Martin Schaufelberger, CEO COLTENE Holding AG

Martin Schaufelberger, CEO COLTENE Holding AG

Martin Schaufelberger, CEO COLTENE Holding AG. (Foto: COLTENE)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Schaufelberger, Sie wurden im Januar als neuer CEO von COLTENE bestimmt und haben ihr Amt am 1. Juni angetreten. Was hat Sie als ehemaliger Geschäftsführer der Kunststoff Schwanden AG an der neuen Aufgabe gereizt?

Martin Schaufelberger: Gereizt hat mich nach 14 Jahren im gleichen Unternehmen nochmals in eine neue Branche und ein global tätiges Unternehmen kennen zu lernen. Viele Themen wie zum Beispiel Supply Chain Management, Organisation einer Fertigung usw. knüpfen erstaunlich eng an das Bekannte an, aber eben mit neuen, spannenden Menschen und Produkten.

Sie haben bereits alle operativen Standorte des Unternehmens besucht. Was haben Sie für einen Eindruck vom Unternehmen gewonnen?

COLTENE ist gut aufgestellt und verfügt über ein breites und qualitativ hochstehendes Produktportfolio. Wir profitieren im Vergleich zu den ganz grossen Playern auch von unserer relativen Kleinheit. Wir sind agil und können schnell entscheiden. Das vermittelt uns entscheidende Vorteile und erhöht die Innovationskraft. Zudem verfügen die COLTENE Gesellschaften in ihren Heimatmärkten mit ihren Eigenmarken und -produkten über eine starke Marktstellung. Die lokale Stärke dieser Marken wollen wir vermehrt international nutzen. Darin sehe ich ein erhebliches Wachstumspotenzial.

«Wir sind agil und können schnell entscheiden. Das vermittelt uns entscheidende Vorteile und erhöht die Innovationskraft.»
Martin Schaufelberger, CEO COLTENE Holding AG

Welche Massnahmen haben Sie als erstes an die Hand genommen?

Auf Basis der langjährigen Erfahrung aus der Leitung eines technologieorientierten mittelständischen Industrieunternehmens konnte ich bereits einige Verbesserungen der operativen Prozesse initiieren und überprüfe derzeit das Technologieportfolio auf Optimierungsmöglichkeiten durch Steigerung des konzernweiten Wissenstransfers. Ein weiterer Schwerpunkt sind Verbesserungen der Vertriebs- und Marketingorganisation mit Fokus auf zukünftiges Wachstum.

Im ersten Semester konnte COLTENE sowohl den Reingewinn (+ 78,5 %) als auch das Betriebsergebnis (+ 43,9 %) deutlich steigern. Worauf ist das gute Ergebnis zurückzuführen?

Unsere Teams konnten die Marktpräsenz von COLTENE dank der konsequenten Ausrichtung an den individuellen Kundenanforderungen weltweit weiter stärken. Parallel dazu setzten wir die Einführung der neuen Flaggschiff-Produkte in den Kernbereichen Restauration, Ästhetik und Endodontie fort und bewirkte neue Marktzulassungen für das neue Komposit-Veneer-System COMPONEER™ und die HyFlex™ Controlled-Memory-Feilen in weiteren Ländern. Parallel konnten wir die betriebliche Effizienz durch Optimierung der bestehenden Strukturen und Prozesse steigern.

Das Umsatzwachstum von 2,5% in Lokalwährung übertraf die Erwartungen. In welchen Regionen lief es besonders gut?

Im 1. Halbjahr 2012 erwirtschaftete COLTENE einen soliden Leistungsausweis in einem anspruchsvollen Marktumfeld. In wichtigen Regionen, darunter Amerika, Indien, China und Russland/GUS, erzielte COLTENE nachhaltiges Wachstum. Andere Regionen litten unter einer allgemeinen Abschwächung und Marktveränderung. Besonders erfreulich ist das Wachstum im grössten COLTENE-Ländermarkt Nordamerika. Dort erreichten wir einen deutlichen Umsatzzuwachs von 15,8%. Damit konnten die USA und Kanada den Einfluss der zuvor schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen erfolgreich überwinden.

Wie haben sich die Umsätze regional verschoben?

Im ersten Halbjahr 2012 setzte sich die geografische Umsatzverteilung von COLTENE wie folgt zusammen: 34,3% des Konzernumsatzes entfielen auf die traditionellen europäischen Länder (H1 2011: 38,2%), 36,9% auf Nordamerika (H1 2011: 32,1%) und 25,7% auf die Schwellenländer (H1 2011: 26,4%). Wir sind also breit aufgestellt und verfügen zudem über gute Chancen, am dynamischen Wachstum der Schwellenländer teilzuhaben.

«Die Emerging Markets sind generell geprägt von starkem Wettbewerb mit lokalen Anbietern. Deshalb fokussieren wir uns als globaler Anbieter vorab auf das Premium Segment.»

Sie haben es soeben angesprochen: Gerade in den Schwellenländern wird die Bedeutung der Mundhygiene und ästhetischen Zahnmedizin in den kommenden Jahren steigen. Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie hier für COLTENE?

Die Emerging Markets sind generell geprägt von starkem Wettbewerb mit lokalen Anbietern. Deshalb fokussieren wir uns als globaler Anbieter vorab auf das Premium Segment. In jedem Markt analysieren wir, welche Produkte aus dem breit diversifizierten COLTENE-Portfolio geeignet sind. Damit gewährleisten wir ein bedürfnisgerechtes Angebot und sichern die eigene Effizienz. In China bearbeiten wir nun über die Tier 1-Städte hinaus auch Tier 2-Regionen. Sie verfügen über grosses Wachstumspotenzial.

Schlechter fiel das Resultat in Südamerika aus. In Brasilien stagnierten die Umsätze und im übrigen Südamerika gingen sie um über 10 % zurück. Wo liegen die Ursachen?

In Brasilien starteten wir eigentlich gut in das neue Jahr. Ende letztes Jahr erreichten wir bei Vigodent, unserer brasilianischen Gruppengesellschaft, operative Stabilität, nachdem wir zuvor das Management ausgetauscht und gestärkt hatten. Allerdings warf uns die Qualität des lokal eingekauften Rohmaterials zurück und führte zu Produktionsschwierigkeiten. Diese sind nun erkannt und weitgehend behoben. Für das zweite Halbjahr sind wir zuversichtlich. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem positiven Beitrag, der jedoch noch nicht signifikant ausfallen wird. Mittelfristig rechnen wir mit vergleichbaren Beiträgen, wie die anderen Gruppengesellschaften leisten.

Die Schuldenkrise hat viele Länder Europas fest im Griff. Wie wirkt sich dies auf das COLTENE-Geschäft aus, in welchen Ländern lief das Geschäft gut, in welchen weniger?

Da wir nicht Investitionsgüter sondern Dentalverbrauchsgüter herstellen, hat die Schuldenkrise geringen Einfluss auf unser Geschäft. Generell entwickelten sich die europäischen Länder für uns uneinheitlich. Ursache dafür sind jedoch vorab andere Gründe. So wurden zum Beispiel die Abschwächung der Märkte und Veränderungen bei den Vertriebsorganisationen in Frankreich, Deutschland und Österreich durch den Abbau von Lagerbeständen bei den Vertriebsgesellschaften verschärft. In Italien sowie in der Region Grossbritannien und Irland hingegen konnte COLTENE gegenüber dem ersten Halbjahr 2011 ein solides Wachstum von 42,1% beziehungsweise 19,7% verzeichnen, in der Schweiz wurde der Umsatz um 3,3% übertroffen.

Welche Umsatzerwartungen haben Sie für die zweite Jahreshälfte?

COLTENE hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren ein Umsatzwachstum (vor Sondereffekten) zu erzielen, das leicht über dem Gesamtmarktdurchschnitt liegt.

Welche Massnahmen sind geplant?

Im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahrs 2012 konzentriert sich COLTENE auf die weitere Optimierung der Unternehmensorganisation, Effizienzsteigerungen in der weltweiten Logistik und die Überprüfung der Fertigungsprozesse der verschiedenen Produktgruppen. Ein zweiter Fokus liegt auf der Globalisierung und konzernweiten Integration des Marketingkonzepts.

«COLTENE investierte im ersten Halbjahr 2012 wie bereits zuvor signifikante F&E-Ressourcen in die Entwicklung neuer, innovativer Produktplattformen für Zahnärzte.»

Welche neuen Produkte in den Bereichen Restauration, Ästhetik und Endodontie konnten zuletzt lanciert werden?

Das sind insbesondere das neue Komposit-Veneer-System COMPONEER™ und die HyFlex™ Controlled-Memory-Feilen. Ein weiteres neues Produkt ist SoloCem, ein selbstadhäsiver Komposit-Zement mit antibakteriellem Zinkoxid, der für besonders geringe Schrumpfungswerte sowie für eine sichere und dichte Restauration sorgt.

Wie viel investiert COLTENE in die Entwicklung neuer Produkte für Zahnärzte und wo setzt das Unternehmen die Schwerpunkte?

COLTENE investierte im ersten Halbjahr 2012 wie bereits zuvor signifikante F&E-Ressourcen in die Entwicklung neuer, innovativer Produktplattformen für Zahnärzte. Angesichts des grossen Wachstumspotenzials von COLTENE in den Bereichen Restauration, Ästhetik und Endodontie konzentrieren sich wir uns derzeit auf die Erweiterung der bestehenden Produktgruppen.

Herr Schaufelberger, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Martin Schaufelberger (1964) verfügt über eine langjährige und sehr erfolgreiche Führungserfahrung in mittelgrossen, weltweit tätigen Unternehmen. Vor seinem Eintritt bei COLTENE war er seit 2007 CEO der Kunststoff Schwanden AG, in die er 1998 als Leiter Marketing und Vertrieb eintrat. Für Zellweger Uster AG trug er Mitte der neunziger Jahre die Verantwortung für die japanische Tochtergesellschaft und leitete dann bis 1998 den Verkauf und das strategische Marketing des Geschäftsbereichs Garnreiniger. Martin Schaufelberger ergänzte seine Ausbildung als Elektroingenieur 1993 mit einem MBA in Marketing. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Zum Unternehmen:
COLTENE ist ein international führendes Unternehmen für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von zahnmedizinischen Verbrauchsgütern und Kleingeräten. COLTENE verfügt in den USA, in der Schweiz  sowie in Deutschland und Ungarn über modernste Produktionsstätten. Weltweit vertrauen Zahnärzte und Dentallabors auf Produkte von COLTENE sowohl bei traditionellen als auch implantatbasierten Therapieformen und Zahnrekonstruktionen. Die Namenaktien von COLTENE (CLTN) werden an der SIX Swiss Exchange gehandelt.

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