Ewald Burgener, CEO Valiant, im Interview

Ewald Burgener, CEO Valiant, im Interview
Valiant-CEO Ewald Burgener. (Foto: Valiant)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Burgener, Valiant blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Gewinn und Bilanzsumme stiegen weiter und die eigenen Wachstumsziele wurden übertroffen. Welche Gesamtbilanz ziehen Sie?

Ewald Burgener: Wir sind mit der Umsetzung unserer Strategie 2020 bis 2024 sehr gut unterwegs. Die Resultate sind erfreulich. Sie zeigen, dass die über 1000 Mitarbeitenden von Valiant einen guten Job machen und wir uns erfolgreich den sich verändernden Kundenbedürfnissen anpassen. Indem wir persönliche Beratung mit innovativen digitalen Dienstleistungen verbinden, haben wir den Nerv der Zeit getroffen.

Das deutliche Plus von 9,7 % im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ragt heraus. Welche Faktoren haben diesen Erfolg begünstigt?

Wir haben das Anlage- und Vorsorgegeschäft personell und fachlich gestärkt. Das zahlt sich aus. Weil wir zusätzliche Spezialistinnen und Spezialisten angestellt haben, können wir unsere Kundinnen und Kunden noch kompetenter beraten. Gleichzeitig waren die Bedingungen auf dem Markt günstig, was uns zusätzlich geholfen hat, den Kommissions- und Dienstleistungserfolg zu erhöhen. Allein im Wertschriften- und Anlagegeschäft haben wir ein Plus von 15,3 Prozent erreicht.

In den letzten Jahren hat Valiant die Expansion vorangetrieben. Zumindest auf den ersten Blick erstaunt da die angekündigte Schliessung von 23 Filialen und der Abbau von 50 Vollzeitstellen. Welches sind die Gründe für diesen Schritt?

Wir setzen unsere Strategie erfolgreich um und kommen in der geografischen Expansion rascher voran als erwartet. Das heisst, dass wir aus einer Position der Stärke handeln können. Nun nehmen wir den nächsten Schritt in Angriff und wenden uns der Erhöhung der Rentabilität zu. Eine Massnahme ist die Schliessung von Standorten im Valiant-Stammgebiet, die geografisch nahe beieinanderliegen. Wir haben die Ambition, langfristig einen Return on Equity von 6 Prozent zu erreichen. Das Rentabilitätssteigerungsprogramm wird auf dem Weg dorthin einen Beitrag leisten.

«Wir haben die Ambition, langfristig einen Return on Equity von 6 Prozent zu erreichen. Das Rentabilitätssteigerungsprogramm wird auf dem Weg dorthin einen Beitrag leisten.»
Ewald Burgener, CEO Valiant, im Interview

An den Expansionsplänen in der Ostschweiz und Zürich sowie in der Romandie ändert sich nichts?

An unseren Plänen ändert sich nichts. Wir treiben die Expansion in neue Marktregionen mit voller Energie voran. 2022 eröffnen wir Geschäftsstellen in Wädenswil, Pully, Meilen, Winterthur und Uster. Auch 2023 kommen weitere Standorte hinzu. Zwischen 2020 und 2024 nehmen wir insgesamt 14 zusätzliche Geschäftsstellen in Betrieb.

Im vergangenen Jahr wurden fünf neue Geschäftsstellen eröffnet. Wie hat sich das Geschäft angelassen?

Wir haben ausgezeichnete Mitarbeitende gewinnen können und sind gut gestartet. Unser Geschäftsmodell kommt auch in den neuen Regionen gut an. Unsere Strategie ist langfristig ausgelegt und ich bin überzeugt, dass wir die Erfolgsgeschichte unserer Expansion fortschreiben werden.

«Viele unserer Kundinnen und Kunden schätzen die modernen Geschäftsstellen und längeren Öffnungszeiten.»

Sechs weitere Filialen werden in Kundenzonen mit Videoempfang und vielen digitalen Dienstleistungen umgebaut. Wie kommt das Konzept bei Ihren Kunden an?

Viele unserer Kundinnen und Kunden schätzen die modernen Geschäftsstellen und längeren Öffnungszeiten. Sie haben die Möglichkeit, zwischen persönlicher Beratung und effizienten digitalen Dienstleistungen zu wählen. Das entspricht einem Kundenbedürfnis, das in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Am Anfang spürten wir eine gewisse Zurückhaltung. Es war uns wichtig, unseren Kundinnen und Kunden zu erklären, dass unsere Mitarbeitenden in den Geschäftsstellen vor Ort sind und sie in allen Finanzfragen kompetent beraten.

Die Kundenausleihungen stiegen um 5,3 Prozent auf mittlerweile 27,2 Mrd Franken. Welchen Anteil haben die im Zuge der Expansion in den letzten Jahren neu eröffneten Standorte?

Die Entwicklung ist erfreulich. Seit 2017 sind 46 Prozent des Ausleihungswachstums auf die neu eröffneten Standorte zurückzuführen. Wir verzeichnen aber auch in unseren Stammgebieten eine sehr gute Entwicklung.

Die Hypothekar-Ausleihungen stiegen 2021 gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent oder 1,5 Mrd auf 25,7 Mrd Franken. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der Vaudoise angelassen?

Wir arbeiten sehr gut zusammen, sowohl fachlich als auch auf persönlicher Ebene. Die Vaudoise ist eine ideale Partnerin für Valiant. Die beiden Unternehmen passen aufgrund ihrer Grösse und Kultur optimal zueinander und ergänzen sich. Valiant profitiert von der Vetriebskapazität der Vaudoise, und die Vaudoise kann sich auf unsere Erfahrung und unser Fachwissen im Hypothekarbereich verlassen.

Auf tiefem Niveau haben die Hypothekarzinsen seit Jahresbeginn deutlich zugelegt. Von welcher weiteren Entwicklung gehen Sie aus?

Eine Prognose zu machen, ist angesichts des aktuellen Umfelds nicht einfach. Das Zinsniveau hängt stark von der weiteren Entwicklung der Inflation ab und insbesondere davon, wie die Notenbanken auf die Geldentwertung reagieren. Während mehrere Erhöhungen des Leitzinses in den USA bereits im laufenden Jahr als gesichert gelten, dürfen wir auf die Reaktion der SNB gespannt sein.

«Eine Prognose zu machen, ist angesichts des aktuellen Umfelds nicht einfach. Das Zinsniveau hängt stark von der weiteren Entwicklung der Inflation ab und insbesondere davon, wie die Notenbanken auf die Geldentwertung reagieren.»

Die Immobilienpreise steigen, gleichzeitig können sich immer weniger Menschen wegen der strengen Auflagen ein Eigenheim leisten und die Banken müssen ab September zusätzliche Eigenmittel halten. Wie beurteilen Sie die Situation?

Eigenheime sind in der Schweiz ein knappes Gut. Insbesondere die Nachfrage nach Einfamilienhäusern hat in der Corona-Pandemie noch einmal zugenommen. Als Bank konzentrieren wir uns auf unsere Aufgabe, unsere Kundinnen und Kunden bei der Finanzierung zu unterstützen, die Tragbarkeit zu beurteilen und vorsichtig mit Risiken umzugehen.

Nachhaltigkeit ist ein geflügelter Begriff unserer Zeit. Sie bieten entsprechende Strategiefonds an, wollen aber die Nachhaltigkeit stärker im Unternehmen verankern. Was heisst das konkret?

Valiant hat seit jeher ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Den eingeschlagenen Weg gehen wir weiter. Die Geschäftsleitung hat einen umfassenden Plan erarbeitet, um Nachhaltigkeit im Unternehmen noch stärker zu verankern. Der Nachhaltigkeitsplan erstreckt sich über sämtliche Bereiche und Anspruchsgruppen und insbesondere auch auf die Produkte und Dienstleistungen, das Personalwesen, die Ökologie sowie das Risikomanagement. Die Umsetzung des Nachhaltigkeitsplans erfolgt bis 2024.

Welche Erwartungen haben Sie für das laufende Geschäftsjahr?

Wir gehen für das laufende Jahr von einer stabilen Geschäftsentwicklung aus und erwarten einen Konzerngewinn, der leicht über jenem des Vorjahres liegt.

Herr Burgener, wir bedanken uns für das Interview.

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