Kaspar Kellerhals, CEO Kisag, im Interview

von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Kellerhals, viele Schweizerinnen und Schweizer verbinden Kisag in erster Linie mit Ihrem Kultprodukt, dem Rahmbläser. Was macht dieses Produkt so einzigartig im Vergleich zu Konkurrenzprodukten?
Kaspar Kellerhals: Bei seiner Markteinführung setzte unser Produkt neue Massstäbe: Erstmals konnte Schlagrahm innerhalb weniger Sekunden auch zu Hause zubereitet werden. Der Kisag Whipper überzeugt bis heute durch seine benutzerfreundliche Technologie und hebt sich klar vom Wettbewerb ab. Während bei unserem System die Patrone durch einfachen Druck in den Whipper eingeführt werden kann, müssen bei den Mitbewerbern die Kapseln mithilfe eines Halters eingeschraubt werden. Der Kisag Whipper ist zudem langlebig, nachhaltig und einfach zu handhaben. Im Gegensatz zu Rahm in Spraydosen können mit unserem Gerät Espumas, Suppen, Desserts, Saucen und vieles mehr hergestellt werden – ideal für kulinarische Genussmomente in der Gastronomie als auch im Privathaushalt.
Der Rahmbläser wurde 1958 patentiert. Wie hat sich das Produkt im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt?
Unsere frühen Modelle wurden aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt. Heute setzen wir konsequent auf Edelstahl – für maximale Langlebigkeit, Geruchsfreiheit und problemlose Reinigung in der Spülmaschine. Dank optimierter Dichtungen sind einige Modelle zudem für Warmanwendungen geeignet, was insbesondere in der Gastronomie neue Möglichkeiten eröffnet.
«Der Kisag Whipper überzeugt bis heute durch seine benutzerfreundliche Technologie und hebt sich klar vom Wettbewerb ab.»
Kaspar Kellerhals, CEO Kisag
Der Rahmbläser war viele Jahre der Verkaufsschlager schlechthin. Welchen Umsatzanteil hat der «Whipper» heute?
Der Whipper ist nur eine von mehreren erfolgreichen Produktkategorien im breiten Kisag-Sortiment. Ergänzt wird er durch unsere Linie «Kochen am Tisch» sowie durch hochwertige Küchenhelfer. Dieses ausgewogene Portfolio verleiht Kisag ein stabiles Fundament und sichert langfristige Marktstärke.
Wie viele Geräte und Apparate für die Küche haben Sie im Sortiment und welche sind besonders begehrt?
Der Sparschäler, international bekannt als Swiss Peeler, überzeugt durch seine ergonomische Form und langlebige Klinge – ein echter Bestseller. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal unserer Produktpalette ist die Linie von Gasrechauds für Fondue, Raclette und Kochen am Tisch. Dank kabellosem Betrieb und integriertem Tank sind sie besonders kompakt, praktisch und sicher in der Handhabung. Nicht verbrauchte Gasreserven können jederzeit weiterverwendet werden – das macht unsere Rechauds nachhaltig, effizient und einzigartig in ihrer Anwendung.
Wie verteilen sich die Umsätze auf Privatkunden und die Gastronomie?
Sowohl Privatkunden als auch die Gastronomie sind für uns zentrale Kundensegmente. Die Nachfrage verteilt sich je nach Saison unterschiedlich, da bestimmte Produkte im privaten Bereich besonders stark nachgefragt werden, während in der Gastronomie andere Schwerpunkte gesetzt werden. Beide Bereiche tragen entscheidend zum Erfolg unseres Unternehmens bei.
«Sowohl Privatkunden als auch die Gastronomie sind für uns zentrale Kundensegmente.»
Montiert werden die Produkte am Kisag-Standort in Bellach sowie in den geschützten Werkstätten der VEBO Genossenschaft im Kanton Solothurn, der Kisag seit 2017 gehört. Von welchen Stückzahlen sprechen wir hier?
Zu konkreten Stückzahlen äussern wir uns grundsätzlich nicht. Wichtig ist uns jedoch zu betonen, dass wir schon vor der Übernahme eng mit der VEBO und anderen sozialen Institutionen zusammengearbeitet haben. Die Auslagerung von Teilen unserer Fertigung in geschützte Werkstätte ist ein Modell, das sich für beide Seiten bewährt hat und uns ermöglicht, flexibel und bedarfsgerecht zu arbeiten.
Zuletzt hat Kisag einen kabellosen Raclette-Aufsatz lanciert. Wie schafft man es, in einem hart umkämpften Markt immer wieder mit Neuheiten aufzufallen?
Marktnähe, eine eigene Design- und Entwicklungsabteilung, ein stringentes Marketing sowie der Freiraum für neue Ideen prägen unsere Arbeit. Ebenso gehört Risikobereitschaft dazu – gerade wenn es darum geht, Neuland zu betreten und Lösungen zu entwickeln, für die es bisher keine vergleichbaren Produkte am Markt gibt. Diese Innovationskraft war historisch schon immer ein Markenzeichen von Kisag.
Kisag hat über 900’000 Abonnenten auf YouTube. Welche Rolle spielen die für den Kanal produzierten Videos und Social Media für das Unternehmen?
Kisag entwickelt Produkte, die Emotionen wecken und gemeinsames Erleben und Geniessen fördern – sei es beim Raclette, beim Kochen in der Küche oder am Tisch oder beim kreativen Einsatz des Whippers. Um diese besonderen Nutzungsmomente sichtbar zu machen, setzen wir verstärkt auf digitale Kanäle. Bewegtbild und Social Media ermöglichen es, Botschaften einfach und zielgerichtet zu transportieren. Gleichzeitig werden sie durch emotionale Bildsprache aufgeladen und machen unsere Produkte für die Kundensegmente erlebbar. So schaffen wir Impulse, die sowohl Inspiration als auch Identifikation fördern.
«Auch wenn der Exportanteil derzeit noch vergleichsweise gering ist, stellt er einen wichtigen Bestandteil unseres Geschäfts dar.»
Die Schweiz ist Ihr Hauptmarkt. Wie gross ist das internationale Geschäft?
Heute beliefern wir bis zu 20 Länder weltweit. Auch wenn der Exportanteil derzeit noch vergleichsweise gering ist, stellt er einen wichtigen Bestandteil unseres Geschäfts dar. Für die Zukunft sehen wir im Ausbau der internationalen Märkte ein erhebliches Potenzial, das wir gezielt weiterentwickeln.
Kisag feiert 2025 das 80 Jahr-Jubiläum. Was waren aus Ihrer Sicht – vom Rahmbläser mal abgesehen – die prägendsten Momente dieser Geschichte?
Einen einzelnen Moment hervorzuheben wäre schwierig. Kisag ist auch nach 80 Jahren eine geschätzte Marke mit einem sehr hohen NPS (Net Promoter Score), wie mehrere Studien mit dem LINK-Institut bestätigen. Im Laufe der Jahrzehnte haben wir uns immer wieder neu erfunden: von Aluminium über Gas und Edelstahl bis hin zu Kunststoff und Holz. Der Umgang mit so unterschiedlichen Materialien erfordert eine bewegliche Organisation, die sich laufend neues Wissen aneignet und in die Praxis einsetzt. Mit einer Belegschaft von knapp 30 Mitarbeitenden ist dies eine besondere Herausforderung – und gleichzeitig ein Beleg für unsere Anpassungsfähigkeit.