Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank Zürich, im Interview

Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank Zürich, im Interview
Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Prader, beim letzten Interview vor zwei Jahren glaubten wir an die Zinswende. Jetzt hat Corona dazu geführt, dass es nochmals Billiggeld en masse gibt. Wie erklären Sie diese gefährliche Situation Ihren Kunden?

Duri Prader: Wir gingen damals davon aus, dass die Abkühlung an den Aktienmärkten den Teuerungsdruck reduziert, was die Gefahr von höheren Zinsen schmälert. Diese Annahme war zutreffend, und wir signalisierten unseren Kunden früh, dass nach einer raschen Erholung die Börsen üblicherweise zu einer starken Performance tendieren. Die breit abgestützten Massnahmen der Politik und der Zentralbanken haben uns die Zuversicht gegeben an der eingeschlagenen Anlagepolitik festzuhalten. Das hatte sich ausbezahlt. Vor dem Billiggeld schützt man sich, indem man vernünftig diversifiziert in Sachwerte investiert wie Immobilien, Aktien, Gold oder etwas progressiver auch in Bitcoin.

Corona hat aber doch auch viele gefährliche Trends beschleunigt?

Es erwachte erneut der Nationalismus und der Protektionismus. Zweitens verstärkte sich die Rolle der Technologie. Drittens stieg die Aufmerksamkeit mit Blick auf Extremereignisse und rückte das Thema der Nachhaltigkeit in den Fokus und dann hat sich Chinas Aufstieg zur Weltmacht beschleunigt, was die künftige geopolitische Ordnung in Frage stellen wird. Diese Trends sollte man als Anleger im Auge behalten.

Der Immobilienmarkt in Zürich hat noch mal einen Zacken zugelegt. Wo führt das hin?

Immobilienpreise sind namentlich von zwei Parametern abhängig, von den Zinsen und Leerständen. Der Markt als solcher ist zu differenzieren. Der Büromarkt dürfte angesichts der schnellen Verbreitung von Homeoffices vermehrt unter Druck stehen, da die Leerstände tendenziell steigen werden. Insbesondere an der Peripherie werden Nachfrage und Preise zurückkommen. An den zentralen Lagen in der Stadt Zürich ist das Angebot jedoch unverändert knapp. Bei den Renditewohnliegenschaften trifft das noch viel ausgeprägter zu. Die Preise bleiben auf einem anspruchsvollen Niveau. Es herrscht allgemein ein Mangel an konservativen Kapitalanlagen. Gerade in diesem Segment können die Preise weiter steigen, wenn das Tiefzinsniveau, beziehungsweise dieser Mangel an sicheren Kapitalanlagen, anhalten sollte. Am markantesten gestiegen sind jedoch im vergangenen Jahr die Eigenheimpreise. Diese Entwicklung kann nur nachhaltig sein, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld im laufenden Jahr wie erwartet deutlich verbessern wird.

«Der Büromarkt dürfte angesichts der schnellen Verbreitung von Homeoffices vermehrt unter Druck stehen, da die Leerstände tendenziell steigen werden.»
Duri Prader, CEO Lienhardt & Partner Privatbank

Hat jetzt plötzlich der Speckgürtel Rückenwind? In Zeiten von Lockdown und Ausgangsbeschränkungen ist man plötzlich froh, im Grünen zu wohnen.

Mag sein, dass infolge des vermehrten Einsatzes von Homeoffice die Wahl des Wohnortes weniger von der Anbindung an den öffentlichen Verkehr und ganz allgemein von der Dauer des Arbeitsweges abhängig sein wird. Wir konnten diese Auswirkung bislang in der Praxis jedoch nicht beobachten. Wir glauben, dass auch nach der Coronakrise die Nachfrage nach urbanen Wohnlagen unverändert gross bleiben wird. Es geht dabei um ein bestimmtes Lebensgefühl und einen spezifischen Lebensentwurf. Beides entspricht dem Zeitgeist vieler junger Leute.

Gibt es Konsequenzen für ihr eigenes Immobilienportfolio?

Im Gegensatz zu kotierten Immobiliengesellschaften müssen wir unsere Immobilien nicht jährlich neu bewerten. Dieses Vorgehen führt bei sinkenden Zinsen zu Aufwertungen, aber entsprechend auch zu Abwertungen, wenn sie wieder steigen. Diesem Risiko sind wir nicht ausgesetzt. Höhere Zinsen hätten generell auf unser Geschäftsergebnis positive, nicht negative Auswirkungen.

«Wir glauben, dass auch nach der Coronakrise die Nachfrage nach urbanen Wohnlagen unverändert gross bleiben wird.»

Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft lief letztes Jahr sehr gut. Erwarten Sie eine erneute Verbesserung für 2021?

Wir haben in der Coronakrise antizyklisch in Personal und IT investiert und erwarten, dass sich diese Investitionen bei günstigen Marktbedingungen bereits in diesem Jahr auszahlen. Aber wir haben einen langen Investitionshorizont und Geduld, falls das Umfeld sich verschlechtern sollte.

Wie waren die Umsätze für Sie im letzten Jahr bei den nichtkotierten Nebenwerten?

Der Umsatz auf unserer Plattform gestaltete sich eindeutig lebhafter als im Vorjahr. Besonders aktiv sind die grösseren Gesellschaften wie CKW, Repower und Reishauer gehandelt worden. Auch im laufenden Jahr rechnen wir mit einem breit abgestützten Handel und weiter steigenden Umsätzen. Aufgrund der zunehmenden Transparenz gewinnt das Segment zunehmend an Attraktivität für Investoren.

2020 hängten die grosskapitalisierten Aktien aber die KMU ab….

Den Lienhardt & Partner Nebenwerte TR-Index haben wir per Anfang 2020 als preisgewichteter Index aufgesetzt. Er dient uns als Gradmesser für die Entwicklung des ausserbörslichen Marktes in der Schweiz. Zurzeit besteht der Index aus 38 Gesellschaften mit einer Marktkapitalisierung von 8 Milliarden Franken. Der Index sank im vergangenen Jahr um 9.02% auf 3’237.09 Punkte. Somit konnte der ausserbörsliche Markt eindeutig nicht mit den kotierten Aktien im SMIM TR Index mithalten, welcher um 6.01% angestiegen ist. Nichtkotierte Nebenwerte eignen sich aber langfristig als solide Diversifikation für grössere Wertschriftenvermögen.

«Nichtkotierte Nebenwerte eignen sich langfristig als solide Diversifikation für grössere Wertschriftenvermögen.»

Sie haben neue Stellen im Bereich Private Banking und Vorsorge geschaffen. Da wird es sicherlich in den nächsten Jahren starkes Wachstum geben, nehme ich an?

Wir gehen in beiden Bereichen von weiterem Wachstum aus, wie das bereits in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. An unserer Strategie und an unseren Erwartungen hat sich nichts geändert.

Lienhardt & Partner gilt als ausgesprochen vorsichtig und vorausschauend. Besteht selbst in der Schweiz wachsende Gefahr für die Stabilität unserer Geldsysteme?

Das ist eine sehr interessante Frage, namentlich auch weil Kryptowährungen in den letzten Wochen für viel Gesprächsstoff gesorgt haben. Es ist eine spannende Entwicklung, die wir seit Längerem eng verfolgen. Die Innovation von Bitcoin und Blockchain ist eine logische Folge der Digitalisierung unserer Welt. Kryptowährungen können in einem klassischen Portfolio sehr wohl als Absicherung gegen das weltweite Gelddrucken und als Diversifikation von Nutzen sein. Über dieses Thema haben wir im Dezember in unserem Kundenmagazin «Investor» ausführlich (www.lienhardt.ch) berichtet.

Haben sie eine Chance als Ersatz unserer Wackelwährungen?

Wir sehen Kryptowährungen nicht als Ersatz für staatliche Zahlungsmittel, sondern als Investition in eine Technologie, die mehr leisten kann, als bloss Zahlungen abzuwickeln. Auch verschiedene Zentralbanken testen die Digitalisierung der staatlichen Währungen. Man spricht dann von Central Bank Digital Currency (CBDC). Der entsprechende Pilot der Schweizerischen Nationalbank heisst «Helvetia». Unsere Nationalbank agiert in einem anspruchsvollen Umfeld umsichtig, nimmt ihr Mandat, für Preisstabilität zu sorgen, ernst und verdient unser Vertrauen.

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