Markus Gebert, Mitgründer und CEO Hostpoint, im Interview

Markus Gebert, Mitgründer und CEO Hostpoint, im Interview
Markus Gebert, Co-Founder & CEO Hostpoint. (Foto: Hostpoint)

von Sandra Willmeroth

Herr Gebert: Hostpoint vermeldet mit einem Umsatz von 24 Millionen CHF für das vergangene Jahr das bislang beste Ergebnis der Firmengeschichte. Inwieweit führen Sie das auf die Ausnahmesituation im Lockdown zurück?

Markus Gebert: Wir freuen uns über unser Jahresergebnis natürlich sehr. Dies ist aber nur bedingt auf die Corona-Umstände zurückzuführen. Der Absatz war zwar während des Lockdowns im Frühling 2020 für uns sehr positiv. Allerdings haben wir im vergangenen Jahr auch viel in Marketing investiert und gleich zwei grössere Werbekampagnen laufen lassen. Es lässt sich deshalb kaum genau feststellen, wie viel Einfluss der Lockdown, unsere Werbeinvestitionen oder andere Faktoren hatten. Wir sind aber überzeugt, dass wir auch ohne Corona ein vergleichbar positives Wachstum erzielt hätten.

Viele Firmen sind durch Corona überhaupt erst zur Digitalisierung gezwungen worden und mussten dann ganz schnell einen Webshop aufbauen oder überhaupt erstmal eine Internetpräsenz. Haben Sie das ebenfalls auf der Nachfrageseite gespürt?

Die Nachfrage war im Lockdown in einigen Bereichen höher. Wir merkten, dass sich viele KMU nun viel mehr Gedanken zu Ihrem Webauftritt gemacht haben. Viele wollten die Zeit nutzen, um ihre Website zu erneuern oder durch die Lancierung eines Onlineshops Umsatz übers Internet generieren. Wir wollten die Unternehmen dabei unterstützen und lancierten deshalb einige attraktive und zum Teil kostenlose Angebote. Diese Massnahmen haben die Nachfrage sicher gefördert.

«Die Nachfrage war im Lockdown in einigen Bereichen höher. Wir merkten, dass sich viele KMU nun viel mehr Gedanken zu Ihrem Webauftritt gemacht haben.»
Markus Gebert, Mitgründer und CEO Hostpoint

Was für Angebote sind das zum Beispiel, mit denen Sie KMU unterstützen können?

Für unseren Website-Baukasten „Sites“ und unsere E-Commerce-Lösung „Webshop“ gab es jeweils Sonderangebote, bei denen Kunden diese Produkte während sechs Monaten kostenlos und unverbindlich nutzen konnten. Daneben lancierten wir während dieser Zeit auch unsere eigene Videokonferenz-Lösung „Hostpoint Meet“, welche der Öffentlichkeit komplett uneingeschränkt und gratis zur Verfügung gestellt wurde.

Wie haben sich hingegen die Kündigungen von Domains und Websites in den letzten 15 Monaten entwickelt?

Wir konnten keine wesentlichen Veränderungen bei den Kündigungen feststellen. Wir sind überzeugt, dass unsere Produkte in Zeiten einer Krise nicht zu jenen Angeboten gehören, die von Privaten oder Unternehmen zuerst eingespart werden. Unsere Produkte sind preiswert und für die meisten essentiell. Die eigene Domain, der eigene Internetauftritt oder die eigene E-Mail-Adresse kündigt man in einer Krise eher nicht als Erstes.

Hostpoint vermeldet ein Wachstum von 25,2 Prozent bei den FreeSSl-Zertifikaten von «Let’s Encrypt». Warum ist der Ausbau und die Verbreitung der domainvalidierten SSL-Zertifikate für Hostpoint eine Herzensangelegenheit?

Weil wir uns stark für die Sicherheit im Internet einsetzen. «Let’s Encrypt» ist eine freie und öffentliche Zertifizierungsstelle für SSL-Zertifikate, die wir seit deren Lancierung 2015 finanziell unterstützten. Je mehr Websites dank Gratis-Zertifikaten verschlüsselt betrieben werden, desto besser ist dies für die Sicherheit im Internet. Bei unseren Produkten und unserer technischen Infrastruktur legen wir selbstverständlich auch sonst viel Wert auf Sicherheit.

Wie ist Hostpoint selbst als Unternehmen durch die Corona-Zeiten gekommen?

Die Pandemie hat natürlich auch uns vor einige Herausforderungen gestellt. Wie viele Unternehmen mussten auch wir unseren Betrieb innert kürzester Zeit komplett auf Homeoffice umstellen. Dabei war es uns sehr wichtig, dass wir unsere Produkte, Services und unseren Support weiterhin auf dem gewohnt hohen Qualitätsniveau anbieten konnten. Das ist uns sehr gut gelungen, was sich ja auch in unserem Jahresergebnis widerspiegelt.

In der Pandemie hat Hostpoint mit «Hostpoint Meet» auch eine eigene Videokonferenz-Lösung lanciert, die sehr einfach in der Anwendung ist und ohne Big Brother. Was hat Sie veranlasst, dieses Tool der Öffentlichkeit gratis und unlimitiert zur Verfügung zu stellen?

«Hostpoint Meet» führten wir zunächst für uns selber ein, weil wir einen sicheren und möglichst einfachen Weg benötigten, um im Homeoffice miteinander kommunizieren zu können. Wir wollten unsere eigene Lösung, bei der die Daten über unsere eigene Server-Infrastruktur in der Schweiz laufen. Als wir dann feststellten, wie gross das Bedürfnis für sichere Videotelefonie auch bei Privaten und anderen Firmen war, entschlossen wir uns, «Hostpoint Meet» der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für uns war es aber kein Thema, diesen Dienst kostenpflichtig anzubieten. Vielmehr sehen wir das Gratisangebot als unseren Beitrag an die Gesellschaft.

Werden Sie diesen Dienst weiterhin gratis anbieten?

Ja, «Hostpoint Meet» wird bis auf Weiteres kostenlos und uneingeschränkt verfügbar sein. Wir sehen auch keinen Grund, zurzeit etwas daran zu ändern. Die Pandemie ist ja noch nicht vorbei und Homeoffice nach wie vor allgegenwärtig. Deshalb ist auch der Bedarf noch da und unser Engagement für die Öffentlichkeit weiterhin relevant.

«Wir möchten unsere führende Rolle im Schweizer Markt für Webhosting und Domains festigen.»

Was sind die nächsten strategischen Ziele Ihres Unternehmens?

Wir sind auf einem sehr guten Weg und wollen weiterhin wachsen. In den letzten Jahren lag unser Umsatzwachstum immer bei rund 10 Prozent. Diesen Kurs gilt es zu halten. Aber wir sind uns bewusst, dass dies auch anspruchsvoll ist. Wir möchten unsere führende Rolle im Schweizer Markt für Webhosting und Domains festigen. Daneben sind wir immer bestrebt unsere Produkte weiterzuentwickeln und unser Produkte-Portfolio sinnvoll zu diversifizieren.

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