Matthias Huenerwadel, CEO Zehnder Group, im Interview

Matthias Huenerwadel, CEO Zehnder Group, im Interview
Matthias Huenerwadel, CEO Zehnder AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Huenerwadel, Zehnder hat die Coronakrise eindrücklich hinter sich gelassen und das mittelfristige EBIT-Ziel erhöht. Haupttreiber dürfte das Belüftungsgeschäft sein, nicht wahr?

Matthias Huenerwadel: Richtig. Im Wachstumsgeschäft Lüftungen wollen wir unsere Wettbewerbsposition durch Investitionen in die Markt- und Produktentwicklung weiter ausbauen. Für das Heizkörpergeschäft hingegen verfolgen wir eine Erntestrategie, das heisst, wir wollen einerseits unsere starke Marktposition nutzen, um weitere Marktanteile zu gewinnen und andererseits die Betriebsabläufe kontinuierlich optimieren.

War es der Cocooning-Effekt, der die Nachfrage nach Comfort-Belüftungslösungen befeuert hat?

Während der Pandemie gaben die Menschen in der Tat weniger Geld auswärts aus und investierten vermehrt in ihr Zuhause. Dies betraf aber nicht nur Lüftungen. Unsere Verkäufe von Heizkörpern via Baumärkte entwickelten sich auch positiv. Zudem wurden energieeffiziente Systeme in einigen Ländern durch Steueranreize gefördert.

«Auch unsere Verkäufe von Heizkörpern via Baumärkte entwickelten sich positiv.»
Matthias Huenerwadel, CEO Zehnder Group

Wo will Zehnder stehen, wenn man ganz langfristig nach vorne blickt?

Ambition ist es, unsere Stellung in beiden Bereichen, Lüftungen und Radiatoren auszubauen und dabei eine führende Stellung in all unseren Zielmärkten in Europa, Nordamerika und China zu erreichen.

Beeindruckend ist Ihre Kapitaleffizienz mit nun 22,6 Prozent. Ist das jetzt ein einmaliger Ausrutscher nach oben?

Was die Rendite auf dem eingesetzten Kapital betrifft, so soll diese mittelfristig über 20 Prozent liegen.

Wieweit wird sich die geringe Steuerrate von jetzt 12 Prozent wieder normalisieren?

Die Steuerquote war sowohl 2021 als auch 2020 durch die Nutzung von Verlustvorträgen und die Schweizer Steuerreform deutlich niedriger als in den Vorjahren. Sie wird sich 2022 wieder normalisieren.

Die kräftige Dividendenerhöhung hat die Anleger ja begeistert. Wie wollen Sie die Erwartungen jetzt managen?

Wir verfolgen eine kontinuierliche Dividendenpolitik. Diese sieht vor, 30–50% des konsolidierten Reingewinns auszuschütten.

Kanada ist ein Land mit gewaltigen Temperaturschwankungen. Ist das der Grund für Ihre neuste Übernahme von diesem Februar?

Wir wollen in ganz Nordamerika weiterwachsen. Mit der Akquisition von Airia bauen wir unsere Marktposition aus.

Das Thema Energieeffizienz dürfte jetzt wo es an den Erdöl- und Erdgasmärkten drunter und trüber geht Ihr Geschäft kräftig befeuern, nehme ich an?

Die Nachfrage nach Systemlösungen für energieeffiziente, gesunde, behagliche und nachhaltige Gebäude dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Wir bieten dafür die geeigneten Produkte.

«Diverse Baukonzerne in China hatten – oder haben immer noch – Zahlungsschwierigkeiten.»

Haben Sie eigentlich Zahlungsausfälle durch die Finanzprobleme einiger Baufirmen in China in Folge der Evergrande-Krise?

Diverse Baukonzerne in China hatten – oder haben immer noch – Zahlungsschwierigkeiten. Die gesunkene Kreditwürdigkeit haben wir mit entsprechenden Wertberechtigungen auf Forderungen berücksichtigt. Dabei überprüfen wir die Entwicklung der Immobilienbranche in China kontinuierlich.

Die Niederlande waren im letzten Jahr besonders hart vom Mangel elektronischer Komponenten durch die weltweiten Supply Chain – Probleme betroffen. Können sich eigentlich die Niederlassungen in solchen Fällen untereinander aushelfen?

Unsere Tochtergesellschaften, vor allem neu akquirierte, haben unterschiedliche Lieferanten. Da wir in unserer Niederlassung in den Niederlanden in der Vergangenheit eine Just-in-time-Produktion hatten, war der Mangel dort am stärksten zu spüren. Wir arbeiten an einer stabileren Lieferkette.

«Die derzeitige politische und militärische Lage in Russland und der Ukraine wird sich wahrscheinlich auf die Basismaterialien für Stahl und die weitere Entwicklung der Energiekosten auswirken.»

Wie sehen Sie den Stahlmarkt für Zehnder?

Angebotsseitig hat sich der Stahlmarkt nach einem schwierigen ersten Halbjahr im Verlauf von 2021 wieder eingependelt, allerdings bei massiv höheren Einkaufspreisen. Anfang 2022 hatten sich die Energiepreise bereits stark erhöht. Die derzeitige politische und militärische Lage in Russland und der Ukraine wird sich wahrscheinlich auf die Basismaterialien für Stahl und die weitere Entwicklung der Energiekosten auswirken. Die Zukunft ist schwer einschätzbar, da die Dauer des Kriegs und die weitere Entwicklung der Situation offen ist.

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