Lukas Winkler, CEO Inficon, im Interview

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Winkler, haben die momentanen Lieferkettenprobleme bei den Halbleitern einen Einfluss auf Ihr Geschäft?

Lukas Winkler: Ja, auf der Absatz-Seite einen sehr positiven mit sehr hohen Auftragseingängen und auf der Beschaffungsseite eine eher negativen mit Engpässen, hohen Lieferzeiten und Preisen.

Mit dem SmartFDC hat Inficon ein selbstlernendes Produktionskontrollsystem für die Industrie entwickelt. In welcher Subbranche oder Subbranchen verkaufen sie es am meisten?

Die Software SmartFDC ist nur im Halbleitermarkt einsetzbar und innerhalb dieses Marktes sind alle Halbleiter- (oder Chip-)Produzenten unsere Zielkunden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Memory, Logic oder Foundry Anbieter handelt. Wir ermöglichen mit dieser Lösung eine bessere und damit kostengünstigere Ausnutzung der vorhandenen Fertigungskapazitäten.

Wie stark wollen sie im Softwaregeschäft in den nächsten Jahren wachsen?

Wir wollen mit diesen Software Lösungen überproportional wachsen und dabei auch vor allem den Anteil des Subskription-basierenden Umsatzes erhöhen. Diese SaaS (Software as a Service) Lösungen ermöglichen ein langfristigeres und kontinuierliches Zusammenarbeiten mit unseren Kunden.

«Das generelle Marktumfeld bleibt positiv, und wir sehen auch weitere mittelfristige Wachstumschancen.»
Lukas Winkler, CEO Inficon

Stehen nach dem vom generellen wirtschaftlichen Restart geprägten ersten Quartal 2021 die Zeichen nun auf Beruhigung?

Beruhigung bezüglich der sehr hohen Wachstumsraten, ja, aber das generelle Marktumfeld bleibt positiv, und wir sehen auch weitere mittelfristige Wachstumschancen.

Warum ist «Sicherheit und Energie», der kleinste von Inficon betreute Markt, so unglaublich volatil?

Die Hauptkunden in diesem Markt sind Regierungs-Departemente, und diese entscheiden über grosse Investitionen und Programme innerhalb ihres Budgets. Damit ergibt sich diese hohe Volatilität mit einzelnen, aber grossen Bestellungen beziehungsweise Lieferungen.

Bleibt der Nahrungsmittelmarkt langfristig Ihr stabilster Anker?

Dieser Markt ist für uns neu und die getätigten Umsätze noch sehr klein. Mit unserem sehr speziellen und einmaligen Produkt wachsen wir aber sehr dynamisch in einem sehr stabilen Umfeld und damit trägt diese Anwendung sicher zu einer höheren Umsatz-Stabilität bei.

Sie haben ein Eigenkapital von drei Vierteln. Wäre es bei so einer Kapitalausstattung nicht sogar verlockend, wenn Inficon selbst zum Hersteller von Vakuumpumpen würde?

Nein, unsere Kernkompetenz sind Sensoren, Instrumente und SW und nicht mechanische Vakuumpumpen. Zudem ist der Pumpenmarkt sehr kompetitiv und mehr umkämpft.

Roboterlösungen stehen auch in Ihrer Branche im Brennpunkt. Gibt es da ein besonders plakatives Beispiel?

Ja, ich nenne hier die Anwendung im Bereich Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Kühlaggregaten, also Klimaanlagen und Kühlschränke. Mit Hilfe von smarten Lecksuchern, intelligenten Videosystemen und entsprechender Software kann die Produktivität erhöht und Fehler durch falsche Handhabung eliminiert werden. Zudem werden die Arbeitskosten gesenkt.

«Unsere R&D-Aufwendungen mit fast 10 Prozent vom Umsatz sind damit sicher am oberen Rand der Bandbreite angekommen.»

Fast einer von zehn Umsatzfranken werden in die Forschung und Entwicklung gesteckt. Ist das die obere Kante?

Unsere R&D-Aufwendungen mit fast 10 Prozent vom Umsatz sind damit sicher am oberen Rand der Bandbreite angekommen. Wir werden aber weiterhin viel in neue Entwicklungen investieren. Ich erwarte im Mittel über einen längeren Zeithorizont R&D-Ausgaben im Bereich von acht bis maximal 10% vom Umsatz.

Mit einem Nettogewinn von 16% des Umsatzes fährt INFICON ja jetzt sehr in der Komfortzone. Ist diese Reingewinnmarge zu halten? In den letzten Jahren lag sie ja ein paar Punkte tiefer.

Bei dem derzeitigen Umsatz und der erwarteten Umsatz- Entwicklung der nächsten Jahre sollten wir dieses Niveau halten können.

Für wann rechnen Sie mit einem Umsatzvolumen von einer halben Milliarde?

In den nächsten zwei Jahren.

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