Kevin Kunz, Geschäftsführer Kongress + Kursaal Bern AG, im Interview

Kevin Kunz, Geschäftsführer Kongress + Kursaal Bern AG, im Interview
Kevin Kunz, Geschäftsführer Kongress + Kursaal Bern AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Kunz, wegen der Corona-bedingten Einschränkungen hat der Kursaal Bern mit dem Kongresszentrum, Restaurants und Hotel am 7. November wie zuvor schon im Casino den Betrieb vorübergehend eingestellt. War der Schritt unausweichlich?

Kevin Kunz: Wenn wir eine andere Möglichkeit gesehen hätten, wäre der Kursaal Bern nicht geschlossen. Die Schliessung des Kursaal Bern war eine Folge der kantonalen Massnahmen gegen Covid-19. Sind Anlässe auf 15 Personen beschränkt, funktioniert unser Geschäftsmodell – grösstes Kongresszentrum im Espace-Mittelland, 4-Sterne-Superior-Hotel und zwei Restaurants, und dies alles unter einem Dach – einfach nicht mehr.

Lässt sich der finanzielle Schaden beziffern, der dem Unternehmen in diesem Jahr durch die Pandemie entstanden ist?

Das geht sicher in die Millionen. Allein im Dezember sind alle Anlässe storniert, die Weihnachten betreffen. Aber abschliessend kann ich noch keine Summen nennen.

«Sind Anlässe auf 15 Personen beschränkt, funktioniert unser Geschäftsmodell (…) einfach nicht mehr.»
Kevin Kunz, Geschäftsführer Kongress + Kursaal Bern AG

In der Medienmitteilung zur Schliessung heisst es, das Überleben des Kursaals Bern sei das oberste Ziel. Welche Optionen haben Sie noch, wenn die bisherigen Restriktionen noch über mehrere Monate hinaus in Kraft bleiben und möglicherweise erst 2022 eine Erholung einsetzt?

Ja, das Überleben der Unternehmung ist unser oberstes Ziel. Über weitere Optionen will ich nicht spekulieren. Im Moment ist alles unsicher, nichts ist planbar. Wir beobachten die Lage und werden unser Vorgehen daran anpassen. Aber wie alle hoffe ich natürlich auf eine Verbesserung der Situation.

Wie entscheidend sind für Sie die Unterstützungsmassnahmen der öffentlichen Hand?

Kurzarbeit und die mögliche Härtefallunterstützung stützen und stabilisieren die Unternehmen, die unverschuldet in diese Situation geraten sind. Und auch für uns ist diese Unterstützung sehr wichtig.

Im Gegensatz zu den Hotels in den Bergregionen konnte die Stadthotellerie diesen Sommer kaum von den vielen inländischen Touristen profitieren. Wie sah es mit der Zimmerbelegung in den Monaten aus, in den das Hotel offen sein konnte?

Da ist ein Vergleich mit dem Vorjahr wenig aussagekräftig, weil wir während des Jahres das Hotel umgebaut haben. Im September 2020 haben wir 63 Prozent weniger Zimmer verkauft als im September 2019, im Oktober 2020 waren es 77 Prozent weniger.

(Foto: zvg)

Ursprünglich war geplant, dass das Hotel Allegro umgebaut und im Herbst neu als Swissôtel Kursaal Bern betrieben wird. Auch daraus ist nichts geworden. Wie sieht die Planung zum heutigen Zeitpunkt aus?

Wir planen die Hoteleröffnung als Swissôtel Kursaal Bern auf das Frühjahr.

Von den Swissôtel-Insolvenzen in Zürich und Basel sind Sie in Bern nicht betroffen?

Nein, das hat mit uns nichts zu tun. Die Pächter der Hotels mussten Konkurs anmelden. Aber Accor ist in intensivem Austausch mit den Eigentümern der Liegenschaften, um die Geschäftsbeziehungen fortzusetzen und einen zukünftigen Hotelbetrieb zu ermöglichen.

Wenn es denn dereinst eröffnen kann: Welche Möglichkeiten eröffnet die Partnerschaft mit der Accor-Hotelmarke?

Die Partnerschaft der führenden Hotelmarke mit dem Kursaal Bern stellt einen Meilenstein für den Tourismus-Sektor der Stadt Bern dar. Wir profitieren vom Anschluss an Accors globales Reservierungssystem, den internationalen Vertriebsabteilungen, direkten Buchungskanälen sowie vom Zugang zu neuen, innovativen Technologien. Den Gästen wird im Swissôtel Kursaal Bern auch das Treue- und Bonusprogramm ALL zur Verfügung stehen, an das alle Marken und Unternehmen von Accor weltweit angeschlossen sind.

«Die Partnerschaft der führenden Hotelmarke mit dem Kursaal Bern stellt einen Meilenstein für den Tourismus-Sektor der Stadt Bern dar.»

Events waren nach dem Lockdown zwar vorübergehend wieder möglich, aber nur in reduzierter Form. Auf welche Art und Weise haben Sie Anlässe umgesetzt?

Wir haben alle unsere Veranstaltungen an die geltenden Regeln angepasst, Sicherheitskonzepte erarbeitet und uns sehr engagiert im Bereich Hybrider Events, von denen wir einige durchgeführt haben. Mit Hilfe erstklassigen Online-Streamings können Interessierte so virtuell dabei sein, von Zuhause, an ihrem PC, Laptop oder mobil. Gemeinsam mit Habegger, unserem Technik-Partner im Haus, sind wir da sehr aktiv und innovativ.

Ein kleiner Lichtblick ist die Mitte September gestartete Online-Spielbank «7melons.ch». Wie verlief der Start? Und sind seit der erneuten Schliessung des Casinos höhere Einsätze zu verzeichnen?

Der Start der Online Plattform 7melons.ch verlief sehr erfolgreich, die Erwartungen konnten übertroffen werden. Auch das terrestrische Casino konnte bei Eröffnung nach dem ersten Lockdown Umsätze erzielen, welche über der Vorjahresperiode 2019 lagen. Ebenfalls konnte die Anzahl Besucher gesteigert werden. Leider hat der Kanton Bern im Gegensatz zu den übrigen Deutschschweizer Kantonen am 23. Oktober 2020 bis voraussichtlich am 7. Dezember 2020 die Casinos erneut geschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass eine Wiedereröffnung für die umsatzstarken Tage im Dezember möglich sein wird.

«Wir holen jetzt Luft, um im Januar gemeinsam wieder richtig durchzustarten.»

Letzte Frage: Eigentlich sind Sie Hotelier und Gastgeber – wie erleben Sie persönlich die monatelangen Schliessungen?

Wenn ich mit sehr schwerem Herzen sage, ist das nicht übertrieben. Niemand hätte sich das vor einem Jahr vorstellen können. Dass der Kursaal Bern geschlossen ist, einfach undenkbar. Das ist in den weit über hundert Jahren seiner Geschichte noch nie passiert. Wenn ich durch den geschlossenen Kursaal gehe, ist das schon etwas deprimierend. Aber da hilft das Klagen ja auch nicht: Wir alle müssen mit dieser schwierigen Lage leben und so gut wie möglich durchkommen. Zusammen mit meinem Team versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen. Wir holen jetzt Luft, um im Januar gemeinsam wieder richtig durchzustarten.

Herr Kunz, wir wünschen Ihnen viel Glück und bedanken uns für das Interview.

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