Felix Bertram, CEO Skindmed, Dermatologe, Unternehmer und Investor «Die Höhle der Löwen Schweiz»

Felix Bertram, CEO Skindmed, Dermatologe, Unternehmer und Investor «Die Höhle der Löwen Schweiz»
Felix Bertram: "Etwas zu kopieren ist für mich langweilig. Ebenso ist mir Mittelmass und Durchschnitt ein Graus." (Foto: pd)

von Patrick Gunti

Am 19. August geht «Die Höhe der Löwen Schweiz» auf 3+ in die nächste Runde. 49 Jungunternehmen hoffen in neun Sendungen auf einen Deal. Im Kampf um ein Investment muss es den Neo-Unternehmerinnen und -Unternehmern gelingen, die Investorinnen und Investoren von ihren Ideen zu überzeugen. Zu ihnen gehört Felix Bertram, Facharzt FMH für Dermatologie und Venerologie, Gründer von Skinmed – und vieles mehr.

Moneycab.com: Herr Bertram, seit zwei Jahren sind Sie Investor bei «Die Höhle der Löwen Schweiz». Was hat Sie daran gereizt?

Felix Bertram: Als Unternehmer ist man ja nicht automatisch ein guter Investor. Mich hat es gereizt, meine «Bubble» mal zu verlassen und Startups aus Sicht eines Investors zu verstehen. Das hat mir wiederum als Unternehmer sehr geholfen. Spannend ist auch welche Türen sich öffnen – vor allem im Ausland – wenn man Investor in diesem weltweit bekannten Sendungsformat ist.

Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb «der Löwen» beschreiben?

Gute Frage. Vielleicht bringe ich mit meinen deutschen Wurzeln ein wenig «Forschheit» rein. Ausserdem besetzen die Löwinnen und Löwen jeweils ein Branchenspektrum, entsprechend bin ich für Gesundheit, Hautpflege und Gastronomie zuständig.

Eigentlich sind Sie ja weniger Löwen zugetan als Hunden, wie man auch in der Sendung sieht. Wie viele leben aktuell bei Ihnen?

Ich bin generell ein grosser Tierfreund. 12 Hunde sind es aktuell. Die meisten aus Tierschutzprojekten.

Wie kommt das?

Als junger Arzt bin ich oft umgezogen, weil ich viel lernen wollte und daher gezielt an renommierte Kliniken in unterschiedlichen Städten gegangen bin. Man ist dann recht einsam und so kam als erstes ein Chihuahua, Poldi, zu mir. Dann kam Paula aus einem Tierschutzprojekt – ein Rehpinscher. Paula und Poldi waren sozusagen meine Familie. Paula war mein absoluter Seelenhund, sie ist 2023 mit 19 Jahren und nach einem erfüllten Hundeleben verstorben. Etwa im Jahr 2010, als meine Praxis in Aarau etabliert war, hab ich dann angefangen Strassenhunde aufzunehmen und das ist dann etwas eskaliert. Habs aber nie bereut. Sie haben ein herrliches Hundeleben, grossen Garten und verstehen sich prächtig.

Sie haben vor 18 Jahren Skinmed als Dermatologie-Praxis gegründet. Daraus hat sich eine Klinik für Dermatologie, ästhetische Medizin und plastische Chirurgie mit Standorten in Aarau, Lenzburg, Olten und Zürich, 30 Ärzten und 150 Angestellten entwickelt. Wie hat sich diese Faszination für das Unternehmertum entwickelt?

Ich hatte eigentlich fest vor, einfach Hautarzt zu bleiben. Drei Monate nach Praxiseröffnung war meine Sprechstunde überbucht und Patienten/innen mussten Monate auf einen Termin warten. Die meisten Kollegen nehmen dann einfach keine neuen Patienten auf. Das fühlte sich für mich aber nicht richtig an, also stellte ich eine erste Ärztin an. Nach drei Jahren waren es fünf. Ich entwickelte Freude am Unternehmertum und hab vielleicht auch ein wenig vom nötigen Talent. Und so hat sich das einfach entwickelt. Im November eröffnet unser fünfter Standort in Luzern. 2026/27 ist Standort Nr. 6 geplant.

Skinmed hat 700 Patientinnen und Patienten täglich und führt 20’000 Operationen im Jahr durch. Hätten Sie sich das 2007 träumen lassen?

Als ich 2007 anfing, war mein Plan, bis zur Rente Hautarzt zu bleiben, in der 100qm-Praxis in der Bleichemattstrasse in Aarau. Ich hatte mit dem Vermieter einen Mietvertrag über 25 Jahre abgeschlossen. Nach zweien Jahr musste ich dann schon mit gesenktem Kopf antreten, die Räume waren zu klein und ich wollte den Mietvertrag vorzeitig auflösen. Hat dann auch geklappt und so ging das Wachstum los.

«Für mich waren und sind alle Projekte absolute Passion. Es hat sich selten wie Arbeit angefühlt.»
Felix Bertram, CEO Skindmed

Wie oft führen Sie selbst noch medizinische Behandlungen durch?

Gar nicht mehr. Ich habe vor 1,5 Jahren endgültig als Arzt aufgehört. Auch meine Rolle als CEO bin ich am übergeben.

Lassen Sie mich kurz aufzählen: Skinmed, 2019 gründeten Sie das Ausbildungsinstitut «Swiss Aesthetic Institute», 2022 kam das Fine Dining Restaurant «skin’s – The Restaurant». Sie sind als Speaker unterwegs, haben einen Podcast, sind eben Investor bei «Die Höhle der Löwen Schweiz» – wie schaffen Sie das alles?

Für mich waren und sind alle Projekte absolute Passion. Es hat sich selten wie Arbeit angefühlt. Für mich gibt es dann auch in der Freizeit, am Wochenende und im Urlaub nichts Schöneres als über diese Projekte nachzudenken und an ihnen zu arbeiten. Aktuell schreibe ich ein Buch, welches im Oktober erscheint («Hacking age») und plane für 2026 ein grosses Abenteuer.

Vielleicht zwei Tipps für junge Unternehmerinnen und Unternehmer: Sich erstmal auf ein Business konzentrieren und das gross machen; früh anfangen zu delegieren und gute Leute einbinden. Mit den dann verfügbaren finanziellen und zeitlichen Ressourcen kann man neue Dinge in Angriff nehmen.

«skin’s – The Restaurant» hat zwei Michelin Sterne. Ist «wenn ich etwas mache, dann aber richtig» Ihr Anspruch?

Absolut! Etwas zu kopieren ist für mich langweilig. Ebenso ist mir Mittelmass und Durchschnitt ein Graus. Wer bei skinmed genauer hinschaut, sieht vieles, was wir anders machen. Kliniken und Praxen müssen nicht weiss sein und nach Desinfektionsmittel riechen. Und auch bei der Patientenbetreuung richten wir uns mehr am Service von top Hotels aus, als an dem, was andere Spitäler und Praxen machen. Das Gesundheitswesen hat sehr viel Disruptionspotenzial. Auch das Restaurant Skins gehört zu einer ganz spezifischen Idee, die sich für uns absolut ausgezahlt hat.

«Etwas zu kopieren ist für mich langweilig. Ebenso ist mir Mittelmass und Durchschnitt ein Graus.»

Erläutern Sie uns die Idee. Auf den ersten Blick erschliesst sich das Zusammengehen von Dermatologie und Haute Cuisine ja nicht unbedingt.

Das Skins ist ja eigentlich als Mitarbeiterrestaurant entstanden. Wir hatten in der Vergangenheit eine hohe Fluktuation. Meine Beobachtung war, dass unsere Mitarbeiter in einer hohen Frequenz arbeiten und in der Mittagspause überall verstreut waren, was assen und aufs Natel starrten. Meine Idee war dann, dass wir unsere Mitarbeitenden irgendwie zusammenbringen müssen, ein Highlight am Tag schaffen in schöner Atmosphäre, am besten gemeinsam essen und sich austauschen, Bindung aufnehmen. Im besten Fall sogar Freundschaften schliessen. Das war die Geburtsstunde des Restaurants Skins.

Das hat übrigens unsere Fluktuationsrate von 15 % auf 2 % gesenkt. Die Michelin-Sterne beziehen sich auf den Abendservice, sie sind der Verdienst eines Super-Teams aus jungen und ambitionierten Gastronomie-Künstlern. Übrigens haben wir beide Sterne bereits 4 Monate nach Eröffnung erhalten. Tolle Geschichte!

Lassen Sie uns noch über ästhetische Eingriffe und plastische Chirurgie sprechen. Welche neuen Technologien oder Methoden haben das Feld in den letzten Jahren am stärksten verändert?

Da wir fälschlicherweise gerne als reine «Schönheitsklinik» bezeichnet werden, möchte ich hier kurz ergänzen, dass 70% unserer Tätigkeiten reine und klassische Dermatologie sind und wir der grösste Player in der Schweiz in diesem Bereich sind.

Nun aber gerne zu den Schönheitseingriffen, wo wir auch absolute Expertise haben. Geändert hat sich – gottseidank – der Trend hin zu mehr Natürlichkeit und weg von überfüllten Maskengesichtern und aufgeblasenen Lippen. Hyaluronsäurefiller tun sich aktuell schwer, nicht aber natürlichere Alternativen wie Biostimulatoren, PRP aus Eigenblut oder Hochfrequenzneedling. In der Chirurgie gibt es einen Rückgang bei Brustimplantaten hin zu natürlicheren Möglichkeiten wie Brustaufbau mit Eigenfett. Die Longevitywelle mit Peptiden und Stammzellen rollt aus den USA bereits auf uns zu.

«Skinmed ist im Highend-Segment tätig und unsere Klientel ist in der Regel 35+, oft auch international.»

Wie stark ist der Einfluss von Social Media und Influencer-Trends auf Skinmed?

Skinmed ist im Highend-Segment tätig und unsere Klientel ist in der Regel 35+, oft auch international. Diese ist weniger von Social Media beeinflusst. Jüngeres Klientel fühlt sich auch aus Kostengründen eher von den Billigketten angezogen, die deutlich affiner für Social Media sind. Leider ist der optische Outcome dann oft nicht das, was einem auf Social ;edia vorgegaukelt wurde. Der Gesetzgeber greift aber auch hier mehr und mehr durch.

Wo ziehen Sie persönlich die Grenze bei ästhetischen Eingriffen und sagen auch Nein?

Ganz ehrlich? Sehr, sehr früh. Man kann mit ganz wenigen Massnahmen einem Gesicht einen wunderschönen Touch, etwas Volumen und mehr Glow verleihen. Dass genügt in den allermeisten Fällen und wird vom Umfeld nicht erkannt. Am tollsten ist, wenn Patientinnen dann zum Kontrolltermin kommen und von den vielen Komplimenten berichten «bist Du frisch verliebt?» oder «warst Du im Urlaub? Du siehst so frisch aus». Dann weiss ich, dass ich alles richtig gemacht habe.

Skinmed
Die Höhle der Löwen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert