse.ch eingestiegen. Welche Bilanz ziehen Sie zum heutigen Zeitpunkt?

Es freut uns, dass crowdhouse.ch mittlerweile eine bekannte Grösse ist in der Schweizer Fintech-Szene ist. Wir prüfen laufend Synergiemöglichkeiten zwischen Crowdhouse und unserem Leistungskonzept «Immobilienbank» sowie unserem Immobilien-Kompetenzzentrum. Hier verfügen wir ebenfalls über vertieftes Know-how im Bereich von Renditeliegenschaften.

«Wenn man sich als Unternehmen im Sportsponsoring engagiert, dann weiss man, dass es neben Höhenflügen auch weniger erfolgreiche Phasen gibt.»

Letzte Frage: Als Co-Sponsor des FC Luzern müssen Ihnen die sportlich schlechten Leistungen, vor allem aber auch die seit Jahren herrschende Unruhe im Verein zu denken geben. Ab welchem Zeitpunkt stellen Sie das Engagement auf den Prüfstand?

Wenn man sich als Unternehmen im Sportsponsoring engagiert, dann weiss man, dass es neben Höhenflügen auch weniger erfolgreiche Phasen gibt. Gerade diese Ungewissheit, ob sich der sportliche Erfolg einstellt oder nicht, dieses Mitfiebern macht ja die Faszination des Sports aus – nicht nur im Fussball. Man darf auch nicht vergessen, dass wir uns schon vor dem Sponsoring der ersten Mannschaft sehr stark im Breitensport des FC Luzern engagiert haben. Insofern beurteilen wir unser Engagement beim FCL aus strategischer Perspektive und schielen nicht täglich auf die Rangliste. Aber wir freuen uns natürlich jedesmal mit den vielen Fans aus unserer Region, wenn der FCL punktet!

Herr Salzmann, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Daniel Salzmann ist CEO und Leiter Präsidialdepartement der LUKB. Nach einem Handelsdiplom 1984, schloss er 1990 ein FH-Studium als Betriebsökonom ab. 1992 folgte ein Diplom als Controller SIB sowie 1996 der Executive MBA (HS Luzern) Von 1990 bis 1993 war Daniel Salzmann Leiter Rechnungswesen/Controlling bei Ascom Telematic und ab 1993 in verschiedenen Führungsfunktionen im Retailbanking bei der damaligen SBG (heute UBS) und bei der CS. 2003 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Coop, Basel.

Seit 2004 ist Salzmann Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Kantonalbank und Leiter Departement Privat- und Gewerbekunden (Retailbanking) sowie seit seit 2014 deren CEO. Daniel Salzmann ist auch Mitglied des Verwaltungsrates des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken VSKB, Basel, Stiftungsrat der Stiftung Wirtschaftsförderung Luzern, Vorstandsmitglied der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ sowie Mitglied der Verwaltung der St. Niklausen Schiffgesellschaft , Luzern.

Über die LUKB
Die 1850 gegründete Luzerner Kantonalbank AG (LUKB) ist mit rund 1’000 Mitarbeitenden die führende Bank im Kanton Luzern. Sie betreibt insgesamt 26 Geschäftsstellen und gehört zu den grössten Schweizer Kantonalbanken. Ihre Kern-Geschäftsfelder sind die Immobilienfinanzierung, die Unternehmensfinanzierung und das Private Banking. Zum Konzern LUKB gehören die LUKB Expert Fondsleitung AG, die LUKB Wachstumskapital AG und die Gewerbe Finanz Luzern AG. Die LUKB verfügt über ein langfristiges Rating AA von Standard & Poor’s.

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